Donnerstag, 02. Dezember 2010
Unter die Gürtellinie
Papst Benedikts Interviewbuch „Licht der Welt“ hat schon vor Erscheinen für Schlagzeilen gesorgt
Und jetzt auch für harsche Kritik: Die traditionalistische Piusbruderschaft wirft dem Papst eine Verkürzung der katholischen Morallehre vor. Hintergrund sind Äußerungen des Papstes zum Kondomgebrauch in dem Buch. Außerdem ist der Papst den Piusbrüdern zu modernistisch, was seine zu „positive Sicht des Protestantismus“ angeht, die „in völligem Gegensatz zur traditionellen Lehre der Kirche“ stehe, so die Ultrakonservativen. Damit zeigen die Piusbrüder einmal mehr, dass es Kompromisse mit ihnen nicht gibt. Beklagten sie zu Recht in der Vergangenheit mehrfach, dass alle Welt, vor allem die Medien, unreflektiert auf den Papst einschlagen, so agieren sie jetzt ebenso. Liegt das Kirchenoberhaupt nur einen Hauch weit links von der eigenen Linie, holen auch Piusleute zum Schlag aus. In dieselbe Kerbe haut das private Internetportal „kreuz.net“, von dem sich im letzten Jahr die Deutsche Bischofskonferenz wegen antisemitischer Inhalte in aller Deutlichkeit distanzierte. Auf dieser Seite können sich Autoren meist im Schutz der Anonymität austoben und kübelweise Häme über kirchliche Institutionen ausleeren. Auch über den Papst. Auf dem Nachrichtenportal, dessen Betreiber in den USA sitzt, zielen Beiträge im Brustton der Überzeugung, die reine katholische Lehre zu verbreiten, vielfach unter die Gürtellinie. Katholische Moral ist das nicht.