Donnerstag, 09. Dezember 2010
Vor zwei Jahrtausenden in unserer Heimat
Ausstellung in der Völklinger Hütte erzählt vom Leben der Kelten – Kein Volk von Barbaren
Die Kelten waren keineswegs Barbaren, sondern wahre Meister in der Eisenherstellung und Begründer der ersten, allerdings kurzen Hochkultur Europas. Wie sie mit Hilfe eines „Rennofen“, aus dem das geschmolzene Eisen „rann“, ihr Eisen verhütteten, um es dann zu schmieden, ist jetzt in der Ausstellung „Die Kelten. Druiden. Fürsten. Krieger“ zu sehen. Die Schau soll den Besuchern vor Augen führen, wie die Menschen in unseren Breiten vor etwa 2500 Jahren lebten – oder gelebt haben könnten.
Was die Ausstellungsmacher dem Publikum präsentieren, könnte fast aus der Gegenwart stammen: Ein Häuschen, nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nachgebaut, mit Türen, Fenstern, lehmverputzten Wänden und einem festen Dach. Die Kleidung wirkt praktisch und robust, die Werkzeuge für Haus und Hof wie Messer, Hammer, Zangen oder Scheren ähneln stark den bis heute üblichen, die Wolle ist fein gesponnen. Die Kräuter aus früherer Zeit, die in der Ausstellung zum Riechen ausgelegt sind, gibt es auch heute noch. Nur der Met aus einer Staude ist aus der Mode gekommen.
Die Besichtigung der Alltagswelt der Kelten ist sozusagen ein Appetithappen für die Besucher, um anschließend bei einem Rundgang durch die eigentliche Ausstellung mit mehr als 1600 Exponaten aus dem achten bis ersten Jahrhundert vor Christus mehr über Druiden, Fürsten und Krieger zu erfahren. Der Direktor der Weltkulturerbestätte Völklinger Hütte, Meinrad Maria Grewenig, spricht von der „weltweit größten Keltenausstellung, die je zu sehen war“. 41 Leihgeber aus ganz Europa, darunter das Keltenmuseum im österreichischen Hallein und Museen in Kopenhagen, Wien, London und verschiedenen deutschen Städten, unterstützen die Schau, die zwei Millionen Euro gekostet hat.
Nach heutigem Forschungsstand war die Region Saarland, Rheinland-Pfalz, Lothringen, Luxemburg und mit Teilen von Belgien vor 2500 Jahren ein Zentrum keltischer Kultur mit besonders vielen bedeutenden Fürstengräbern. Ab 480 vor Christus entwickelte sich die Latène-Kultur, mit der sich von den keltischen Siedlungen an Saar, Mosel und Hochrhein sowie von der Champagne ein neuer Kunst- und Lebensstil ausbreitete. Zu den Meisterwerken der Epoche zählen eine Schale aus dem Fürstengrab von Schwarzenbach, ein Halsring der Fürstin von Reinheim und Goldschmuck aus dem Fürstinnengrab von Waldalgesheim.
Präsentiert werden zudem weitere Schmuckstücke, Münzen, fürstliche Insignien, Töpferarbeiten, Bronzegeschirr und -krüge, Eisenhelme, kunstvoll verzierte Schwerter sowie andere Waffen und Werkzeuge. Zu sehen sind auch die Schleudersteine, die bei den römischen Soldaten wegen ihrer Wirkung überhaupt nicht beliebt waren, sowie Eisenbarren, mit denen seinerzeit rege gehandelt wurde.
Dass die Kelten tatsächlich ein Kulturvolk waren, lässt sich nach einem Ausstellungsrundgang kaum noch abstreiten, selbst wenn die Römer sie letztlich doch besiegten und ihren Untergang besiegelten.
Hinweis: Die bis 22. Mai dauernde Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen. Infotelefon: 06898/910010. Internet: www.voelklinger-huette.org