Mittwoch, 14. August 2019
„Es ist ein Fest der Speyerer Bürger“
Saliergesellschaft lud zum Gedenken an Kaiser Heinrich IV. zum Privilegienfest in den Dom ein
Die Privilegienmesse am 3. August im Querhaus des Speyerer Domes hatte wieder viele Menschen angezogen aus Speyer, dem Umland und auch von weiter her, die gemeinsam zum 28. Mal in der Neuzeit das Fest zum Gedenken an Kaiser Heinrich IV. feierten.
„Es ist ein Fest der Speyerer Bürger“, sagte Alfred Schießler, Vorsitzender der Saliergesellschaft, in seiner Begrüßung zu Beginn. Denn am 14. August 1111 stellte Kaiser Heinrich V., Sohn Heinrichs IV., den „Privilegienbrief“ für Speyer aus, in dem er den Bürgern der Stadt Speyer Vorrechte verlieh, etwa die Befreiung von etlichen Abgaben. Anlass war die Überführung des Leichnams seines Vaters aus der damals ungeweihten Afrakapelle in die Grablege der salischen Kaiser im Dom. Daran waren Bedingungen geknüpft: Die Speyerer Bürger sollten jährlich am Todestag einen Gedenkgottesdienst mit Kerzen in den Händen feiern und anschließend die Armen der Stadt speisen.
Seit 28 Jahren hält die Saliergesellschaft den Brauch wieder am Leben. Die „Armenspeisung“ hat sie jedoch modernisiert: Es gibt einen Umtrunk nach dem Gottesdienst und gesegnete Brote gegen Spenden, die in diesem Jahr dem Kinderschutzbund Speyer zugute kommen. Die musikalische Gestaltung hatte in diesem Jahr Sopranistin Christiane Schmidt mit dem Organist Adrian Brech übernommen. Zum Ende des Gottesdienstes segnete Domkapitular Josef Damian Szuba die Kaisergräber, und die Saliergesellschaft schmückte sie mit Blumen.
Ein wenig wehmütig sei er schon, sagte Szuba, dass er diesen Gottesdienst zum letzten Mal feierte. Szuba wechselt als Pfarrer nach Ludwigshafen. In den Mittelpunkt seiner Predigt stellte er den heiligen Bischof Otto von Bamberg, dem das Süd-Ost-Portal des Domes gewidmet ist. Ehe er das Bistum Bamberg übernahm, leitete er von 1091 bis 1102 im Auftrag Kaiser Heinrichs IV., der ihn auch zu seinem Kanzler machte, die Bauarbeiten am Speyerer Dom.
Was aber bewegt Menschen von heute, an dem Gottesdienst teilzunehmen? Einige legten extra ihren Urlaub in Speyer in die Zeit, um teilnehmen zu können. So wie Burkhardt Schmidt aus Würzburg, der sich mit Speyer sehr verbunden fühlt und seit Jahren kommt, schon gar „nachdem wir nun mit Franz Jung einen Bischof haben, der aus dem Bistum Speyer kommt“. Ihm bedeuten die „schönen katholischen Feste und Wallfahrten“ sehr viel, von denen er etliche besucht hat. Irmgard Heil und Gisela Luskowski aus Lingenfeld besuchen seit etwa fünf Jahren regelmäßig die Privilegienmesse, weil sie geschichtlich interessiert sind und dies „ein so stimmungsvoller Gottesdienst“ ist.
Irmgard Heil stammt von der rechten Rheinseite, wo der Blick auf den Dom besonders eindrucksvoll ist. Sie ist ein regelrechter Fan der Kathedrale. „Als Kind habe ich bei einer Tante ein Foto gesehen, das ich damals unwirklich kitschig fand: der Dom vor einem feuerroten Sonnenuntergang – wie oft habe ich ihn inzwischen so gesehen.“ Dorothea Manusch war mit dem Fahrrad von Schifferstadt nach Speyer gekommen, wo sie seit einigen Jahren lebt. Sie stammt aus Norddeutschland und ist evangelisch. „Mich begeistert diese lange Tradition. Und es scheint mir etwas typisch Pfälzisches zu sein, nach dem feierlichen Gottesdienst zu einem Umtrunk überzugehen, um damit quasi die Religion in den Alltag zu holen. Diese Verbindung von Andacht und Fröhlichkeit – das können die Pfälzer wirklich gut.“ (adö)