Donnerstag, 21. November 2024
Spannender und bewegener Erfahrungsaustausch
Fortbildung: „Lernen von den Erfahrungen homosexueller Paare mit der Kirche“
Kaiserslautern. Im Rahmen der Fortbildung „Lernen von den Erfahrungen homosexueller Paare mit der Kirche“ kamen im Edith-Stein-Haus in Kaiserslautern 15 Seelsorger:innen aus dem Bistum Speyer mit homosexuellen Christ:innen ins Gespräch. Das Gehörte ließ niemanden kalt, bisweilen flossen sogar einzelne Tränen.
Den Anfang machte ein Interview mit Angelika Wetzler. Die Rentnerin berichtete, wie es ihr über Jahrzehnte als lesbische Frau im Raum der Kirche ergangen war. Lebhaft erzählte sie von ihrem kirchlichen Engagement und wie wichtig ihr die von ihrer Familie mitgegebene Nähe zur Kirche war. Aus den gemeinschaftlichen Erfahrungen (z.B. auf den Katholikentagen) erwuchsen viele Kontakte, die zum Teil bis heute gepflegt würden. Ihren Ausführungen war zu entnehmen, dass ihre sexuelle Orientierung gemäß dem Motto „Don’t ask, don’t tell“ kaum explizit thematisiert wurde. Heute lebt sie mit „ihrer“ Bärbel im Elsass, wo die beiden Frauen ganz selbstverständlich zusammen den Gottesdienst besuchen. Sie habe den Eindruck, dass die meisten Menschen daran keinen Anstoß nehmen.
Ein anderer Teilnehmer, der sich selbst dem queeren Spektrum zugehörig fühlt, kam dagegen „mit viel Wut im Bauch“ zur Veranstaltung. Er schilderte, wie er in der Vergangenheit von Kirchenvertreter:innen aufgrund seiner Homosexualität arbeitsrechtliche als auch persönliche Diskriminierungen über sich habe ergehen lassen müssen. Inzwischen sei er aus der Kirche ausgetreten, da er eine solche Organisation nicht unterstützen wolle. Er bot den um Veränderung engagierten Seelsorger:innen jedoch an, als Gesprächspartner zur Verfügung zu stehen, um durch die persönliche Begegnung mit einem Betroffenen zum Abbau von Vorurteilen beizutragen.
Ein anwesender Pfarrer berichtete von einer Segensfeier für zwei homosexuelle Männer. Einer der Männer stammte von den Philippinen und dass dessen Liebe zu seinem Partner im Raum der Kirche gesegnet wurde, half auch den philippinischen Angehörigen, die homosexuelle Beziehung der Männer besser akzeptieren zu können. Bis heute halte die Gemeinde, in der die Feier stattfand, den Kontakt zu den beiden Männern aufrecht.
Zum Abschluss des Abends ging es um die Frage, wie auf Grundlage des Gehörten konkrete Handlungsoptionen aussehen könnten. Die gesammelten Ideen reichten von dem Aufhängen von Regenbogenfahnen als sichtbare Zeichen des Willkommenseins bis hin zur Aufnahme queersensibler Angebote in die pastoralen Konzepte der einzelnen Pfarreien. Alle Anwesenden waren sich einig, dass es noch viel zu tun gebe und weitere Fortbildungen im Sinne der Sensibilisierung für die Bedürfnisse und Wünsche homosexueller Menschen im Raum der Kirche unbedingt notwendig seien.
Die Veranstaltung wurde von Monika Kreiner und Christopher Jakob vom Referat für queersensible Pastoral, Rita Höfer vom Referat Ehe und Familie sowie von Clemens Schirmer vom Referat Liturgie vorbereitet. Schon jetzt ist klar: Es wird am 19.05.2025 ein digitales Angebot als Fortsetzung geben!
Text: Rita Höfer, Monika Kreiner, Christopher Jakob
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.bistum-speyer.de