Dienstag, 29. August 2023
Künstler lieben diese Aura
„KulturORT“ Wintringer Kapelle Bei Kleinblittersdorf im Saarland
Die Wintringer Kapelle, wie sie heute zu sehen ist, ist nur ein Teil einer weit größeren ehemaligen Prioratskirche. Gräberfunde lassen vermuten, dass hier im 11. und 12. Jahrhundert eine romanische Saalkirche stand. Im 13. und 14. Jahrhundert wurde ein Rechteckchor an der Ostseite hinzugefügt. Aus dem Saal entstand ein zweischiffiges Langhaus. Im 15. Jahrhundert wurde eine komplette neue Kirchenanlage mit einem dreischiffigen Langhaus, Chor und Apsis errichtet. Lediglich einige der Westteile waren erhalten geblieben und als eine Art Vorkirche mit dem Neubau verbunden worden.
Um 1635 wurde die gesamte Kirchenanlage zerstört und begann zu zerfallen. Chor und das östliche Mittelschiff des Langhauses wurden im 17. und 18. Jahrhundert als Kapelle wiederaufgebaut. Im 19. Jahrhundert wurden die Reste der Prioratskirche als Stall und Scheune benutzt. Ein Brand zerstörte 1905 die oberen Teile, die offene Ruine zerfiel. Zwischen 1995 und 2003 wurde die Wintringer Kapelle wieder instand gesetzt.
In dieser Zeit, betont Peter Lupp, Kulturreferent des Regionalverbandes Saarbrücken, sei die Idee entstanden, das mittelalterliche Bauwerk als kulturellen Ort der Gegenwart in der Region Saarbrücken zu nutzen. Ab 2006 wird das Vorhaben umgesetzt.Lupp weist auf die Besonderheiten des Sakralraums hin: die Sakramentsnischen in der Apsis, die Figurenkonsolen oder das Kalksteinrelief an der Wand. Die spätgotische, aus Holz gefertigte „Wintringer Madonna“ steht heute im Museum der Schlosskirche Saarbrücken.
Die Kapelle ist eine Station für Pilgerwanderungen, nicht zuletzt, weil sie am Sternenweg liegt. Vorträge und Gespräche zu verschiedenen Themen aus den Bereichen Kunst und Kultur sowie Ausstellungen stoßen auf große Resonanz. Unter dem Motto „Ex voto – I believe in miracles“ sind in diesem Jahr Werke der saarländischen Künstlerin Vera Loos zu sehen. Sie nimmt Bezug auf die ehemalige Prioratskirche als Ziel von Wallfahrern und Pilgern: Diese versprachen sich Heilung von Gnadenorten. Als Dank für Rettung und Hilfe hinterließen sie Votivgaben oder Votivbilder, die mit dem Hinweis „ex voto“ (wegen eines Gelübdes) versehen wurden. Die untergegangenen Rituale und Sendungen möchte die Künstlerin wieder aktivieren und ins Bewusstsein rücken.
Die Wintringer Kapelle und mit ihr der Bioland-Hof und das Landgasthaus Wintringer Hof sind eingebettet in das Unesco-Biosphärenreservat Bliesgau. Kunst, Kultur und Landschaft bilden laut Peter Lupp eine „wunderbare Kommunikationsbrücke“, die die Besonderheiten des Biosphärenreservats besser verstehen lassen. In seinen Augen ist es die Begegnung mit den künstlerischen Prozessen und das achtsame Wandern durch die alte Kulturlandschaft, die Kreativität, Offenheit und Beweglichkeit im Denken entfachen.
Die Wintringer Kapelle zwischen Kleinblittersdorf und Bliesransbach kann montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr, samstags bis 18 Uhr besichtigt werden.
Kontakt
Wintringer Hof (Schlüssel):
Telefon (06805) 902500
Gruppenführungen:
(06805) 902411
www.kulturort-wintringer-kapelle.de