Mittwoch, 07. Februar 2024
Schmerzlich, aber nicht das Ende
Pfarrei Winnweiler: Potzbacher Michaelskirche wurde am 4. Februar profaniert
Zum letzten Mal haben am Sonntag in der Kirche St. Michael in Potzbach die Gläubigen einen katholischen Gottesdienst besucht. Denn zum Ende der Feierstunde wurde die Kirche profaniert, also gewissermaßen „entweiht“. Für so manch ein Gemeindemitglied war es eine emotionale Angelegenheit.
„Es ist kein fröhlicher Anlass, aber es kann ein dankbarer Anlass sein“, sagte Bischof Karl-Heinz Wiesemann, der den Profanierungsgottesdienst zusammen mit Pfarrer Carsten Leinhäuser von der Pfarrer Heilig Kreuz Winnweiler durchführte. „Wir können dankbar sein für alles, was wir durch die Gottesdienste mit der Kirche verbunden haben, von der Taufe bis zur Beerdigung, und für die engagierten Menschen“. Menschen wie zum Beispiel Sakristan Peter Schaub, der weit mehr als nur die Gottesdienste verantwortet hatte. Über Jahrzehnte hat er sich um alles rund um die Kirche St. Michael gekümmert, von der Außenanlage bis hin zu Baustellen wie Wasser im Keller. Im Gottesdienst ging er zum letzten Mal für eine Lesung an den Ambo.
Bischof Wiesemann war nicht zum ersten Mal in St. Michael zu Gast. Er erinnerte sich von einer Visitation noch an die „wunderschönen“ Buntglasfenster. „Eigentlich kann ich die Predigt nicht allein halten“, sagte er, „sondern nur mit Ihren Erinnerungen, das ist die eigentliche Predigt dieses Hauses.“. Deswegen zitierte er auch aus einem Brief einer Frau, die ihre Kindheit und Jugend in Potzbach verbracht hat und deren vier Tanten eng mit der Kirchengeschichte verknüpft sind. Denn als während der NS-Zeit Gottesdienste im Schulgebäude verboten wurden, wandelten sie kurzerhand ihren damaligen Tanzsaal in einen Kirchensaal um. Die Profanierung gehe ihr an die Seele, aber Abschiede gehörten zum Leben dazu. Wiesemann sagte den Gläubigen, dass auch Jesus immer wieder neu aufgebrochen sei. „Es braucht Menschen, die nicht zurückblicken, sondern nach vorne gehen. Lasst uns neu aufbrechen. Das ist kein Schluss und kein Ende, sondern es wird neue Frucht bringen“.
Die Kirche St. Michael wurde 1974/1975 erbaut. Im vergangenen Jahr hatte die Pfarrei Heilig Kreuz Winnweiler angekündigt, sich sowohl von der Kirche in Potzbach als auch von der Kirche St. Sebastian in Sippersfeld zu trennen, da deren Unterhaltung im Rahmen der Sparprozesse nicht mehr tragbar gewesen seien.
Die endgültige Profanierung fand per Dekret des Bischofs statt, das vorgelesen wurde. Danach wurde das Allerheiligste entnommen und das Ewige Licht gelöscht. Nach dem Gottesdienst blieb die Aufgabe, alle Gegenstände aus dem ehemaligen Kirchenraum zu entfernen. Was mit dem Gebäude passiert, steht noch nicht fest.
Für Pfarrer Carsten Leinhäuser war es die erste Profanierung. Er freute sich aber, dass noch einmal einige Potzbacher für den letzten Gottesdienst gekommen waren: „Die Geschichten, die die Menschen erlebt haben, die werden nicht enden. Die Geschichte Gottes geht weiter“. Und Bischof Wiesemann bekräftigte: „Jesus geht mit. Mit dem Kirchbau stirbt nicht der Glaube, die lebendigen Steine sind wichtig, um die Kirche in die Zukunft zu tragen.“ (loc)