Redaktion der pilger

Donnerstag, 16. Juni 2011

Sorbischer Priester und NS-Gegner

Viele Gottesdienstbesucher waren zur Seligsprechungsfeier in ihren sorbischen Trachten gekommen. Foto: KNA

In Dresden wurde Alois Andritzki seliggesrochen

„Budz chwaleny Jezus Chryst“, die sorbische Grußformel für „Gegrüßt sei Jesus Christus“, oder profaner „Witaj“ (Hallo) ist allenthalben am Pfingstmontag auf dem Vorplatz der Dresdner Kathedrale zu hören. Hunderte sorbische Frauen sind in ihrer Sonntagstracht mit reich verzierten Blumenstickereien gekommen, sorbische Männer halten weiß-rot-blaue Flaggen in den flauen Wind: Rund 11000 Gläubige, die meisten sorbischstämmig, feierten die Seligsprechung von Alois Andritzki, einem in Dachau ermordeten sorbischen katholischen Priester.

In der ersten Reihe sitzt beim Gottesdienst derweil Prälat Hermann Scheipers (97). Ihn verbindet mit Alois Andritzki insbesondere das KZ Dachau, das er jedoch anders als sein sorbischer Amtsbruder überlebt hat. „Ich bin freudig überrascht, dass das hier möglich ist“, sagt der 97-jährige Geistliche. Neben ihm sitzt der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU). Der Politiker, der wie Andritzki Sorbe und Katholik ist, beteiligte sich mit einer Fürbitte in seiner Muttersprache an der Messe.

Zwölf Jahre dauerte das offizielle Seligsprechungsverfahren, doch unter den Sorben wurde Andritzki schon lange vorher als Märtyrer geehrt: „Alojso, martrajo“, lautet der Refrain eines Lieds über den nun Seligen. Andritzki stammte aus Radibor in der sächsischen Oberlausitz. Er kam wegen seiner christlich motivierten Kritik am Nationalsozialismus ins Konzentrationslager Dachau. Dort starb er am 3. Februar 1943 durch eine Giftspritze. Dieser Tag ist nun auch sein Gedenktag. Er ist der erste Angehörige der slawischsprachigen Minderheit der Sorben, der auf diese Weise geehrt wird. Auch war es die erste Seligsprechung in Sachsen seit der Heiligsprechung von Bischof Benno von Meißen (um 1010-1106) im Jahr 1523.

 Bei dem Festgottesdienst vor der Kathedrale des Bistums Dresden-Meißen verlas der Präfekt der vatikanischen Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Angelo Amato, unter dem Beifall der vielen Teilnehmer das Schreiben von Papst Benedikt XVI. Darin erkennt die katholische Kirche Andritzki als Märtyrer an und erhebt ihn zum Glaubensvorbild. An der Feier nahmen auch zahlreiche Bischöfe aus dem In- und Ausland teil.

Papst Benedikt XVI. hatte Andritzki bereits am Pfingstsonntag in seinem Mittagsgebet auf dem Petersplatz als „heroischen Zeugen des Glaubens“ gewürdigt. Er habe sich „dem Druck der nationalsozialistischen Machthaber nicht gebeugt“, betonte das Kirchenoberhaupt.

In seiner Predigt erinnerte der Bischof von Dresden-Meißen, Joachim Reinelt, daran, dass die Nationalsozialisten rund 4000 katholische Geistliche ermordeten, davon über 1000 in Dachau. Für tausende Priester sei das Konzentrationslager ein „unvorstellbarer Ort der Quälereien, der brutalen Erniedrigung und Rechtlosigkeit“ gewesen. Dort habe Andritzki versucht, andere froh zu machen und zu trösten. „Wir brauchen solche Vorbilder auch heute“, so Reinelt.

An der Seligsprechungsfeier wirkten auch der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) mit. Tillich, der wie Andritzki Sorbe und Katholik ist, beteiligte sich mit einer Fürbitte in seiner Muttersprache an der Messfeier. Zahlreiche Teilnehmerinnen kamen in sorbischen Trachten. Unter den Gästen war zudem Prälat Hermann Scheipers (97), der ebenfalls im Konzentrationslager Dachau war und dort Andritzki traf.

Ein Schrein mit der Asche Andritzkis und zweier weiterer in dem KZ gestorbener Priester aus dem Bistum Dresden-Meißen, Aloys Scholze (1893-1942) und Bernhard Wensch (1908-1942), stand während der Seligsprechung vor dem Altar. Anschließend wurde er in das linke Seitenschiff der Kathedrale gebracht, wo er dauerhaft bleibt. Der Seligsprechung schloss sich ein Fest rund um die Kathedrale an.s er auch bei schwierigen Problemen nicht alleine entscheide, sondern in ein festes Wertegerüst eingebunden sei, fügte Beck hinzu. Politiker sollten ihren Glauben bekennen, sich jedoch nicht dahinter verstecken oder ihn für politische Zwecke missbrauchen.

(Redaktion)

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