Montag, 17. April 2023
Ramadan: Monat der Barmherzigkeit
Fastenbrechen im Rahmen des christlich-muslimischen Dialogs im Prälat-Walzer-Haus
Nachdem das Fastenbrechen drei Jahre, geschuldet der Pandemie, ausfallen musste, war es am 12. April 2023 wieder soweit: Der Kulturverein Fontäne e. V. hatte im Rahmen des christlich-muslimischen Dialogs zum Fastenbrechen ins Prälat-Walzer-Haus eingeladen. Andreas Massion begrüßte die 100 Anwesenden und freute sich über das rege Interesse. Dies bestätigte auch Fazli Demirgenci, der seitens des Kulturvereins Fontäne e. V. begrüßte und gleichzeitig bedauerte, dass nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden konnten. Zunächst war mit 80 Personen geplant worden; dann wurde auf 100 Personen erweitert - und mehr war leider nicht möglich. Der christlich-muslimische Dialog wurde während der Pandemie monatlich digital durchgeführt. Dabei geben in der Regel Imam Ezet Mavinehir und Pfr. Alban Meißner Impulsreferate zu einem bestimmten Thema; ab und an gab es auch Gastredner*innen. Das Angebot erfreut sich großer Beliebtheit und wird auch weiterhin fortgesetzt. Umso schöner war es natürlich - wie Christiane Ludwig, die Moderatorin des Abends und der digitalen Veranstaltungen es ausdrückte - die Teilnehmer*innen der Online-Veranstaltungen nun auch in Wirklichkeit zu sehen und nicht nur in kleinen Ausschnitten auf dem Bildschirm.
Nach dem Grußwort von Ortsvorsteher Christoph Heller nahmen Pfr. Alban Meißner und Imam Ezet Mavinehir das Fastenbrechen zum Anlass, über die Speisevorschriften in beiden Religionen zu sprechen. Essen ist emotional und für jeden Menschen existentiell; es ist verbindend und gemeinschaftsfördernd, wie letztlich auch beim Fastenbrechen zu sehen ist. Jede Religion beschäftigt sich mit dem Existentiellen, beschäftigt sich mit dem Menschen und dies nicht mit der Seele des Menschen, sondern auch mit Leib und Gesundheit. Jeder Mensch ist in der Verantwortung, für den eigenen Körper das Beste zu tun. Gemeinsames Essen hat auch einen sozialen Aspekt: wer dasselbe isst, gehört zusammen. Wichtig ist immer, die Vorschriften richtig zu deuten - vieles geschieht subjektiv bzw. aus der eigenen Situation bzw. eventuellen Notlage heraus.
Im Christentum lassen sich die Vorschriften an verschiedenen "Zeitepochen" festmachen: im Paradies lebten alle vegetarisch. So steht schon im Buch Genesis: "ich gebe Euch alles grüne Gewächs zur Nahrung." (Gen 1, 30) - Dies änderte sich nach der Sintflut: da wird die Herrschaft über die Tiere in die Hände des Menschen gelegt. Menschen durften dann also auch Tiere essen, nicht jedoch das Blut als Ehrfurcht und Achtung vor dem Leben des Tieres. Bei Jesaja heißt es dann sogar "Wolf und Lamm werden Freunde" (Jes 65, 25). - Daneben gibt es in den Büchern Deuteronomium und Levitikus spezifische Vorschriften, welche Tiere gegessen werden dürfen. So sind beispielsweise Tiere, die selbst Aas fressen, tabu. Nun war Jesus selbst Jude und es stellt sich natürlich auch die Frage, wie das Christentum mit jüdischen Vorschriften umgeht. Pfr. Alban Meißner zitierte dazu den Evangelisten Markus "Nichts, was von außen in den Menschen hineinkommt, kann ihn unrein machen, sondern was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein." (Mk 7,15) - das kann ausgelegt werden, dass es erlaubt ist, alles zu essen. Diese These wird auch unterstützt durch den Apostel Petrus in der Apostelgeschichte "Was Gott für rein erklärt hat, nenne du nicht unrein" (Apg 11, 9b) - In allem unseren Tun und Handel sollte sich jedoch eine der Kardinaltugenden widerspiegeln: alles mit dem rechten Maß tun.
Im Islam gibt es insgesamt 11 Vorschriften. Imam Ezet Mavinehir ging in erster Linie auf die Begriffe "halal" (was ist rein oder erlaubt) und "haram" (was ist unrechtmäßg oder verboten). Grundsätzlich erlaubt ist, was aus dem Koran bzw. den Offenbarungen des Propheten hervorgeht. In Bezug auf das Essen heißt dies, dass im Rahmen von "halal" jeder selbst entscheiden kann, was gegessen wird. Einfach gesagt: wenn etwas nicht verboten ist, ist es erlaubt. Das Essen von Datteln ist beispielsweise erlaubt, nicht jedoch, wenn diese Datteln unrechtmäßig in meinen Besitz gekommen sind, also gestohlen wurden. Wenn jedoch etwas in Unkenntnis, dass dies verboten ist, verzehrt wird, ist es keine Sünde. Oder aber, wenn beispielsweise nur Alkohol vorhanden wäre und jemand am Verdursten ist, dann wäre dieser (natürlich in Maßen) erlaubt. Bei den Speisevorschriften geht es immer um mich selbst als Person, wie ich mein Leben und meine Verantwortung dafür lebe.
Letztendlich gibt es durchaus Parallelen in beiden Religionen. Abschließend sprachen beide Geistliche ein Gebet. Im Anschluss daran folgte der Gebetsruf zum Fastenbrechen. Dann konnte es losgehen: die Suppe wurde am Platz serviert. Allerdings beginnt das Fastenbrechen nicht mit dem ersten Löffel Suppe, sondern mit dem Genuss einer Dattel oder dem Trinken von Wasser. Auch dies eine neue Erfahrung! An den Tischen wurde sich rege ausgetauscht, hatten die Einladenden doch darauf geachtet, dass sich die Religionen mischen und die Plätze angewiesen - so war ein guter gemeinsamer Dialog zwischen Christen und Moslems möglich.
Gutes wird auch noch getan: der Ramadan ist der Monat der Barmherzigkeit. Am Ausgang war eine Spendenbox aufgestellt und am Ende des Abends konnten die gespendenten € 821,-- zu gleichen Teilen den Vertreterinnen des Kinderschutzbundes sowie der Tafel Ludwigshafen überreicht werden.
Patrizia Magin (Text und Bilder)
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