Mittwoch, 22. Juni 2011
Erinnerung an einen wunderbaren Sommertag
Papst Benedikt XVI. feiert 60-jähriges Priesterjubiläum – Festakademie in Freising – Film über Priesterweihe
Ein wunderbarer Sommertag soll der 29. Juni 1951 gewesen sein. Die Schwarz-Weiß-Aufnahmen lassen dies zwar nicht erkennen, aber dass sich von der Priesterweihe auf dem Freisinger Domberg vor 60 Jahren überhaupt ein Film erhalten hat, ist für manche ein kleines Wunder. Dazu kommt: Niemand ahnte damals, dass unter den 45 jungen Männern, die von Kardinal Michael Faulhaber geweiht wurden, ein späterer Papst sein würde. Die Kamera hat Joseph Ratzinger sogar in Großaufnahme festgehalten, wie er mit gefalteten Händen ehrfürchtig ins Gotteshaus einzieht. Mit 24 Jahren war er der jüngste unter den Kandidaten.
Aus diesem Dokument sowie weiteren historischen Tonaufnahmen von Ratzinger-Predigten und Bildern ist nun ein gut 30-minütiger Film entstanden. Die vom Erzbischöflichen Ordinariat München in Auftrag gegebene Produktion hatte am 18. Juni in Freising Premiere. Bei der Festakademie anlässlich des diamantenen Priesterjubiläums des Papstes wurde er vor rund 150 Gästen gezeigt. Unter ihnen waren auch Papstbruder Georg Ratzinger sowie vier weitere Geistliche des Weihejahrgangs 1951. Auch der damalige Präfekt des Seminars, in dem die Priesteramtskandidaten untergebracht waren, Prälat Alfred Läpple (96), war gekommen.
Läpple, Papstbruder Georg (87) und der ebenfalls wie die Ratzinger-Brüder aus Traunstein stammende Rupert Berger (84) erzählen in dem Film über die damalige Zeit. Noch genau erinnert sich Berger, wie Ende der 1940er Jahre die Seminaristen eifrig studierten, um endlich in die Seelsorge gehen zu können – „beim Joseph war es eher die Wissenschaft“. Die Zeiten für Gebet, Unterricht und Freizeit seien genau bestimmt gewesen. Um 20.30 Uhr sollte Bettruhe herrschen, vor allem die Kriegsheimkehrer protestierten, sie handelten dann 22 Uhr aus.
Die spätere Primiz in Traunstein ist Georg Ratzinger noch gut im Gedächtnis. Sein Bruder habe am 8. Juli die Morgenmesse gefeiert, er dagegen das spätere Hochamt wegen der Musik. Die Chormitglieder hätten schön gesungen, „so gut sie es halt konnten“, wie der einstige Leiter der „Regensburger Domspatzen“ trocken bemerkt. Ein Satz, der im Publikum für Heiterkeit sorgte. Wie überhaupt der ältere Ratzinger-Bruder immer für ein Bonmot gut ist. So habe sein Primizprediger angekündigt, 35 Minuten sprechen zu wollen, wenn er nichts vergesse. Dann aber seien es 20 Minuten gewesen. „Da muss er wohl was vergessen haben“, mutmaßt der Prälat 60 Jahre später. Während Georg mit dem Thema Predigt locker umgeht, befasste sich der 27-jährige Jungpriester Joseph im Jahr 1954 damit theologisch. Die Predigt sei der eher „mühselige Teil“ des priesterlichen Auftrags, ist seine Stimme im Film zu vernehmen.
Ausdauer bewiesen die Teilnehmer, die zur mehrstündigen Festakademie gekommen waren. Das „Papst Benedikt XVI. Institut“ in Regensburg hatte eingeladen, und Bischof Müller präsentierte den bereits vierten Band der Schriften Joseph Ratzingers, der dessen Texte zur Theologie und Spiritualität des Weihesakraments enthält.
(Barbara Just)
Diamantene Priesterjubiläen im Bistum Speyer
Im Bistum Speyer können in diesen Wochen mehrere Priester ihr 60-jähriges Priesterjubiläum feiern: Domkapitular i.R. Johannes M. Dörr (Deidesheim), Pfarrer i.R. Alfons Gebhart (Jockgrim), Pfarrer i.R. Hermann Kiefer (Wingen/Elsass), Pfarrer i.R. Kurt Mayer (Deidesheim) und Pfarrer i.R. Wilfried Kirn (Erzdiözese Freiburg/Waldrohrbach).