Donnerstag, 17. August 2023
Papst besucht die Mongolei
Katholische Kirche in dem Steppenland gehört zu den kleinsten der Welt
Kurz nach seiner Portugal-Reise bricht Papst Franziskus schon wieder auf. Vom 1. bis 4. September ist sein nächstes Ziel die Mongolei. Nach den Mega-Messen in Lissabon dürfte dort die Gottesdienstbeteiligung deutlich niedriger ausfallen.
Dschingis-Khan-Flughafen, 1. September, 10 Uhr: Papst Franziskus landet als erster Papst der Geschichte auf mongolischem Boden. Viele Menschen werden sich an diesem Freitagmorgen wohl über die Aufregung wundern, die dieser ältere, weißgewandete Herr in ihrem Land verursacht. Sehr bekannt ist das katholische Kirchenoberhaupt dort bislang nicht. In der vom buddhistischen Lamaismus und vom Schamanismus geprägten Mongolei gibt es nur wenige Christen – und noch weniger Katholiken: gerade mal knapp 1 500.
Damit gehört die katholische Kirche dort zu den kleinsten der Welt. So gibt es auch keine Bistümer oder gar eine landeseigene Bischofskonferenz – aber seit 2022 einen Kardinal, den jüngsten der Weltkirche. Der 49-jährige Italiener Giorgio Marengo leitet die 2002 eingerichtete Apostolische Präfektur Ulaanbaatar, einen kirchlichen Verwaltungsbezirk; die Vorstufe eines Bistums. Ganze neun katholische Kirchen gibt es im Land, mit 29 Priestern, davon zwei Mongolen. International vertritt Marengo die Katholiken in der Mongolei bei der Zentralasiatischen Bischofskonferenz.
Hauptsächlich ausländische Missionare arbeiten in der Mongolei, die gut vier Mal so groß ist wie Deutschland. Dabei hat das gesamte Land weniger Einwohner als Berlin; über 40 Prozent leben in der Hauptstadt Ulaanbaatar. In den ländlichen Gebieten führen viele Menschen ein Nomadenleben. Sie ziehen mit ihren Viehherden von Weideplatz zu Weideplatz und leben in sogenannten Gers, der mongolischen Form einer Jurte. Die Rundzelte waren auch Vorbild für die katholische Kathedrale Peter und Paul in Ulaanbaatar.
In dem am dünnsten besiedelten Land der Erde will Franziskus vor allem die katholische Gemeinschaft stärken. An die Ränder gehen und dort den Glauben verkünden, ist ein zentrales Anliegen des Papstes. Kardinal Marengo, seit über 20 Jahren in der Mongolei, sieht in Franziskus‘ Besuch eine Ermutigung. Damit erkenne der Papst an, dass es auch in einem so kleinen Teil der Kirche etwas Wichtiges und Schönes gibt. In einem Interview kurz nach Bestätigung der Reise erklärte er weiter: „Ich glaube, für die Kirche in der Mongolei ist es vor allem die Frische eines aufkeimenden Glaubens, der voller Wunder ist.“
Zudem scheint die Mongolei Teil einer Art päpstlicher Reisestrategie in Asien zu sein. Franziskus betrachtet den flächen- und bevölkerungsmäßig größten Kontinent als Zukunftsregion der Kirche. Doch Franziskus ist nicht nur als katholischer Oberhirte unterwegs. Ausdrücklich betont der Vatikan auch den Aspekt der bilateralen Zusammenarbeit mit dem zwischen Russland und China gelegenen Staat, der sich seit etlichen Jahren auch stärker gen Westen orientiert. Mit der Demokratisierung der Mongolei nach dem Zerfall der Sowjetunion begannen auch die diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. 1992 kamen sowohl eine neue Verfassung als auch die katholische Kirche ins Land.
So trifft Franziskus bei seinem Besuch Staatspräsident Uchnaagiin Chürelsüch, Regierungschef Luvsannamsrai Oyun-Erdene und weitere Vertreter von Politik und Gesellschaft. Den Dialog, den die katholische Minderheit vor Ort mit anderen Religionen führt, will der Papst mit einem interreligiösen Treffen würdigen. An seinem letzten Besuchstag soll er ein katholisches Sozialzentrum einweihen. Spekulationen gibt es zudem um ein mögliches Treffen des Papstes mit dem Moskauer Patriarchen Kyrill I.(kna)