Donnerstag, 26. August 2010
Ein Gang durch den Monat September
Das Kreuz in einer verweltlichten Zeit – Hildegard von Bingen und Caritasbegründer Vinzenz von Paul
Mit Gregor I., Papst und Kirchenlehrer (Festtag am 3. September), begegnen wir dem Vorbild eines Seelsorgers. Er kam als Sohn einer angesehenen Familie um das Jahr 540 in Rom zur Welt. Nach dem Tod seines Vaters verfügte er, den elterlichern Palast in ein Benediktinerkloster umzuwidmen. Noch heute stark beachtet sind seine theologischen Schriften über die Seelsorge („Liber regulae pastoralis“). Der hochintelligente Theologe, der große Organisator, der selbst als Papst sehr anspruchslos lebte, „speiste jeden Tag Arme“, so Zeitzeugen. Sein karitativer Einsatz hatte Prägekraft für viele seiner Nachfolger auf dem Stuhl Petri.
Am 8. September feiert die Kirche das Fest Mariä Geburt. Die Marienfeste und der oft vergebene Taufname Maria (auch als Zweitname) machen die enge Beziehung des gläubigen Volkes zur Mutter Christi deutlich.
Die im vergangenen Jahr neu entflammte Diskussion über die Präsenz des Kreuzes in der Öffentlichkeit zeigt einerseits einen aggressiven Säkularismus auf, andererseits das Bekenntnis vieler Menschen zum Zeichen Christi. Das Fest Kreuzerhöhung (14. September) sowie die 2000 Wege- und Flurkreuze allein im Bistum Speyer markieren die traditionelle Prägung unserer Kultur. Es ist erfreulich zu sehen, mit welcher Liebe die Kreuze und anderen Kultmale gepflegt werden.
Hildegard von Bingen (Gedenktag am 17. September) leitete 4o Jahre mit viel Geschick das von ihr gegründete Kloster der Benediktinerinnen auf dem Rupertsberg bei Bingen. Trotz ihrer Gebrechen und Askese erreichte sie ein Alter von 81 Jahren; sie starb 1179. Hildegard, die „Seherin vom Rhein“, war ein universeller Geist und eine begnadete Frau. Sie ist die Verfasserin des „Buches von den Göttlichen Werken“, von Hymnen und Mysterienspielen, von naturkundlichen und medizinischen Schriften.
Am 21. September gedenkt die Kirche des Apostels und Evangelisten Matthäus, der ursprünglich Levi hieß; er gehörte als Zöllner dem meistverachteten Berufsstand der Juden an. Jesus sah ihn bei der Arbeit und sprach ihn an: „Levi, folge mir nach“, und spontan schloss er sich Jesus an.
Vinzenz von Paul (Gedenktag am 27. September) war ein Mann, der sich ganz und gar in den Dienst der Armen stellte. Um dem Elend massiv begegnen zu können, gründete der Bauernsohn 1617 eine straff organisierte Armenfürsorge, zunächst mit einer Schwesterngemeinschaft, drei Jahre später auch mit männlichen Laienkräften, den „Serviteurs des pauvres“. Er baute Waisenhäuser und Lazarette und richtete Volksküchen ein. So wurde er zum Begründer der allgemeinen Caritas.
Am 29. September kommt dem Erzengel Michael die besondere Verehrung zu. Er gilt als Kämpfer gegen den Teufel, als Vertrauter Gottes und als Fürsprecher der Menschen bei Gott. Besonders Deutschland verehrt diesen Erzengel als seinen Beschützer; sein Bild zierte früher die deutsche Reichsfahne. Wir finden sein Bild in unzähligen Kirchen und Kapellen, dargestellt als ritterlicher Jüngling mit dem Flammenschwert auf dem besiegten Drachen stehend. Weltbekannt ist die Abtei Mont-Saint-Michel an der Atlantikküste in der Normandie, im Mittelalter einer der berühmtesten Wallfahrtsorte. Der Speyerer Dom zählt den Erzengel Michael zu seinen fünf Patronen (Statuen über dem Haupteingang des Domes). Das kleine Bistum Speyer zählt 24 Kirchen mit dem Patronat St.Michael.
Wie die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm in ihrem „Deutschen Wörterbuch“ schreiben, nannte man im Volksmund den September auch den Michelsmonat. Im Jahr 1921 legte Papst Benedikt XV. auch die Gedenktage der Erzengel Gabriel und Raphael auf den 29. September, um damit ein gemeinsames Erzengelfest zu schaffen.
Kerwe, Kerb – und schon bald geht der Herbst los
Der Name September entstand aus dem lateinischen septem (sieben); er war im altrömischen Kalender der siebte Monat. Bei den Kalenderreformen blieb zwar der Name September erhalten, aber nicht für den siebten, sondern für den neunten Monat im Jahr.
September – da scharen sich die Zugvögel zum Start in den Süden. Das Sprüchlein ist im Volk fest verankert: „An Mariä Geburt (8. September) fliegen die Schwalben furt.“ Mit Einschränkungen, sagt da die Ornithologische Forschungsstelle der Max-Planck-Gesellschaft in Radolfzell am Bodensee. Die Forscher haben herausgefunden, dass die Zahl der Zugvögel, die weite Strecken fliegen, pro Jahr um ein Prozent zurückgeht. Vermutlich wollen die Vögel die ausdorrende Sahelzone in Afrika wegen Futtermangel meiden. Es kommt hinzu, dass in den südlichen Gegenden Europas die Bauern immer mehr chemische Mittel einsetzen. Und somit die Vögel immer weniger Insekten finden.
Im September und Oktober finden – zumal in der Pfalz – zahlreiche Weinfeste statt. Auch die Feste der Kirchweih` (Kerwe, Kerb) häufen sich in diesem Monat, noch bis Martini (11. November). Ein westpfälzischer Heimatdichter schrieb über den Kerwesonntag: „Sunndaas mojns, die Kärsch war aus, ging mer dann von Haus zu Haus, zu Ungel, Tante, Pedder, Good, Kerwegeld, des war die Foot.“
Aber die Kerwebräuche verblassen immer mehr; in vielen Dörfern geht man am Kerwemontag schon wieder zum Alltag über.
Für die Winzer ist ein warmer September wichtig, denn „de September kocht die Trauwe aus“. Aber es beginnt auch schon die Traubenlese, die Frühlese. „Im September geht de Herbscht los“, heißt es in der Vorderpfalz.
(Ferdinand Schlickel)