Samstag, 26. September 2015
Forum zieht positive Bilanz zu "Gemeindepastoral 2015"
Forumsmitglieder blicken in Landau auf das Erreichte zurück - Abschluss auf der Landesgartenschau
Speyer. Der Rückblick auf den Prozess „Gemeindepastoral 2015“ stand im Mittelpunkt der siebten Zusammenkunft des Diözesanen Forums. Das Treffen in der Landauer Maria-Ward-Schule markierte zugleich den offiziellen Abschluss des Prozesses „Gemeindepastoral 2015“, mit dem das Bistum Speyer ein neues Seelsorgekonzept und eine neue Pfarreistruktur auf den Weg gebracht hat. Das Seelsorgekonzept wird am 1. Advent in Kraft gesetzt. Anfang des Jahres 2016 werden die bisher 346 Pfarrgemeinden zu 70 neuen Pfarreien zusammengeführt.
„Die Zeit ist wie im Flug vergangen“, blickte Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann auf die Wegstrecke seit dem Start des Prozesses im Jahr 2009 zurück. Das Bistum habe damit Neuland betreten. „Ich bin froh und ein wenig stolz, dass wir das selbst gesteckte Ziel erreicht haben.“ Das Ziel sei jedoch nicht das Ende: „Jetzt geht es erst richtig los.“
Beitrag zu einer neuen Dialogkultur im Bistum Speyer
Die Ergebnisse einer Umfrage unter den Forumsmitgliedern präsentierte Dr. Thomas Kiefer, Leiter der Abteilung „Seelsorge in Pfarreien und Lebensräumen“ des Bischöflichen Ordinariats. Dabei zeigte sich eine hohe Zufriedenheit der Forumsmitglieder mit der Dialogkultur und den Ergebnissen des Prozesses. Diese seien jedoch an der Basis noch nicht ausreichend angekommen. Als wichtige Herausforderungen für die Zukunft wurden die Entwicklung des Miteinanders in den neuen Pfarreien, das Einüben von Teamarbeit und einer neuen Art der Leitung sowie die Entwicklung pastoraler Konzept mit einem klaren Caritas-Schwerpunkt benannt. Forumsmitglieder beschrieben den Prozess „Gemeindepastoral 2015“ als den „mutigen und nötigen Versuch, die Kirche von Speyer neu zu denken.“ Die Schaffung neuer Strukturen könne dafür nur ein Gerüst sein.
In einer gemeinsamen Rückschau betrachteten die Forumsmitglieder den Prozess aus unterschiedlichen Perspektiven, symbolisiert durch verschieden farbige Brillen. Positiv wurde dabei hervorgehoben, dass sich anfängliche Befürchtungen verflüchtigt hätten und eine neue Form des Miteinanders eingeübt wurde. Jetzt sei die Zeit gekommen, die Veränderungen in die Fläche zu tragen. Dabei wurde besonders die Notwendigkeit einer stärkeren Öffnung nach außen in die Gesellschaft hinein gesehen.
Katholikenrat plädiert für Weiterführung der diözesanen Foren
„Wir haben dem vorliegenden Konzept zugestimmt, weil wir neben allen Fragen und Zweifeln die Hoffnung haben, dass sich etwas bewegt in unserer Kirche“, resümierte die Vorsitzende des Diözesan-Katholikenrates Maria Faßnacht. Sie lobte die „offene Gesprächsatmosphäre und das gute Klima“ zwischen allen, die an den Beratungen beteiligt waren. Doch dies, wie auch die Einstimmigkeit bei der Schlussabstimmung, dürfe nicht über Probleme hinwegtäuschen, „die vor allem uns Ehrenamtlichen bei der Umsetzung des neuen Seelsorgekonzeptes unter den Nägeln brennen. Wir werden mit einer Realität von Kirche vor Ort konfrontiert, die uns massiv herausfordert“, sagte Faßnacht und verwies auf das schwindende Ansehen von Kirche, rückläufiges Engagement, Entfremdung der Menschen von der Kirche, Überalterung, auf die Probleme bei der Weitergabe des Glaubens und auf die Frage, warum zunehmend Menschen bei Sinnfragen nicht mehr Antworten bei der Kirche suchen. Ein neues Bild von Kirche zu vermitteln, könne nur gelingen, wenn Haupt- und Ehrenamtliche vertrauensvoll im Team zusammenarbeiten und sich weit öffnen für die Bedürfnisse vor Ort, so Maria Faßnacht. Sie setzte sich im Namen des Katholikenrats für eine Weiterführung der diözesanen Foren ein, um in regelmäßigen Abständen Umsetzung und Auswirkungen von Gemeindepastoral 2015 zu überprüfen.
