Montag, 27. Mai 2024
Schlechte Bedingungen
Mitarbeiter der Vatikanischen Museen verklagen ihren Arbeitgeber
Den Klagenden geht es um Geld, Sicherheit und Gesundheitsschutz an ihrem Arbeitsplatz.
Die Anwältin Laura Sgro kennt sich aus, wenn es um rechtliche Verfahren gegen den Vatikan geht. Sie verteidigte Journalisten, die im Zuge des Vatileaks-Skandals vom Vatikan als Geheimnisverräter angeklagt wurden. Und auch Pietro Orlandi, der Bruder der vor mehr als 40 Jahren verschwundenen Vatikanbürgerin Emanula Orlandi, ist einer ihrer Klienten. Nun hat die Juristin sich einer anderen Sache angenommen: Sie vertritt die Anliegen einer Gruppe von Vatikanangestellten mit einer Art arbeitsrechtlicher Sammelklage. Wie die Tageszeitung „Corriere della Sera“ berichtete, sind die Klagenden 49 Angestellte der Vatikanischen Museen.
Dort arbeiten rund 700 Menschen, die meisten sind italienische Staatsbürger. Allerdings haben sie gegenüber dem Vatikanstaat als Arbeitgeber nicht die Möglichkeit, vor einem italienischen Gericht zu klagen. Deshalb ist unklar, welchen Instanzenweg das Verfahren gehen wird.
Worum geht es in der Sache? Am Anfang steht wie so oft die kirchliche Geldnot. Der Vatikanstaat hat mit seinen mehr als 2000 Angestellten hohe fixe Ausgaben. Papst Franziskus versucht daher auch, die Einnahmen zu steigern. Dafür boten sich vor allem die Vatikanischen Museen an: Die Zahl der zugelassenen Besucher wurde erhöht, sie liegt in Spitzenzeiten jetzt bei 30 000 am Tag; zudem wurden die Eintrittspreise auf 20 Euro angehoben und die Öffnungszeiten verlängert.
Sie müssen Erste Hilfe für Besucher leisten
Dies alles geht aus Sicht der klagenden Angestellten auf deren Kosten; aber auch auf Kosten der Sicherheit, die für solche Menschenmassen nicht ausgelegt ist. Und ein Kenner der Materie, der lange in leitender Funktion in den Museen gearbeitet hat, glaubt, dass auch die Kunstwerke unter der hohen Zahl Menschen leiden.
Die Angestellten beklagen, dass sie angesichts einer schwachen Klimatisierung häufig Erste Hilfe leisten müssten, wenn Besucher Schwächeanfälle erleiden. Und dass sie selbst nicht ausreichend geschützt würden.
Ein weiterer Grund zur Klage ist die vom Vatikanstaat geforderte Anrechnung der zwangsweise nicht geleisteten Arbeitsstunden während der Corona-Pandemie. In der Pandemie hatte der Vatikanstaat massive Verluste mit den Museen eingefahren, weil die Gehälter weiterliefen, obwohl es kaum Einnahmen gab.
Arbeitgeber der Museumsangestellten ist – in Vertretung des Papstes – der Präfekt der vatikanischen Stadtregierung, Kardinal Fernando Vergez Alzaga. Der Kleriker gilt als effizienter Manager. Die Herausforderung durch die klagenden Angestellten und ihre Anwältin ist auch für ihn ein Novum. (kna)