Mittwoch, 07. Februar 2024
Fasten ohne religiösen Bezug
Weshalb auch glaubensferne Menschen vor Ostern bewusst verzichten
Fasten liegt im Trend. Das umfasst nicht nur Nahrungsmittel: Eine Erhebung aus dem Jahr 2023 ergab, dass die meisten Befragten auf Alkohol und Süßigkeiten verzichten würden (jeweils 73 Prozent). Auch Fleisch (55 Prozent), Rauchen (43 Prozent) und Fernsehen (39 Prozent) stehen ganz oben auf der Liste.
Ursprünglich hatte die Fastenpraxis in erster Linie eine religiöse Bedeutung. Im christlichen Glauben dient die Fastenzeit der Vorbereitung auf den Tod und die Auferstehung Christi. Die „christliche Bußzeit“ dauert 40 Tage lang, von Aschermittwoch bis Ostern. Sie hat auch symbolischen Charakter: Jesus fastete 40 Tage in der Wüste.
Die konkreten Einschränkungen der Fasten- und Abstinenztage waren noch in der katholischen Fastenordnung aus dem Jahr 1930 streng festgelegt: An Fasttagen war nur einmal pro Tag eine volle Mahlzeit erlaubt. An Abstinenztagen waren Fleischprodukte verboten. Mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (196 bis1965) aber wurden die Regeln gelockert und neue Akzente gesetzt. In der heutigen Fastenordnung heißt es: „Konsequenterweise bilden Gebet, Fasten und Verzicht sowie Freigebigkeit (Spenden) und Fürsorge (Nächstenliebe) drei ineinander verschränkte Elemente dieser Einstimmung“.
„Heute fasten Menschen meistens, um sich körperlich und seelisch besser zu fühlen“, sagt Patrick Heiser, Religionssoziologe an der Fernuniversität Hagen. Die Fastenzeit biete für viele Menschen eine Chance zur Selbstreflexion und Achtsamkeit. „Durch Fasten gewinnen sie eine Distanz zum Alltag. Für viele Menschen scheint das eine spirituelle Wirkung zu haben.“
Für nicht-religiöses Fasten kann es unterschiedliche Beweggründe geben: Beim Intervallfasten ist Essen nur in bestimmten Zeitfenstern erlaubt. Hier spielen vor allem gesundheitliche Faktoren eine Rolle. Ähnliche Motive finden sich beim Verzicht auf Süßigkeiten.
Der Verzicht auf Fleisch hat indes oft ethische Beweggründe: Tier- und Umweltschutz motivieren zumindest zeitweise, die Ernährung umzustellen und bewusster zu essen. Verbände wie WWF und BUND empfehlen 40 Tage Fleisch-Fasten. Auch plastik- und müllfreier Konsum soll zum Umweltschutz beitragen.
Einige kirchliche Fastenaktionen arbeiten mit einer gelockerten Auffassung von Fasten: Eine kirchliche Initiative von 24 evangelischen und katholischen Partnern etwa regt unter dem Motto „So viel du brauchst“ zum Klimafasten an. Es geht nicht nur um eine umweltbewusste Ernährung, sondern auch um Themen wie Mobilität und Energieverbrauch. Die Fastenaktion des katholischen Hilfswerks Misereor soll Menschen motivieren, sich mit sozial-ökologischen Themen auseinanderzusetzen und sie weiterzuverbreiten. (kna)