Drei Arbeitsgruppen leisten Vorarbeit zu Zukunftsthemen
Nicht nur der Rückblick bestimmte das Diözesane Forum, sondern auch der Ausblick auf die zukünftige Arbeit, in der unter anderem die Weiterentwicklung der Dialogkultur, die Öffnung nach außen und die Förderung des ehrenamtlichen Engagements eine wichtige Rolle spielen sollen. Drei Arbeitsgruppen sollen zu verschiedenen Zukunftsthemen die Vorarbeit leisten. Eine Arbeitsgruppe wird die Schnittstelle der Gemeindepastoral mit weiteren Feldern der Seelsorge bearbeiten, eine zweite den Aufbau von Personalgemeinden ab den Pfarrgremienwahlen 2019. Eine dritte Arbeitsgruppe soll Vorschläge für die Gestaltung der zukünftigen Beratungskultur auf Diözesanebene entwickeln. Allen drei Arbeitsgruppen wird jeweils ein Vertreter des Diözesan-Katholikenrats angehören, so der Beschluss des Diözesanen Forums.
Generalvikar Jung: „Umbau des Kirchenschiffs auf hoher See“
Als „Umbau des Kirchenschiffs auf hoher See“ charakterisierte Generalvikar Dr. Franz Jung den Prozess „Gemeindepastoral 2015“. „Die ruhigen Zeiten sind ein für alle Mal vorbei und wir werden in den nächsten Jahren immer wieder vor der Hausforderung stehen, nachzubessern und den Umbau weiter voranzutreiben.“ Der Zeitplan von sechs Jahren habe genügend Zeit gelassen, die zu bewältigenden Aufgaben umzusetzen, „auch wenn wir uns zuweilen mehr Freiraum gewünscht hätten.“ Klar sei, dass „wir vielleicht noch einmal ebenso viel Zeit im Nachgang benötigen werden, bis das Konzept überall angekommen und umgesetzt ist.“ Er hob in seinem Rückblick die Bedeutung von Kommunikation, Transparenz und Vertrauen für den Prozess hervor. Die Forumsmitglieder hätten die Erfahrung gemacht, dass „das offene Wort zugelassen und erwünscht ist, und die Bereitschaft, aufeinander zu hören, gegeben ist.“ Die gewachsene Kommunikationskultur gelte es weiter zu pflegen und auszubauen. Generalvikar Jung kündigte für das Jahr 2017 eine weitere große Veranstaltung wie das Diözesane Forum an.
Als richtig habe sich die Entscheidung erwiesen, den Prozess mit eigenen Kräften anzugehen und nicht als Auftrag an eine externe Beratungsfirma zu vergeben. Diese Entscheidung beruhe auf der Überzeugung, „dass die eigene pastorale Erfahrung und die Kenntnis der Diözese wichtig sind, um dieses Projekt erfolgreich voranzutreiben.“ Er dankte allen Beteiligten, vor allem im Blick auf die vielen „Fragestellungen, die so zu Beginn gar nicht im Blick waren.“ Im Letzten gehe es nicht um Strukturen und Prozesse, sondern darum, „eine neue Weise von Kirche-Sein“ einzuüben. „Wenn uns das gelingt, ist mir nicht bang um die nächsten Jahre. Dann hat sich der Prozess Gemeindepastoral 2015 wahrhaft gelohnt.“
„Wir haben in diesem Prozess viel gelernt und haben uns in diesem Prozess auch verändert“, unterstrich Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann in seinem Dank an alle Mitwirkenden. „Wir haben in diesem Prozess Vertrauen zueinander gewonnen, das ist ein großer Wert für die Zukunft.“ Beim anschließenden Dankgottesdienst in der Landauer Kirche St. Maria hob er die Übereinstimmungen des diözesanen Prozesses Gemeindepastoral 2015 mit dem bundesweiten Dialogprozess in der katholischen Kirche hervor. Die Charismenorientierung und die Suche nach Verbündeten „auch über den katholischen Tellerrand heraus“ seien auf beiden Ebenen wichtige Leitgedanken. Der Bischof erinnerte daran, dass der Heilige Geist oft an Stellen wirke, wo man „ihn zunächst gar nicht vermutet hätte.“
Gemeinsamer Abschluss auf der Landesgartenschau
Nach dem Gottesdienst besuchten die Forumsmitglieder mit dem Kirchenpavillion auf der Landesgartenschau einen jener Orte, „an denen eine neue Art des Kirche-Seins bereits konkret erfahrbar ist“, wie Projektleiterin Christine Lambrich betonte. Mit einem gemeinsamen Abendessen auf der Landesgartenschau endete das Diözesane Forum.
Hintergrund: Diözesanes Forum
Das Diözesane Forum wurde für den Prozess „Gemeindepastoral 2015“ als Beratungsgremium eingerichtet. Es setzt sich aus rund 140 Personen zusammen. Dazu zählen die Mitglieder des Allgemeinen Geistlichen Rates, des Priesterrates, des Diözesanpastoralrates und des Katholikenrates. Außerdem sind die Mitglieder der verschiedenen Arbeitsgruppen, die im Rahmen des Prozesses „Gemeindepastoral 2015“ gebildet wurden, an dem Forum beteiligt.
Weitere Informationen zum Diözesanen Forum in Landau:
Weitere Informationen zu "Gemeindepastoral 2015"
Würdigung des Prozesses durch Generalvikar Dr. Franz Jung
Beitrag der Katholikenrats-Vorsitzenden Maria Faßnacht
Präsentationen beim Diözesanen Forum
Text, Foto: is
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