Freitag, 15. Mai 2020
Apostelin Junia - Keine Unbekannte mehr, oder?
Gedenktag am 17. Mai
Was steht zu Junia in der Bibel:
Im Römerbrief Kapitel 16 finden wir den Schlussteil eines längeren Briefes, den Paulus an die frühchristliche Gemeinde in der Stadt Rom vermutlich 56 n. Chr. schrieb. In der neuen Einheitsübersetzung von 2016 wird erstmals zutreffend im Vers 16,7 übersetzt:
„Grüßt Andronikus und Junia, die zu meinem Volk gehören und mit mir zusammen im Gefängnis waren; sie sind angesehene Apostel und haben sich schon vor mir zu Christus bekannt.“
Ab dem 13. Jahrhundert findet sich allerdings nur noch die Übersetzung „Junias“, und es wird ab dann einhellig davon ausgegangen, dass es sich um einen Mann handelt (obwohl der Männername „Junias“ in der Antike nicht bekannt ist).
Junia war also über viele Jahrhunderte aus der Bibel und aus dem Gedächtnis verschwunden. Erst im 20. Jahrhundert wurde sie durch die neuere Bibelwissenshaft wiederentdeckt.
Es ist anzunehmen, dass Andronikus und Junia ein Ehepaar waren, die das Apostelamt gemeinsam wahrnahmen. Vielleicht waren sie in Ephesus gemeinsam mit Paulus gefangen. Auffallend ist im gesamten Kapitel 16 des Römerbriefes, dass es einen hohen Anteil an namentlich genannten Frauen gab, die aktiv in der Gemeindearbeit tätig waren.
Anstöße für uns heute:
Junia: Eine Frau, die ihr Apostelamt wahrnimmt. Was heißt das eigentlich, Apostelin sein? Das Wort hört sich so gewichtig an. Nicht unbedingt so, als ob es mit heutigen Menschen etwas zu tun hätte.
Aus dem Griechischen übersetzt bedeutet apstello – gesandt sein. Apostelinnen sind also Menschen, die von Gott hinaus geschickt werden, von Jesu Liebe zu erzählen.
Das ist nun etwas, was wir besonders in diesen Corona-Zeiten sehr häufig erlebt haben: dass Frauen gespürt haben, wie gut es alleinlebenden Menschen tut, wenn jemand ihnen eine aufmunternde Nachricht schickt oder ihnen einen Balkon-Besuch abstattet. Frauen sind apostolisch tätig, ja: sie gehen nach draußen und erzählen von der Liebe Gottes, und zwar in Wort und Tat. Gott selbst ist es, der sie losschickt, ihren Mitmenschen herzliche Botschaften zu überbringen.
Losgehen – Apostelin sein:
Der 17. Mai gilt als der Gedenktag der Junia. Wollen Sie auch mal Apostelin sein? Gleich heute? Warum nicht! Wer sich von Gott angestupst fühlt, etwas für andere zu unternehmen und anderen Gutes zu überbringen, ist „Gesandte“ – Apostelin!
Probieren Sie es aus!
Vielleicht möchten Sie heute einer älteren Nachbarin eine schöne Postkarte einwerfen? Einer Verwandten einen handgeschriebenen Brief schreiben? Jemandem ein Stückchen Kuchen vorbei bringen? Balkonbesuche vereinbaren? Jemanden anrufen, die sich vielleicht alleine fühlt? Einen Blumengruß vor die Tür legen? Und vielleicht diesen Text ausdrucken und an Frauen verteilen, die keinen Internetzugang haben und keine E-Mails empfangen können?
Gebet
Du beziehungsfördernder Gott ,
hilf uns loszugehen:
Nicht überstürzt, nicht hektisch, nicht unbedacht.
Voll innerer Überzeugung losgehen, weil du uns sendest.
Du anspornender Begleiter Jesus,
hilf uns, nicht aus Ängstlichkeit teilnahmslos zu werden:
Nicht träge, motivationslos, frustriert.
Immer neu mit dir mitgehen, weil du uns begleitest.
Du lebendiger Geist unter uns,
hilf uns miteinander zu sprechen:
Nicht moralisieren, belehren, besser wissen.
Sondern voll Freude von unserer Hoffnung erzählen.
Du Gott so vieler Wege,
gib uns die Offenheit – und die Betroffenheit,
die Bescheidenheit – und die Entschiedenheit,
uns von Dir aussenden zu lassen,
zu den Menschen, die um uns sind.
Amen.
(Anregung von Monika Kreiner, Frauenseelsorge des Bistums Speyer, und KDFB)
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