Donnerstag, 17. August 2023
Beten für die Stadt
Kathrin Weigelt betet. Privat und inzwischen auch beruflich
Kathrin Weigelt baut in Erfurt ein überkonfessionelles Gebetshaus auf. Damit soll ein Ort entstehen, an dem sich Gott und Mensch begegnen können. Beten verändert die Welt, ist Weigelt überzeugt.
„Das Lob Gottes ist die Mitte meines Lebens“, betont Kathrin Weigelt, die in Erfurt im Auftrag der Missionsgesellschaft „Globe Mission“ ein überkonfessionelles Gebetshaus aufbaut. Sie hat eine Vollzeitstelle mit dem Schwerpunkt Gebet. Das heißt: 50 Prozent ihrer Arbeitszeit sind fest fürs Beten eingeplant.
Eine solche Aufgabe kennt man sonst nur von Ordensleuten oder von Eremiten, doch Ordensfrau oder Eremitin ist Weigelt in keinster Weise. Freundschaften und Kontakte sind für sie und ihre Arbeit sehr wichtig. Sie sagt: „Ich sehe meine Aufgabe darin, neben dem Gebet ein Netzwerk von Gläubigen aufzubauen, die gemeinsam in das Lob Gottes und ins Gebet einstimmen.“
Kathrin Weigelt wurde 1978 in Thüringen geboren. „Mein Herz schlug von klein auf für das Singen und die Musik“, erzählt sie. Hauptberuflich war sie zunächst 15 Jahre Grundschullehrerin für Musik. Daneben engagierte sie sich ehrenamtlich als Musikerin in Solo- und Bandprojekten sowie in Gospelchören. „Dabei sammelte ich Erfahrungen, die mir heute helfen.“
Ein langer Weg im Glauben
Ihr Weg führte sie schließlich weiter zur leidenschaftlichen Beterin. Inspiriert ist sie dabei von einem Wort aus dem Johannesevangelium. Dort steht: „Gott ist Geist, und die, die ihn anbeten wollen, müssen dabei von seinem Geist bestimmt und von Wahrheit erfüllt sein.“ (Johannesevangelium 4,24)
Weigelt ging im Glauben einen langen Weg. „Ich war schon ,so etwas wie christlich‘, aber kein wirklicher Christ, der Jesus nachfolgt“, sagt sie. In der DDR wuchs sie nichtchristlich auf. Zur Wendezeit ging Weigelt erstmals in die Kinderstunde der evangelischen Kirche ihres Heimatortes. „Ich begann an Gott zu glauben und ließ mich taufen und konfirmieren. Ich besuchte die sehr aktive Jugendgruppe, begann mich zu engagieren.“
Später im Studium in Erfurt war es die dortige SfC-Gruppe (Studenten für Christus). Heute sieht Weigelt diese Zeit kritisch: „Ich glaubte an Gott, gestaltete mein Leben jedoch nicht mit ihm. Ich las nicht in der Heiligen Schrift, betete nicht eigenständig, kurz: Ich hatte keine tägliche Routine, wie ich Zeit mit Gott verbringe.“ Ihr damaliges Glaubensleben empfindet sie heute eher als eine Art Pflichtbewusstsein.
Dann kam die Zeit, in der sich Weigelt immer weniger unter Christen aufhielt. „Ich hielt zwar am Glauben fest, doch er hatte noch weniger Platz in meinem Leben. Schließlich besuchte ich nur noch am Heiligen Abend den Gottesdienst.“
Die Kehrtwende kam 2015. Weigelt: „Ich erlebte einen beruflichen Burnout. Mein bisheriges Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Da erinnerte ich mich an meinen früheren Glauben und besuchte einen ganz normalen Gottesdienst.“ Dort begegnete ihr Gott spürbar, und es entwickelte sich bald eine tiefe und enge Beziehung zu ihm.
