Donnerstag, 03. August 2023
Beste Aussicht auch vom Rollstuhl aus
Die „BUGA 23“, die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim, erweist sich als Publikumsmagnet und wird von den allermeisten Besuchern gelobt. Das hat eine Umfrage zur Halbzeit ergeben. „94 Prozent der Befragten wollen die BUGA 23 an ihre Freunde und Familie weiterempfehlen, 95 Prozent waren mit ihrem Besuch insgesamt sehr zufrieden. 80 Prozent planen, die BUGA 23 bis zum 8. Oktober noch einmal zu besuchen“, teilt die Deutsche Bundesgartenschau-Gesellschaft dazu mit.
Es gibt viel zu sehen und jede Menge zu erleben auf den beiden Arealen der Schau – dem Spinelli-Gelände zwischen den Stadtteilen Feudenheim und Käfertal und dem Luisenpark in der Oststadt, der vor knapp 50 Jahren schon einmal Schauplatz einer Bundesgartenschau war. Mehr als 100 Hektar Fläche umfasst die Schau insgesamt, die zu entdecken sich lohnt, die zu durchwandern aber auch eine gehörige Wegstrecke bewältigen heißt. Dass das auch für Menschen, die etwa auf einen Rollstuhl angewiesen oder nicht – mehr – ganz so gut zu Fuß sind, sehr wohl möglich ist, zeigt eine kleine Umschau in Sachen barrierearmer Erkundungswege.
Es ist ein Mittwochvormittag im Juli. Beim BUGA-Haupteingang am Luisenpark sammelt sich ein stetiger Besucherstrom, um aufs Gelände einzuchecken. Viele davon mit Rollatoren, Kinderwagen, manche im Rollstuhl. Die Straßenbahnen – reguläre Linien wie auch der „BL-Express“ vom Hauptbahnhof her – BL steht für „BUGA Luisenpark“ – halten hier direkt vor der Tür. Sie können dank entsprechender Bahnsteige barrierefrei genutzt werden und bieten auch die nötigen Plätze für Kinderwagen und Rollstuhlnutzer. Just jenseits der Theodor-Heuss-Anlage, der Straße, die am Luisenpark-Haupteingang vorbeiführt, liegt der Reisebusparkplatz. Auch von hier strömen die Besucher. Freie Parkplätze für PKW sind in diesem Bereich allerdings jetzt sehr viel dünner gesät. Wer mit dem Auto anreist, wird vorrangig zum Parkplatz am Maimarktgelände geleitet, kann von dort aus einen Busshuttle zum Haupteingang am Spinelli-Gelände nutzen. Auch dort gibt es einen Straßenbahn-Haltepunkt, an dem neben anderen Linien der „BS-Express“ hält, der wie der „BL-Express“ ebenfalls am Mannheimer Hauptbahnhof startet. Der Fußweg von dieser Haltestelle, „Talstraße“, zum BUGA-Eingang ist allerdings deutlich weiter als der beim Luisenpark-Eingang. Besucher mit Beeinträchtigungen, die einen blauen Schwerbehindertenparkausweis haben, können aber exklusive PKW-Parkflächen direkt beim Spinelli-Haupteingang nutzen.
Der Luisenpark empfängt die Besucher mit neu angelegter Blütenpracht und lauschigem Blätterdach alter Bäume, einer neu gestalteten Parkmitte mit Gehegen, Volieren und Schauhäusern, Restaurants, Biergärten und Eisständen, Bühnen. Neben hier und da anzutreffenden Treppenstufen gibt‘s in den allermeisten Fällen auch stufenfreie Zugangswege direkt daneben. Wer für die Anreise darauf verzichtet hat, eine Mobilitätshilfe wie Rollstuhl oder Rollator mitzubringen, kann sich hier – um unbeschwerter unterwegs sein zu können – direkt am Eingang eine leihen. 25 Euro Pfand müssen dafür hinterlegt werden und bis abends 19 Uhr muss sie zurückgebracht werden. Dann gibt‘s auch das Pfand zurück. Wie am Luisenpark-Eingang wird eine solche Ausleihe auch am Spinelli-Eingang geboten. Die Gefährte sind begehrt, informieren die Mitarbeiterinnen in den Ausleihstellen und empfehlen besonders für Wochenendbesuche die mindestens drei Tage vorherige Buchung unter tickets@buga23.de per E-Mail.
