Dienstag, 15. Juni 2021
Virtueller Pastoralbesuch von Weihbischof Otto Georgens
Gedanken zu "Sozialräumen" und Kirche im Allgemeinen
Am Mittwoch, 9. Juni, stattete Weihbischof Otto Georgens unserer Pfarrei Hl. Nikolaus einen Pastoralbesuch ab. Coronabedingt gestaltete sich der Besuch als Videokonferenz. Gespräche gab es mit den Kita-Leiterinnen und den Elternvertretern, mit den Jugendvertreterinnen, mit Vertretern des Pfarrei- und Verwaltungsrats sowie dem Pastoralteam.
Kitas als "Vorarme der Pfarrei"
Einen Schwerpunkt bildete die „Begegnung im Sozialraum“. Einen solchen stellen die beiden Kitas, St. Dominikus und St. Barbara, dar. In den zurückliegenden Jahren ist ein Bewusstsein - in Ansätzen - gewachsen, dass beide Kitas „Gemeinde“ sind mit einer sozialen-caritativen, liturgischen und katechetischen Kompetenz. Sie sind nahe am Menschen. Die beiden Leiterinnen bezeichneten die Kitas als die „Vorarme“ der Pfarrei.
Die Elternvertreter hielten fest, dass die Kitas den Eltern und Kindern in den schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie – in den Grenzen des Möglichen - beigestanden und sich immer am Limit eingesetzt hätten. Die Erzieherinnen hätten auf unterschiedliche Weise stets Kontakt zu den Eltern und den Kindern gehalten, als sie zu Hause bleiben mussten. Gemeindereferent Gregor Müller versorgte die Familien mit Impulsen und kindgerechten Angeboten.
Fazit:
Diese Verbindung sollte noch intensiviert werden, damit Kinder und Eltern näher an die Gemeinde heranrücken, sich ihnen Kirchenräume erschließen.
Was sich bereits vorher angedeutet hatte, wurde in der Pandemie jedoch virulent: Die Kitas sind personell unterbesetzt. Eine mögliche Folge: die Erzieherinnen und Erzieher „brennen aus“ oder werden krank.
Fazit:
Eine Aufstockung des Personalschlüssels um 30 Prozent wäre hilfreich und notwendig. Nur so könnten Kitas ihren Auftrag leben und gestalten.
Jugend braucht andere Ansprache
Den Sozialraum repräsentieren auch die beiden Jugendvertreterinnen. Sie stehen für eine Jugend jenseits der etablierten Kirche. Ihren Glauben tangiert diese Haltung indes nicht. Sie hielten ebenfalls fest, dass Corona verschärft hat, was vorher schon im Argen lag: wenig Kinder, wenig Jugendliche, die sich motivieren lassen. Durch persönliche Ansprachen, durch digitale Wanderungen versuchen sie, ein neues Beziehungsnetz aufzubauen, auch „Außenseiter der Leistungsgesellschaft“ anzusprechen.
Fazit:
Positive Kirchenerfahrung geht nur über Gemeinschaftserfahrung.
Pflegerinnen der Sozialstation als Brückenbauerinnen
Ebenfalls für den Sozialraum steht Gemeindereferent Gregor Müller. Er kennt den Blickwinkel der Krankenpflegerinnen der Ökumenischen Sozialstation. Dank des Rettungsschirms des Bundes konnte die wichtige Arbeit aufrechterhalten werden. „Gott sei Dank, denn die Besuche der Pflegerinnen sind oft der einzige Kontakt dieser Menschen nach draußen“, betonte Müller. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fungieren als Brückenbauer, machen aufmerksam auf gewünschte Krankenbesuche oder Empfang der Krankenkommunion.
Kirche ist nicht abgetaucht. Das Entscheidende wurde und wird getan: Das Beziehungsnetz wurde stabil gehalten und gar neu entdeckt und neu geknüpft durch viele kreative Aktionen. Glaube lebt in der Gemeinschaft.
Gegenwart und Zukunft der Kirche
In einem zweiten Teil ging es um die kirchliche Arbeit im Allgemeinen.
Unter den Gremienmitgliedern und dem Pastoralteam herrschte Konsens, dass die augenblickliche Lethargie ein Zeichen sei, „dass wir uns mitten in einer wirklichen Krise befinden“. Vieles breche weg, Neues sei noch nicht sichtbar. Der „Tote Punkt“, von dem Reinhard Kardinal Marx in seinem Rücktrittsgesuch gesprochen habe, werde hoffentlich zum „Wendepunkt“ werden.
Fazit:
Kirche ist auf Holzweg:
- wenn sie nicht Abschied nimmt von dem Bild einer Kirche, die versorgt, die von oben her Glauben auf das Leben legen will, ein Glaubenskleid überstülpt, das aber nicht passt.
Kirche gewinnt eine neue Gestalt:
- wenn sie sich hinwendet zum Menschen, wie er vorkommt;
- wenn sie sich tatsächlich auf den Weg macht zu den Menschen;
- wenn sie ihre angestammten Plätze verlässt, ihre „Gesetze und Ordnungen“ hinter sich lässt;
- wenn sie sich nicht abhängig macht von Hauptamtlichen und sprudelnden Finanzen;
- wenn sie nicht ein verklärtes Kirchenbild alter Zeit in die Zukunft projektiert: Die Vergangenheit ist nicht unsere Zukunft.
Kommen wir mit Menschen ins Gespräch:
- die einen neuen Weg gehen, die innovativ, kreativ sein wollen.
Erkenntnisgewinn:
- Es braucht niederschwellige Angebote, Gottesdienste in neuen Formen, zu ungewöhnlichen Zeiten, an ungewöhnlichen Orten….
- Die Aktionen Segenstüten, Willkommenskultur, Gottesdienst am Abend, Gottesdienst an Fronleichnam am Altenheim, unsere lebendigen Kitas, digitale Treffen und Öffentlichkeitsarbeit weisen in die richtige Richtung.
Sind wir dankbar für alles Gute, das wir mit Kirche erleben durften, aber klammern wir nicht daran! Das Kleid muss neu angepasst werden in einem „sensus ecclesiae“, in einer kritischen Loyalität, inspiriert durch das Evangelium, auf einem synodalen Weg.
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