Mittwoch, 17. Juli 2024
Endlich mal ausruhen
Wirkliche Ruhe, wahre Erholung finden wir in Gott
Ein mächtiger Baum, unter ihm die Bank. Da ist gut ruhen. Vier Stämme aus einer Wurzel, fest steht der Baum, die ausladende Krone mit ihrem Blätterwerk gibt Schutz und Schatten. Die Bank lädt ein, sich hinzusetzen, ruhig zu werden. Kein Mensch kommt ohne Ruhe aus, jeder muss hin und wieder innehalten, um sich zu erholen, zu stärken und zu erfrischen.
Gerade dieser Platz sagt viel darüber, was Erholung und Erfrischung eigentlich bedeuten. Ein altes Wort dafür heißt Re-Kreation. Es kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „zurück in die Schöpfung“, nicht „zurück zur Natur“. Kreation heißt ja nicht Natur, sondern Schöpfung, und Re-Kreation meint nicht, dass wir nur hinaus in die Natur gehen und uns dort irgendwo niedersetzen brauchen, ins Gras, ans Flussufer oder auf solch eine Bank unter einem mächtigen Baum.
Wir müssen vielmehr die Natur als Schöpfung begreifen, die aus dem Geist, dem Willen und der Hand des Schöpfers kommt, und uns als Geschöpf. Die Sinn-Reihe dafür lautet: Kreator, Kreation, Kreatur – also: Schöpfer, Schöpfung, Geschöpf.
Das ist es ja letztlich, was uns auslaugt, so müde und fertig macht, was an unseren Kräften zehrt und sie verbraucht: dass wir selbst Schöpfer sein wollen, frei, unabhängig; dass wir dann aber wie gefangen sind in all dem Schaffen und Machen, dem auch noch ein zwängendes Müssen und Sollen anhängt; vor allem, dass wir wissen: Was wir schaffen und machen, ist mehr oder weniger notwendig, wichtig, gut und gehört zu unserem Leben, aber letztlich hält und trägt es doch nicht darüber hinaus: An der unerbittlichen Grenze des Todes ist es mit all dem ein für allemal zu Ende, und diese Vorläufigkeit und Endlichkeit erfahren wir nicht erst dann, sondern immer schon, wenn wir fehl gehen und scheitern, wenn unsere Kräfte schwinden und wir so müde werden.
Da greift Re-Kreation: Wirklich erholen können wir uns einerseits nur, wenn wir redlich unser Leben gestalten, aber andererseits an alles, was wir machen und schaffen und leisten, nicht unser Herz heften. Unser Leben hier mögen wir von vielen solcher Dinge abhängig machen, und Erfolge dürfen wir getrost genießen, wenn wir auf das schauen, was wir geleistet haben.
Jedoch unser eigentliches Leben, das jetzt ja schon in allem ist und uns nach unserem Tod vollends ergreift, hängt allein daran, dass wir uns Gott verdankt wissen und darin die letzte Gelassenheit finden, in der wir gehalten sind; dass wir uns einklinken in die Sinn-Reihe Schöpfer – Schöpfung – Geschöpf.
So schreibt der Apostel Paulus, dass wir bereits mit Jesus Christus auferweckt sind: „Seid ihr nun mit Christus auferweckt, so strebt nach dem, was oben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euren Sinn auf das, was oben ist, nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott. Wenn Christus, unser Leben, offenbar wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit“ (Kolosserbrief 3,1–4). Deshalb ist unsere wahre Heimat bei ihm, im Himmel.
Das aber ist nicht nur Zukunft, sondern auch Gegenwart. Deshalb gilt für uns: „Werft all eure Sorge auf ihn, denn er kümmert sich um euch“ (erster Petrusbrief 5,7). Und schon der Beter der Psalmen weiß: „In deine Hand lege ich voll Vertrauen meinen Geist; du hast mich erlöst, Herr, du Gott der Treue“ (Psalm 31,6).
Nur einfach uns auszuruhen, ist eine solche Bank unter dem kräftigen Baum gewiss recht. Doch tun wir gut daran, wenn wir uns dabei (wieder) auf Gott besinnen und unser Leben neu und stärker in Gott verwurzeln. Das gibt uns Kraft zum Leben. Das ist wahre Erholung.(kh)