Donnerstag, 21. April 2011
Ein Tag wie jeder andere?
Ein Nordrhein-westfälischer Grünen-Vorsitzender will die Karfreitagsruhe in Deutschland kippen. Immer wieder mal Aufregung um Feiertage.
Karfreitag soll ein Tag wie jeder andere werden – mit Jubel, Trubel, Heiterkeit, mit Kabarett und Komödien. Keine Karfreitags-Ruhe. So fordert es der Landesvorsitzende der Grünen in Nordrhein-Westfalen, Sven Lehmann. Seine Begründung: „Es kann nicht sein, dass die Minderheit der Leute, die den christlichen Glauben praktiziert, der Mehrheit vorschreibt, wie sie den Karfreitag zu verbringen hat, und ihr durch das Verbot bestimmter Veranstaltungen den Abend vermiest.“
Da wundert man sich aber sehr. Erstens. Nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts können die Eltern eines einzigen Kindes erwirken, dass in einer Schulklasse kein Kruzifix hängen darf. So herum soll also eine Mini-Minderheit der großen Mehrheit das Handeln vorschreiben dürfen. Schon vergessen? Oder soll das Recht einer Minderheit nur dann Gewicht haben, wenn es sich gegen die Christen wendet?
Zweitens. Es ist schon erstaunlich: Seit einiger Zeit geben grüne Politiker sich auffallend kirchenfreundlich. In der Umweltpolitik zum Beispiel, auch in der Energiepolitik und in der Embryonenforschung suchen sie die Nähe der christlichen Kirchen. Aber dann rückt ein Landesvorsitzender das Bild energisch zurecht. Die Fragen liegen nahe: Wie steht es für Lehmann und andere um die Sonntagsruhe? Müssen Nichtchristen ertragen, dass Glocken geläutet werden, Glocken der Christen? Schließlich: Sind die Gipfelkreuze in den Alpen und anderswo für Lehmann eine Provokation durch eine Minderheit? Der Anblick eines Kreuzes könnte ja seine Trittsicherheit gefährden.
Drittens. Will Lehmann uns im Ernst weiß machen, Nichtchristen würde das Leben vermiest, wenn sie einen einzigen Abend im Jahr ohne Trubel verbringen sollen, weil dieser Tag anderen Menschen wichtig ist? So primitiv sind die (hoffentlich) nicht. Wie auch immer: Sven Lehmann kommt nicht an der Tatsache vorbei, dass unsere Geschichte und unsere Kultur im Christentum wurzeln. Wenn er und seine Gesinnungsfreunde die Vergangenheit leugnen, haben sie als Politiker keine Grundlage für die Gestaltung der Zukunft. Wir müssen wissen und wahrhaben wollen, woher wir kommen, um sagen zu können, wohin wir gehen. Kurz: Der Karfreitag gehört zu unserem Kulturgut. Und deshalb: Finger weg!