Mittwoch, 05. Januar 2011
Damit das Leben gelingt
Wie aktuell der Täufer Johannes heute ist – ein Beitrag von Gemeindereferentin Barbara Sedlmeier zum Sonntagstext der Bibel im Matthäus-Evangelium (3,13-17).
Johannes nimmt kein Blatt vor den Mund. Er spricht die Menschen in ihrer Schuldhaftigkeit an und sie kommen in Scharen. Auf diese Menschen, in deren Schar sich Jesus einreiht, möchte ich heute den Blick lenken. Das Evangelium konfrontiert uns mit unseren Licht- und Schattenseiten und mit unserem Angewiesensein. Ich lade Sie ein, die damalige Situation zu Ihrer heutigen zu machen.
Eine mir gut bekannte Pfarrerin hat mit ihren Konfirmanden ein Wochenende zum Thema „Taufe Jesu am Jordan“ erlebt. Sie ist tief beeindruckt von den Jugendlichen, die sich ganz in dieses Geschehen am Jordan hinein gegeben haben. Mit selbst gestalteten Figuren aus Knete sind sie zu Johannes gekommen. Ein Junge wählte nicht den Weg durch die Wüste, er benutzte ein Kanu, um sich Johannes zu nähern. Vielleicht haben Sie, lieber Leser, liebe Leserin auch gerade erleben müssen, dass Sie keinen festen Boden mehr unter den Füßen haben. Vielleicht haben Sie eine bittere Enttäuschung zu verkraften, eine Krankheit oder einen Abschied. Familiäre Sorgen und Nöte haben die jungen Menschen zu Johannes gebracht. Sie haben sich geöffnet und das hat ihnen hoffentlich eine Wendung, eine neue Perspektive geschenkt. Schuldig oder unverschuldet brauchen wir alle die Chance zur Umkehr. Johannes hat sich in den Dienst Gottes gestellt und seinen Zeitgenossen einen neuen Weg eröffnet.
Jesus geht mit den Vielen diesen Weg. Er geht mit. Er zeigt sich auch hier ganz als der Immanuel – der Gott mit uns. Und nach der Taufe des Johannes darf er sich als geliebter Sohn bestätigt wissen. Jesus hat dieser Liebe in seinem Leben Hand und Fuß gegeben.
Sie und ich, wir können darauf vertrauen, dass wir von Gott in unserem Sosein mit unseren Ecken und Kanten angenommen sind. Aber ich weiß, und Sie wahrscheinlich auch, wie weit das Wissen im Kopf von dem Wissen im Herzen entfernt ist. Wenn ich die Liebe Gottes sozusagen einverleibt habe, dann werde ich immer mehr in der Lage sein können, die „Anderen“ als geliebte Töchter und Söhne anzuschauen und anzunehmen – und zwar gerade dann, wenn sie unbequem und schwierig sind.
Johannes war und bleibt aktuell. Ich brauche Menschen, die mich annehmen und mir durch ihre ermutigende Kritik helfen, aus eingefahrenen Denkmustern auszubrechen. Ich denke, jede und jeder von uns kann dankbar sein um einen Freund oder eine Freundin, die – weil wir ihm und ihr wichtig sind – auch mal die Finger in die Wunden legen kann, um eine neue Perspektive aufzuzeigen und uns dadurch zu einem gelingenden Leben helfen können.