Redaktion der pilger

Mittwoch, 07. Februar 2024

Tacheles

Der Narr und unser Glauben: Wie der Narr die oft unbequeme Wahrheit sagt, sollen wir unseren Glauben leben, der oft angezweifelt und als „Torheit“ abgetan wird. (Foto: kh)

Frei und klar unseren Glauben bekennen

Die Narren sind wieder los. An den „tollen Tagen“ – Fastnacht, Karneval, Fasching – haben sie ihre Zeit. Menschen schlüpfen in Kostüme der Narren, nicht immer so traditionell wie auf unserem Bild. Sie sagen frank und frei, was sie denken. Sie halten anderen den Spiegel vor, üben Kritik an Politik und Gesellschaft, an herrschenden Meinungen und Zuständen.

Narren sind die Nachfahren der Hofnarren, die im Mittelalter sogar zum Hofstaat gehörten und allen, auch dem König, ungestraft sagen durften, was sie am Hof und an den Mächtigen, ihrem Leben und Tun für falsch hielten. Sie deckten Ungereimtheiten auf, entlarvten Lügen und Falsches, Unwahres und Halbwahres. Dabei brauchten sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen, keine diplomatischen Rücksichten und Höflichkeiten: Sie hatten Narrenfreiheit, und das nicht nur an bestimmten Tagen. Daher rührt wohl, was der Volksmund sagt: „Narrenmund tut Wahrheit kund“. Es gibt noch ein anderes Wort dafür, nämlich „Tacheles reden“.  

Damit können wir die Figur des Narren weit hinter uns lassen. Das Wort Tacheles kommt von hebräisch takhles (taklit) „Letztes“, „Äußerstes“. Tacheles reden meint, unumwunden und klar, frei und furchtlos über das sprechen, was uns letztlich hält und trägt. Ein anderes Wort dafür kann „freimütig“ sein. Solch Freimut – griechisch: parrhesia – wird Petrus attestiert, als er vor dem Hohen Rat offen und mutig, ohne Angst und Furcht, über Jesus Christus sprach, „den ihr gekreuzigt habt“: dass allein in ihm das Heil ist und wir gerettet sind (Apostelgeschichte 4,13). Über unseren Glauben sollen auch wir Tacheles reden, uns freimütig zu Jesus Christus bekennen.

Im Grunde folgen wir damit Jesus Christus selbst, wie er sich zu Gott, seinem Vater, bekennt und allein das tut, was er will. Daraus lebt er: „Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk zu vollenden“ (Johannes-Evangelium 4,34).

In einem Streitgespräch (Johannes-Evangelium 8,12–59) ringt er mit Schriftgelehrten und Pharisäern um die Wahrheit seines Zeugnisses, dass er von Gott, seinem Vater, kommt und auch er ihn bezeugt als seinen Sohn. Weil der Vater wahrhaftig ist und er als Sohn das verkündet, was der Vater gelehrt und gesagt hat, ist auch er wahrhaftig: Er ist die Wahrheit in Person: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes-Evangelium 14,6).

Jesus redet Tacheles: Er verkündet klar und verbindlich, was unser Leben zuletzt und zuäußerst begründet, trägt und hält. Und ebenso klar und verbindlich sagt er, was daraus von uns gefordert ist, wie wir leben müssen. Zu denen, die deshalb zum Glauben an ihn kamen, sagt er: „Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wahrhaft meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes-Evangelium 8,31–32).

Jesu Auftreten und Reden galt den einen als wahrhaft göttlich, anderen als abwegig und „verrückt“, als Ärgernis und Torheit. So folgten ihm viele, viele aber, sogar viele seiner Jünger, wandten sich auch von ihm ab.

Für nicht wenige gelten auch wir als „Narren“, wenn wir an Jesus glauben und ihm folgen. Als er die Jünger, die bleiben, fragt, ob auch sie gehen wollen, sagt Petrus: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Johannes-Evangelium 6,68). Da spricht Petrus auch für uns. Wir müssen bleiben und entschieden unseren Glauben bekennen. (kh)

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