Freitag, 09. Juni 2023
Ein Sprachgenie und Ordensgründer
Vor 175 Jahren wurde Franziskus Jordan geboren
Während des Kulturkampfs gegen die katholische Kirche gründet er im 19. Jahrhundert den Salvatorianer-Orden und setzt auf die Laien. 2021 wird Franziskus Jordan in der Lateranbasilika in Rom seliggesprochen.
Johann Baptist Jordan kommt am 16. Juni 1848 in Gurtweil im Südschwarzwald zur Welt und wächst in armen Verhältnissen auf. Er erlebt eine glückliche Kindheit, aber als sein Vater 1863 stirbt, zieht sich der Junge zurück, wird ernst und überlegt, Priester zu werden.
Das lässt sich zunächst nicht erfüllen, denn der Familie fehlt das Geld fürs Studium. Daher beginnt Johann Baptist Jordan eine Ausbildung zum Anstreicher und Dekorationsmaler. Als Geselle verlässt er Südbaden, begibt sich auf Wanderschaft und sammelt Erfahrungen. Immer mehr fühlt er sich zum Priester berufen, nimmt privat Lateinunterricht und holt als 26-Jähriger das Abitur nach.
Ab 1874 studiert er Theologie und Philosophie in Freiburg und wird zum Priester geweiht. Weil in Deutschland der Kulturkampf tobt, feiert er seine Primiz in der Schweiz. Der Bischof erkennt seine Begabung und schickt ihn nach Rom. Dort lernt er Syrisch, Aramäisch, Koptisch und Arabisch und dazu Hebräisch und Griechisch. Sein Tagebuch schreibt er in mindestens zwölf Sprachen.
Während einer Reise in den Libanon reift in ihm die Entscheidung, einen Orden zu gründen, der sich um die Mission kümmert und die Mitarbeit von Laien für wichtig hält, was zu dieser Zeit nicht selbstverständlich ist. 1881 gründet er die „Apostolische Lehrgesellschaft für Männer“ und nimmt 1883 den Ordensnamen Franziskus Maria vom Kreuze an. Sein Ziel: das Leben und die Heilige Schrift zusammenzubringen.
Fünf Jahre später entsteht durch die Initiative von ihm und Freifrau Therese von Wüllenweber (1833-1907), die sich „Mutter Maria von den Aposteln“ nennt, die „Apostolische Lehrgesellschaft für Frauen“. Der Orden breitet sich in Europa, Indien, den USA und Südamerika aus. Ab 1893 heißt die Gemeinschaft „Gesellschaft vom Göttlichen Heiland“, kurz Salvatorianer und Salvatorianerinnen.
Im Ersten Weltkrieg verlegt Jordan den Ordenssitz in die neutrale Schweiz. Am 8. September 1918 stirbt er in Tafers. 1956 werden seine Gebeine nach Rom ins Ordenszentrum überführt. Bereits 1942 hat der Prozess der Seligsprechung begonnen, aber erst am 15. Mai 2021 wird er durch Kardinal Angelo De Donatis in der Lateranbasilika in Rom seliggesprochen.
Heute sind Salvatorianer in 40 Ländern tätig: in Gesundheitszentren oder der Bildung von Kindern in philippinischen Slums, in der Hilfe für schwangere Frauen im Kongo oder der Pfarrseelsorge im Urwald Brasiliens. (Christof Haverkamp)