Mittwoch, 27. November 2024
Witzig, warm, wertvoll
Ein Adventskalenderbuch für die ganze Familie
Das Buch „Noch besser als Schokolade“ hat 24 Kapitel. Doch es fällt schwer, sich auf eines pro Tag zu beschränken. Denn die
Geschichte von Familie Weißborn überzeugt mit Herz und Humor.
Kurz vor Weihnachten geht es bei der Familie Weißborn drunter und drüber. Vater Johann hat Ärger mit der Bank, weil die Kreditrate überfällig ist – und mit seinem Verlag, weil sein Buch nicht fertig wird. Wie auch? Der Witwer muss sich allein um seine vier Kinder kümmern: um die 13-jährigen Zwillinge Jakob und Luisa, die mitten in der Pubertät stecken; um Till, der mit seiner Trisomie 21 eigentlich auf eine Inklusionsschule geht und doch immer wieder zu Hause lernen muss, weil seine Inklusionsbetreuerin ständig krank ist, „insbesondere montags, nach den Ferien und bei schönem Wetter“. Und um Carlotta, mit sieben Jahren die Jüngste, die gut Fußball spielt und dauernd zum Trainung oder Auswärtsspielen gebracht werden muss.
Bei all dem Trubel hat Johann vergessen, Adventskalender für seine Sprösslinge zu kaufen. Zum Glück können ihn Oma Sofia und Opa Holger retten. Doch am Morgen des 1. Dezember sind nur noch klägliche Reste übrig. Alles geplündert. Johann ist sauer.
Die Kinder sind reumütig: „Papa, wir haben uns was überlegt. Wir laden Oma Sofia und Opa Holger ein …“, beginnt Carlotta und Till ergänzt: „um unser Verbrechen zu bleichen …“ Luisa korrigiert: „beichten.“ Solche Dialoge gibt es viele. Sie lassen einen glauben, man säße mit bei der Familie am Tisch – so realistisch klingen sie.
„Dazu muss man stehen?“
Als Oma Sofia vorbeikommt, rücken die Enkel schnell mit der Sprache raus. „Ich finde es richtig gut, dass ihr das ansprecht. Dazu zu stehen, wenn man einen Fehler gemacht hat, ist gar nicht so einfach“, sagt Oma. „Ach, dazu muss man stehen?“, fragt Till irritiert und steht auf. Es ist süß, wie er immer alles wörtlich versteht. „Nein, das geht auch im Sitzen“, beruhigt ihn Jakob.
Ja, ein bisschen pädagogisch ist es auch. Etwa als die Oma erklärt, warum sie den Kindern Adventskalender geschenkt hat: damit die Kinder jeden Tag eine kleine Freude haben. Denn „Schenken macht Freude, vor allem dann, wenn die andere Person gar nicht damit gerechnet hat“, sagt sie. Und schlägt vor, dass sie alle den anderen eine Freude machen können. Und so erfinden sie zusammen den „Adventskalender mit Beeinträchtigungen mit ohne Schoki“. Darin enthalten: „Verschenk-heimlich-was-Tage“ und „Sei-voll-ehrlich-Tage“ und „Einer-für-alle-und-alle-für-einen-Tage“. Jeden Tag muss ein Familienmitglied einen Zettel aus dem Glas ziehen und die darauf geschriebene Anweisung an dem Tag erfüllen. Welche Folgen das Ganze hat, erzählt das Buch.
Lesenswert ist es in jedem Fall: Es ist eine Geschichte über Familienzusammenhalt, Inklusion, Trauer und Gott. Sie vereint Tiefgang und Leichtigkeit und überzeugt durch viel Humor. Wer auf der Suche nach einem etwas anderen Adventskalender ist, wird hier fündig. (Jasmin Lobert)
Thomas Franke: Noch besser als Schokolade. Gerth Medien, 208 Seiten, 16 Euro