Dienstag, 26. März 2024
Wenn der Palmhase ein Ei bringt
Den Osterhasen, der zu Ostern den Kindern gefärbte Eier und allerlei kleine Geschenke bringt, kennt jeder. Aber wer hat von einem „Palmhasen“ gehört? Hat das etwas mit Palmsonntag zu tun? Gelegentlich wird der Palmhase noch im südlichen Hessen und Rheinhessen gesichtet. Auch in der Gegend von Fulda sollen noch welche hoppeln, und im Saarland.
Gunter Altenkirch liebt solche Legenden. Er hat in Rubenheim, einem Ortsteil von Gersheim im Saarpfalzkreis, ein privates Museum für dörfliche Alltagskultur gegründet. In diesem Museum steckt ein weiteres Museum: das Museum des Saarländischen Aberglaubens. Es beherbergt die zweitgrößte deutsche Sammlung von Objekten zum Volks- und Aberglauben. „Ich bevorzuge die Bezeichnung Volksglaube“, sagt Gunter Altenkirch. „Es handelt sich dabei oft um uralte Vorstellungen, die weit über die christliche Vergangenheit zurückreichen, in unsere gallorömische Vergangenheit und vielleicht noch früher.“ Sie werden erzählt und mündlich von den Alten zu den Jungen weiterüberliefert.
Gunter Altenkirch ist stolz darauf, dass die Objekte seines Museums zum saarländischen Aberglauben durch umfangreiche Zeitzeugenaussagen belegt sind. Zum großen Teil sind das mündlich aufgenommene Protokolle, Aussagen alter Zeitgenossen, auch Niedergeschriebenes. „Man muss den Alten genau zuhören“, meint er, „es hat keinen Zweck, wenn sich in den Arbeitszimmern der Universitäten Volkskundeprofessoren irgendwas zusammenreimen ohne Rückbindung an diejenigen, die die Informationen zuverlässig von ihren Eltern, Großeltern und Urgroßeltern überliefert bekommen haben.“
So beherbergt er in dem Museum Amulette, Utensilien zur Gefahrenabwehr und vieles mehr – immer genau dokumentiert durch die Aufzeichnungen der Erzählungen. Weitergegeben wurde solches Wissen meist beim „Maien“, dem feierabendlichen Zusammensitzen von Nachbarn und Freunden vorm Haus.
Auch die Geschichte vom „Palmhasen“. Gunter Altenkirch erzählt sie so, wie sie an ihn weitergegeben wurde: „Im Saarland gab es eine eher ärmliche Kultur von Tagelöhnern und Bergleuten. Es ging sehr bescheiden zu. Am Palmsonntag ging man mit dem Palmwisch oder Palmbusch in die Kirche, um ihn weihen zu lassen. Konnten die Großeltern nicht mehr mitgehen, kam die Jugend nach der Messe und brachte ihnen geweihte Anteile dieses Palmwischs. Zum Dank erhielten die Kinder und Jugendlichen vom „Palmhasen“ ein Ei – ein einziges, das in Kaffeesatz gekocht und auf diese Weise braun gefärbt worden war.“
Das Museum in der Erfweilerstraße 3 in Rubenheim ist an jedem dritten Sonntag im Monat von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 3 Euro,