Dienstag, 15. Oktober 2019
Ich bin die Auferstehung und das Leben. Joh 11,25
Nachruf auf Menschenfreund und Menschenfischer Pfarrer i.R. DDr. Henry Patrao.
Am 5. Oktober ist auf dem Lingenfelder Friedhof Pfarrer Dr. Dr. Henry Patrao beigesetzt worden. Patrao war im Alter von 79 Jahren nach längerer Krankheit am 25. September gestorben. Seit 1987 war er Pfarrer für Lingenfeld, Westheim und Schwegenheim. 1986 war er aus seiner indischen Heimat Indien nach Deutschland gekommen. Zunächst als Kaplan, dann als Pfarrer im westpfälzischen Kirchenarnbach tätig, folgte schließlich der Wechsel in die Südpfalz, um hier den erkrankten Ortspfarrer Werner Oestreicher zu vertreten. 24 Jahre wurden aus dieser „Vertretung“, bis zum Ruhestand in 2011 blieb Patrao in Lingenfeld. 1995 wurde Henry Patrao inkardiniert, also unter die Priester des Bistums aufgenommen – er hatte in der Pfalz seine zweite Heimat gefunden. 1998 wurde Patrao stellvertretender Dekan von Germersheim.
Dekan Jörg Rubeck, der Totenoffizium, Requiem und Begräbnis leitete, sagte in der vollbesetzten St. Martinus-Kirche über den Verstorbenen, dieser habe eine „gewinnende Liebenswürdigkeit“ besessen und mit seiner besonderen Ausstrahlung „nahe bei den Herzen der Menschen gewirkt“. Dekan Rubeck, in Lingenfeld selbst Nachfolger Patraos, erinnerte an das Begräbnis von Pfarrer Oestreicher vor vier Monaten. Die beiden früheren Lingenfelder Pfarrer verbrachten gemeinsam den Ruhestand im Caritas-Altenzentrum Germersheim, wo sie sich trotz eigener Krankheitsbeschwerden in der Hausseelsorge engagierten. Beide fand ihre letzte Ruhestätte nebeneinander auf dem Lingenfelder Friedhof.
Auf Wunsch von Henry Patrao hielt sein langjähriger pastoraler Mitarbeiter, Pastoralreferent Thomas Bauer, im Requiem die Traueransprache. Mit seinen Familienangehörigen hat Bauer gemeinsam mit engen Freunden des Priesters den Sterbenden in seinen letzten Wochen intensiv begleitet. „Ein Menschenfreund“, so könne man das Leben und Wirken des Verstorbenen überschreiben, sagte Thomas Bauer. „Er hat den Ruf Jesu gehört, ein Menschenfischer zu sein.“ Seine Kraftquelle dabei sei die enge Freundschaft zu Jesus Christus selbst gewesen. „Henry ging offen und herzlich auf Menschen zu mit der Erfahrung, selbst geliebt zu sein.“ So hatten Seelsorge und Verkündigung immer erste Priorität. „Planen, Organisieren und Verwalten waren keine Stärken.“ Doch für diese Felder habe es der Pfarrer geschafft, andere zu finden, die sich darum zum Wohle der Gemeinde kümmerten.
Dass Henry Patrao einmal ein „Vollblut-Seelsorger“ werden sollte, war dem Inder nicht vorgezeichnet: Zum Priesterberuf kam er nach einer kaufmännischen Ausbildung. Nach den theologischen Studien wurde er am 19. Oktober 1968 in seinem Heimatbistum Mangalore zum Priester geweiht. Tätigkeiten als Professor, Leiter des Priesterseminars und Gymnasialdirektor folgten. Patrao wurde zum Studium nach Rom und ins belgische Löwen geschickt, hier promovierte er in Philosphie und in Theologie. Auch von der Pfalz aus pflegte er vielfältige Kontakte in die Weltkirche. Sein Kontakt nach Hause blieb eng, täglich telefonierte er mit seiner Schwester in Mumbai, rund 30 Mal besuchte ihn sein Neffe Praveen aus Dubai in der Pfalz, der nun die Familie auch beim Begräbnis vertrat und sich mit Dankesworten an die Ärzte, Pfleger, Freunde und Gemeinde seines Onkels wandte. Namentlich erwähnt wurde Olga Befurt, die sich viele Jahre um den erkrankten Priester gekümmert hatte.
Ehrende Worte sprachen im Anschluss an die Messe die Westheimer Ortsbürgermeisterin Susanne Grabau stellvertretend für ihre Kollegen aus den Nachbarorten sowie der Vorsitzende des Kirchenchors Klaus Fischer. Im Kirchenchor sang Henry Patrao selbst viele Jahre als Tenor mit. Für die indischen Katholiken und Priester sprach Patraos enger Freund Jephrin Monis, der im Württembergischen Pfarrer ist. Die Feier begleiteten Priester aus den Dekanaten Landau und Germersheim, für das Bistum Speyer nahm Generalvikar Andreas Sturm teil. Der Kirchenchor Lingenfeld-St. Martinus (Leitung: Sabine Nebel), Gesangssolistin Pia Knoll sowie Bernd Camin an der Orgel gestalteten den Sterbe-Gottesdienst mit. Die Lingenfelder Dorfmusikanten geleiteten den langen Trauerzug hinaus auf den Friedhof. Zahlreiche Messdiener, darunter viele Ehemalige, gaben ihrem langjährigen Pfarrer das letzte Geleit.
Hubert Mathes
Diese Meldung und weitere Nachrichten von Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini
finden Sie auf folgender Internetseite: www.kath-pfarrei-germersheim.de