Donnerstag, 31. März 2011
Explosiv: Benzin statt Mais
Weltmarktpreis für Mais mehr als verdoppelt
Bischof wettert gegen Bio-Sprit – so die Bildzeitung auf ihrer Titelseite vom vergangenen Dienstag; und auch sonst war das Medien-Echo riesig, wie die Bischöfliche Pressestelle in Speyer berichtet. Dabei hatte Weihbischof Otto Georgens, in der Diözese Speyer für den Bereich Weltkirche verantwortlich, nur etwas in den Blick gerückt, das mit ihm auch viele Fachleute etwa aus dem Kreis der kirchlichen Hilfswerke bewegt: die Auswirkungen der Einführung des Agrotreibstoffs „E10“. „Müssen Menschen anderswo hungern, damit wir in Europa mit Biosprit fahren können?“, so der Weihbischof am 28. März bei einer Pressekonferenz aus Anlass der diesjährigen Fastenaktion des kirchlichen Hilfswerks „Misereor“.
Georgens weist darauf hin, dass sich der Weltmarktpreis etwa für Mais binnen Monaten mehr als verdoppelt habe, seit die EU und die Bundesregierung die Beimischung von Bio-Ethanol beschlossen hätten. Viele Menschen seien in ihrem täglichen Überlebenskampf jedoch auf Mais angewiesen. Außerdem würden Tausende Hektar Regenwald abgeholzt und Kleinbauern von ihrem Land vertrieben, um dem Anbau so genannter Energiepflanzen Platz zu machen, erläutert Georgens den Hintergrund seiner Kritik. Und er macht deutlich, dass beim „Benzingipfel“ nur die Belange des Nordens im Mittelpunkt gestanden hätten.
Mit dem Weihbischof weisen viele Entwicklungsexperten auf die negativen Auswirkungen für die Menschen in den so genannten Entwicklungsländern hin. Gerade in den Ländern des Südens trägt die steigende Nachfrage nach Agrotreibstoff zur Verknappung der Flächen für Grundnahrungsmittel bei. Der Weihbischof findet klare Worte: „Es kann uns nicht gleichgültig sein, wenn dadurch der Anbau von Nahrungsmitteln ins Hintertreffen gerät, wenn die Bodenpreise in die Höhe getrieben und Lebensmittel immer teurer werden, wenn Kleinbauern von ihrem Land vertrieben werden, damit Großinvestoren im Agrartreibstoffgeschäft hohe Renditen erzielen können.“ Dass riesige Flächen auch für den Anbau von Viehfutter verwendet werden – zum Export zum Beispiel in die EU – hat Georgens dabei noch nicht einmal erwähnt.
Wenn der Speyerer Weihbischof mit seinem Einwurf eine Diskussion über die Frage der Nahrungsmittelversorgung und der Nahrungsmittelpreise befördert hat, dann ist schon viel gewonnen. Hungerrevolten sind die Alternative.
(Norbert Rönn)