Donnerstag, 05. Mai 2011
Bewegende Momente in Rom
Bischof Karl-Heinz Wiesemann: Glaubenskraft des seligen Johannes Paul II. wirkt weiter
Unter dem tosenden Applaus von mehr als einer Million Menschen auf dem Petersplatz, in der Via della Conciliazione und auf den großen Plätzen Roms wurde als Höhepunkt der Seligsprechung das Bild Johannes Pauls II. an der Fassade des Petersdoms enthüllt. Das sei auch für ihn „ein sehr bewegender Moment“ gewesen, so Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann am Abend des 1. Mai im Gespräch mit dem „pilger”. Das Bild – es handelt sich um eine Aufnahme aus dem Jahr 1995 – habe in ihm „sehr viele Bilder ganz stark in Erinnerung“ gerufen. „Ich habe in den Jahren, in denen ich in Rom gelebt und studiert habe, viele Begegnungen auch persönlicher Natur mit Papst Johannes Paul II. gehabt.“ Diese seien plötzlich wieder ganz präsent gewesen – und die Erinnerung, wie er auf Menschen zugegangen sei, Mut gemacht habe zum Glauben.
Bereits bei der ersten Ansprache nach seiner Wahl habe Johannes Paul II. den Menschen zugerufen: „Habt keine Angst. Reisst die Tore weit auf für Christus. Öffnet die Grenzen der Staaten, die wirtschaftlichen und politischen Systeme, die weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht. Habt keine Angst!“ Johannes Paul II. habe deutlich gemacht, dass der Glaube eine ungeheure Kraft besitzt, eine Kraft selbst Grenzen zu verändern. „Habt keine Angst, geht in die Zukunft“, das sei seine Botschaft auch an die Christen heute.
Gerade wir Deutschen dürften nicht vergessen, dass der neue Selige ganz entscheidend daran mitgewirkt hat, dass die Grenzen wischen West und Ost in Europa fallen konnten. Hinter diesem Einsatz für die Überwindung der Grenzen und das Miteinander der Völker habe seine Kraft gestanden, an die Zukunft zu glauben und das Mut machende, dass die christliche Botschaft die Menschen auch heute erreicht und unter ihnen ihre Zukunftskraft entfalten kann.
Eine zweite Botschaft Papst Johannes Pauls II. liege in seinem Zeugnis begründet, mit Leib und Seele zu glauben. Am Ende sei er körperlich sehr gezeichnet gewesen, „aber auch hier glaubte er mit Leib und Seele“. In seinem Leben und Sterben habe er glaubhaft gemacht, dass Gott Menschen mit Leib und Seele ergreifen kann. Auch hier lägen noch viele „gute Botschaften“ für die Verkündigung. Die Seligsprechung könne auch Anlass sein, „das geistliche Gut“ des neuen Seligen, etwa seine Enzykliken mit ihren „tiefen und großartigen Gedanken“ neu in den Blick zu nehmen.
Der Besucherandrang bei der Seligsprechung Johannes Pauls II. ist für Bischof Wiesemann ein deutlicher Hinweis, dass dessen Menschen bewegende Kraft, bis zum Zeugnis seines Sterbens, bis heute Spuren hinterlassen hat – und nicht nur in Polen. Vor allem auch in Italien sei er durch seine vielen Besuche in den Pfarreien und Einrichtungen der Diözese Rom und im Land insgesamt er als Papst bei den Menschen in nachhaltiger Erinnerung.
Das Bistum Speyer ehrt am 15. Mai, am Papstsonntag, den neuen Seligen. Bischof Wiesemann verweist auf die Predigt von Papst Benedikt während der Seligsprechung, in der dieser auf sein enges Miteinander mit Johannes Paul II. hingewiesen hatte. Daher sei der 15. Mai ein guter Tag, für den jetzigen Papst Benedikt und für Johannes Paul zu beten – und von dem neuen Seligen die Fürsprache für die Kirche von heute zu erbitten.
(Norbert Rönn)
Die Predigt von Papst Benedikt XVI. zur Seligsprechung finden Internetnutzer auf unserer Seite http://www.pilger-speyer.de/im-wortlaut/