Donnerstag, 16. Juni 2011
Liebeserklärung an den Dom
950 Jahre Domweihe: Bischof Wiesemann eröffnet kirchliche Feierlichkeiten – Jubiläumskerze entzündet
Nun brennt sie: die Jubiläumskerze im Speyerer Dom. Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann hat sie im Pontifikalamt am Pfingstsonntag als augenfälligen Hinweis auf das Domweihjubiläum entzündet. Genau 120 Tage, bis zum Ausklang der Wallfahrtswoche am 9. Oktober, wird die 1,20 Meter hohe Kerze vor der Marienstatue im Dom leuchten und an die Weihe der Kathedrale vor 950 Jahren erinnern. Mit dem festlichen Gottesdienst und der ökumenischen Vigilfeier am Vorabend wurde das breitgefächerte Jubiläumsprogramm eingeleitet, das mit dem eigentlichen Domweihfest am 2. Oktober seinen Höhepunkt findet.
Zeugnis des Glaubens
Bischof Wiesemann bezeichnete im Pfingstgottesdienst den Dom als großartiges Zeugnis des christlichen Glaubens. Mit seiner fast tausendjährigen Geschichte sei er „ein großes symbolisches Spiel der Gegenwart Gottes und der Kraft seines Schöpfer Geistes“. Er verbinde die Strenge des schmucklosen Steins mit der Leichtigkeit der überwölbten Höhe. So sei er ein Inbild dessen, was „die Kunst des Spieles“ genannt werden könne. Das Spiel ohne unmittelbaren Zweck und Nutzen, wie es etwa auch in der Musik oder der Schönheit der Schöpfung zum Ausdruck komme, stehe in direkter Beziehung zur Kunst des geglückten Lebens, erklärte der Bischof. „Auch wenn unser alltägliches Leben vielfältig eingespannt, verplant und auch manchen Zwängen unterworfen ist: Wir leben aus jedem noch so kleinen Moment der Schönheit, Bejahung und Freude. In solchen Augenblicken erhalten wir eine Ahnung von dem, was mit dem ‚creator spiritus' – dem Schöpfer Geist gemeint ist.“
In der Kunst des Spieles gehe es um die Einübung der Harmonie von Leib und Seele durch die Kraft des schöpferischen Geistes, sagte der Bischof weiter. So trage auch der Speyerer Dom, diese größte romanische Kirche der Welt, in jedem Bogen diese Harmonie in sich und sei so ein einziges lebendiges Spiel des Schöpfergeistes.
Großer Atem Gottes
„Wenn wir heute am Pfingstfest, am Fest des Schöpfer Geistes Gottes, die Feierlichkeiten zum 950. Jubiläum der Kirchweihe unseres Domes eröffnen, dann verbinden auch wir das mit einer Liebeserklärung an den Dom als der Mutterkirche unseres Bistums, der uns mitten in unserer Zeit Zeugnis von dem großen Atem Gottes und seiner Geschichte mit uns gibt.“ Hier im Dom, beim „heiligen Spiel“ der Liturgie, könnten Menschen zutiefst erfahren, was sie sind: „Kinder Gottes, die ihm singen und spielen und gerade dadurch von der Erdenschwere befreit werden und schon ein wenig vom himmlischen Jerusalem, von der Stadt Gottes, die vom Himmel kommt, vorausahnen“.
Vorgeschmack
Musikalisch gestaltet wurde das Pontifikalamt, das rund 1500 Gläubige mitfeierten, vom Domchor, den Dombläsern sowie Mädchen und Jungen der Domsingschule mit festlichen Bläser- und Chorwerken. Als Vorgeschmack auf die Füllung des Domnapfes beim Domweihfest im Oktober schenkten nach der Feier Winzer aus Kirrweiler den Gottesdienstbesuchern in kleinen Gläschen Wein aus – „nicht genug, um trunken davon zu werden“, so der Bischof in seiner Ankündigung, wohl aber soviel, um die Vorfreude auf „das große Fest des ewigen Lebens“ zu erwecken.
(Redaktion/is)
Hinweis: Den Beitrag über die ökumenische Vigilfeier am Abend des 11. Juni lesen Sie bitte in “der pilger“ auf Seite 31.