Volontariat im Gebetshaus Augsburg
Die heutige Gebetsmissionarin kehrte buchstäblich um und suchte Gottes Führung in ihrem Leben. Sie fand eine Gemeinde und Glaubensgeschwister. „Doch das Wichtigste: Ich begann damals selbstständig Zeit mit Gott zu verbringen, zu beten, in der Heiligen Schrift zu lesen, lernte, seine Stimme zu hören.“
Seit 2017 war sie im Lobpreis- und Anbetungsdienst aktiv. Zunächst im Lobpreisteam einer Erfurter Pfingstgemeinde. Später bildete sie dort Teams für die Gemeinde aus. Heute sagt sie: „In all den Jahren wurden mir Gebet und Fürbitte immer wichtiger.“
Im Jahr 2020 durchlief Weigelt im Gebetshaus Augsburg ein Volontariat und lernte die Tätigkeit von Gebetsmissionaren kennen. „Dort spürte ich, dass Gott mir sein Herz für Erfurt zeigte und wie sehr er sich danach sehnt, dass es hier einen Ort für leidenschaftlichen Lobpreis, Anbetung und Gebet gibt.“
2022 wurde Weigelt Missionarin bei Globe Mission. Ihre Wirkungsfelder sind neben dem Gebet und der Anbetung Gottes Besuche in Gemeinden und Thüringer Gebetsgruppen. Sie vermittelt dort die Vision und den Auftrag eines Gebetshauses. Zudem leitet sie ein gerade entstehendes Gebetsteam. Die Basis: „Wir hören auf Gott, wann welche Schritte gegangen werden sollen.“
Ein Wort aus der Heiligen Schrift liegt Weigelt in ihrem Engagement besonders am Herzen: „Und wenn mein Volk, das meinen Namen trägt, dann Reue zeigt, wenn die Menschen zu mir beten, meine Nähe suchen und zu mir zurückkehren, will ich sie im Himmel erhören, ihnen die Sünden vergeben und ihr Land heilen.“ (2. Chronik 7,14). „Mein Leben ist dafür ein lebendiges Zeugnis“, ist Weigelt überzeugt.
Auf dem Erfurter Petersberg gibt es inzwischen das wöchentliche Fürbitten-Stadtgebet, das sie in der Anfangszeit auch schon mal alleine hielt. „Schon hier wollen wir in unserem intensiven Beten Gott zeigen, dass wir ihn leidenschaftlich lieben“, so Weigelt.
„Beten, um das Wohl einer Stadt zu fördern“
Sie sagt weiter: „Wir stehen als Gläubige in der Verantwortung, Gott zu suchen und zu beten, um das Wohl einer Stadt zu fördern.“ Und: „Was könnte sich dadurch alles zum Positiven wandeln in den verschiedenen Gesellschaftsbereichen, sei es in Wirtschaft und Politik, in Kirche und Familie, in Kunst und Kultur?“
So können beispielsweise stadtweite oder regionale christliche Hilfswerke durch das Gebet gestärkt werden. „Diese leisten praktische Nächstenliebe und bringen Hoffnung zu denen, die am Rande der Gesellschaft stehen.“ Gottes Herz werde so für die Menschen sichtbar, gerade auch für diejenigen, die Gott noch nicht kennen. „Wenn Kirchen und Gemeinden zum Wohle von Stadt und Region zum Gebet zusammenkommen, können die Worte des Vaterunsers Wirklichkeit werden“, betont Weigelt. „Gott liegt das am Herzen. Darum beten wir: ‚Dein Reich komme und Dein Wille geschehe – wie im Himmel so auf Erden‘“, so die Erfurter Missionarin.
Weigelt verweist darauf, dass kein Gebetshaus dem anderen gleicht: „Unser Gott ist kreativ und strategisch. Jedem gibt er eine individuelle Ausrichtung.“ Eines verbindet jedoch alle: Aus vollstem Herzen schenken die im Gebetshaus Engagierten Gott all ihre Liebe und legen all ihren Glauben in die Fürbitte. (Holger Jakobi)
Die Gebetsmissionare
Gebetsmissionare fühlen sich wie Ordensleute von Gott berufen für das Gebet und die Anbetung. Nur ohne Klosterleben oder Zölibat. Viele sind verheiratet und haben Familie, sie leben in normalen Wohnungen oder Häusern. Beten und praktische Tätigkeiten sind zu etwa gleichen Teilen verteilt. Gebetsmissionare laden andere zum Gebet ein – viele von ihnen arbeiten in Gebetshäusern weltweit. In den letzten zehn bis 15 Jahren gründeten sich viele Gebetshäuser, in Deutschland unter anderem in Augsburg und Freiburg. Der Ursprung der Gebetshäuser-Bewegung liegt in einer Initiative von Pastor Yonggi Cho in Seoul, der 1973 den „Prayer Mountain (Gebetsberg)“ ins Leben rief. Seither wird dort Tag und Nacht gebetet.
Weitere Informationen:
www.gebetshaus-erfurt.de
www.globemission.org