Redaktion der pilger

Mittwoch, 03. Juli 2024

Rollenwechsel möglich machen

Jesus streitet in der Synagoge von Nazareth mit den Schriftgelehrten. Illustration in der Bowyer Bible im Bolton Museum, England. (Foto:Annalisa/Adobestock )

Wir dürfen Jesus nicht allein auf alte Rollen festlegen

Jeder Mensch nimmt im Alltag unterschiedliche Rollen ein. Je nachdem in welcher Gruppe oder in welchem sozialen Kontext die Person sich aufhält, übernimmt sie eine andere soziale Rolle. So kann beispielsweise eine Person morgens in der Familie der fürsorgliche Elternteil sein, dann im Beruf strenge Vorgesetzte, in der Pause hilfreiche Kollegin oder hilfreicher Kollege und nach Feierabend als Freundin oder Freund ausgelassen feiern. Oftmals dienen diese Rollen dazu, in einer Gruppe Aufgaben zu verteilen, und erleichtern das Miteinander.

Es gibt äußere Einflüsse oder auch körperliche Einschränkungen, die einer Person die Möglichkeit rauben, eine bestimmte Rolle, wie z. B. die der starken Helferin weiter auszuüben, wenn die Person beispielsweise in Folge eines Schlaganfalls selbst hilfsbedürftig wird. Andere Rollen werden Menschen Zeit ihres Lebens nicht los, egal ob sie es wollen oder nicht. In manchen Situationen wünschen sich Menschen aber einen Rollenwechsel, sie wachsen im Laufe ihres Lebens aus einer bestimmten Rolle heraus, entwickeln sich weiter oder erschließen sich ganz bewusst neue Rollen.

So ungefähr hat das auch Jesus erlebt, als er nach längerer Zeit wieder in seinen Heimatort zurückgekehrt ist. In seiner Heimat, war er als Zimmermann bekannt. Als er auf einmal als Lehrer in der Synagoge auftrat und als wundersamer Heiler tätig werden wollte, passte das so gar nicht in das Bild derer, die ihn von klein auf kannten. Woher hat der Zimmermann dieses Wissen und woher nimmt er die Vollmacht, kranke Menschen zu heilen, fragen sie sich.

In seiner Heimat haben sich die Menschen an seinem Wandel gestört, den Zimmermann hätten sie gerne begrüßt, aber mit solch einem Wundertäter wollten sie nichts zu tun haben. Es gibt an dieser Stelle des Markusevangeliums keine Versöhnung. Jesus und die Menschen in seiner Heimat finden nicht zusammen. Jesus zieht mit seinen neuen Freundinnen und Freunden weiter.

Vielleicht gab es in Ihrer Heimat, in Ihrer Familie oder in Ihrer Beziehung auch solch eine Situation, in der sich eine Person weiterentwickelt hat, eine andere Rolle eingenommen hat, die das bisherige Rollengefüge in Bewegung brachte und die Menschen in der Umgebung mussten sich auf eine neue Rollenverteilung einlassen. Das geht nicht immer reibungsfrei und vielleicht ist es dann manchmal besser, wenn die Personen für eine bestimmte Zeit etwas Abstand nehmen, um sich selbst besser orientieren zu können.

Im äußersten Fall, wenn die Person sich und das, was ihre Identität ausmacht, verleugnen müsste, kann es auch angebracht sein, sich von alten Freunden, von der Familie oder der Heimat abzuwenden und getrennte Wege zu gehen. So erzählt es uns jedenfalls das Markus-Evangelium.

Mit Blick auf die Menschen, die für die sogenannte „alte Heimat“ stehen, ist das Evangelium ein Aufruf, Rollenwechsel zu ermöglichen. Wir machen es unseren Mitmenschen schwer, sich weiterzuentwickeln, wenn wir ihnen immer dieselben Rollen zuteilen und nicht wahrnehmen wollen, dass vielleicht eine andere Rolle mehr zur Selbstwahrnehmung der Person passt. Wenn die Menschen aus Jesu Heimat zugelassen hätten, dass der Zimmermann Jesus eine andere Rolle in ihrem Ort übernimmt, so hätte er vielleicht auch bei ihnen Kranke geheilt und wundervolle Taten vollbracht.

Vielleicht wollte der Evangelist Markus mit dieser Erzählung seine Leserinnen und Leser auffordern, offen zu sein für einen Gott, der sich ganz anders zeigt, als wir es gewohnt sind. Wer Jesus nahe sein will, darf ihn nicht allein auf alte Rollenmuster festlegen, sondern sollte sensibel sein, wie Gott heute uns Menschen nahe sein will und damit rechnen, dass Gott sich ganz anders zeigt, wie wir ihn als Kind kennen gelernt haben. (Clemens Scjirmer)

 

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