Dass der BUGA-Besuch barrierearm und genussreich ist, bestätigt nicht nur die Tatsache, dass viele Besucherinnen und Besucher ganz selbstverständlich mit ihren Rollatoren, Rollstühlen oder auch E-Mobilen im Menschenstrom unterwegs sind. Das bestätigen die Gäste auch selbst: Wie etwa Gertraude Schulz aus Heddesheim, die von ihrer Tochter im Rollstuhl an diesem Mittwoch an den bunten Blumenbeeten vorbeigefahren wird. Sie sei überrascht von der Willkommenskultur und der hervorragenden Organisation im Bezug auf Barrierefreiheit, sagt sie. Das gelte auch für die Toilettenanlagen. Mutter und Tochter sind mit dem Pkw angereist, haben das Auto auf dem Behindertenparkplatz am Spinelli-Eingang abgestellt. Den Weg vom Spinelli-Gelände zum Luisenpark haben sie per Seilbahn zurückgelegt. Zu- und Ausstieg seien problemlos, dank entsprechend geräumiger Gondeln, breiten Türen und helfenden Händen des Personals. Auch ein Besucher aus Berlin, der mit seinem E-Mobil unterwegs ist, bekräftigt: „Ich bin überall gut hingekommen.“
Man kann die Attraktionen auch bequem an sich vorüberziehen lassen, indem man die Bähnchen nutzt, die durchs Gelände zuckeln. Besonders angenehm ist das auf dem Spinelli-Gelände, denn das ist besonders weitläufig mit seinem Experimentierfeld und den Themengärten – auch der „MöglichkeitsGarten“ der Kirchen ist hier – der U-Halle mit wechselnden Blumenschauen und Ausstellungen auf 11 000 Quadratmetern, dem Spiel- und Bewegungsbereich am Nordrand in der sogenannten Parkschale, und der „weiten Mitte“, an deren südwestlichem Rand der Panoramasteg zum Blick in die Feudenheimer Au einlädt. Die Züge des „bwegt“-Express fahren für vier Euro Rundkurse mit Haltepunkten an den wichtigsten Stellen. Über Lautsprecher gibt‘s dabei jede Menge Infos zu dem, was zu sehen ist, und jeweils der letzte Waggon hat ein Abteil für Mobilitätshilfen und ihre Nutzer. Auch das für einen Euro pro Teilstrecke zu nutzende Duojing-Bähnchen im Luisenpark hat Plätze zur Lagerung von Mobilitätshilfen.
Schließlich steht auch eine Attraktion der BUGA 1975, die Gondoletta-Anlage im Theodor Kutzer-Weiher, Menschen mit Bewegungshandicap offen. Denn: „Isch trag jeden“, sagt Mario Frank, der sich selbst Gondelmann nennt und seit mehr als 25 Jahren denjenigen, die die seilgezogenen Bötchen nutzen, beim Ein- und Aussteigen hilft, in breitem Kurpfälzisch. 50 Minuten dauert der rund 1 800 Meter lange Rundkurs auf der Wasserlandschaft, und dank Marios Hilfe können auch Menschen, die eine Gehhilfe oder einen Rollstuhl benötigen, das genießen. Vom Rollstuhl, der am Steg gesichert wird, trägt er sie buchstäblich auf seinen muskulösen Armen in das Boot. Und später wieder zurück. (Henning Wiechers)
Info zur BUGA unter www.buga23.de im Internet oder am BUGA-Telefon unter 0621/3999-2023.