Mittwoch, 01. Mai 2024
Grußworte Mai 2024
Liebe Leserin,
lieber Leser,
haben Sie ein Grundgesetz zuhause? Diese Frage mag Sie überraschen. Es wäre wohl eher angebracht nachzufragen, ob Sie eine Heilige Schrift oder das Gotteslob besitzen?
Meine Eingangsfrage hat einen ganz bestimmten Grund. Unser Grundgesetz wird in diesem Monat 75 Jahre alt. Am 23. Mai 1949 wurde es verkündet. Ein Gedenktag, der in eine Zeit großer Krisen und Herausforderungen fällt. Globale Krisen und Herausforderungen, die zunehmend viele Bürgerinnen und Bürger verängstigen und als Überforderung verstanden werden. Eine Zeit, in der nach einfachen Lösungen verlangt wird, die von den populistischen Bewegungen und Parteien oftmals propagiert und angeboten werden.
In erschreckendem Maße nimmt auch extremistisches Gedankengut zu und verschafft sich lautstark Gehör und mediale Öffentlichkeit. Extremismus in jeder Form stellt die Grundwerte in Frage, die das Grundgesetz festgeschrieben hat und unser demokratisches und freiheitliches Zusammenleben schützt.
In den vergangenen Monaten zeigten Bürgerinnen und Bürger, dass die Grundwerte unserer Verfassung geteilt und gelebt werden. Die vielen und sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen machten und machen dies beeindruckend deutlich. Deutschland ist ein Land der Demokratie, der Rechtsstaatlichkeit, der Solidarität, der Vielfalt und der unverlierbaren Würde jedes Menschen.
Die deutschen Bischöfe führen dazu aus: Jeder Mensch besitzt eine unantastbare und unverfügbare Würde. Sie gründet in der Gottebenbildlichkeit aller Menschen und ist die Basis der Menschenrechte. So ist die Menschenwürde der Ausgangs- und Zielpunkt des christlichen Menschenbildes. Dieses Denken hat auch in unserer Verfassung seinen Niederschlag gefunden.
In scharfer Abgrenzung zum Nationalsozialismus und zur Neuen Rechten bekennt sich das Grundgesetz ausdrücklich zur fundamentalen, die staatliche Ordnung und das gesamte gesellschaftliche Miteinander bestimmenden Bedeutung der Menschenwürde. (Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar - Erklärung der deutschen Bischöfe vom 22.02.2024)
Als Pfarrgemeinde bekennen wir uns zu Demokratie und Vielfalt. Wir laden daher alle Bürgerinnen und Bürger ein, ein Zeichen zu setzen. Am Samstag, dem 04. Mai 2024, um 15 Uhr laden wir dazu vor dem Rathaus in Bobenheim-Roxheim ein. Ich bitte Sie, daran teilzunehmen.
Verfassungsrecht verwirklicht sich nicht von selbst. Es ist auf Verwirklichung angewiesen. Für diese Verwirklichung hängt viel von der Ebene der nicht-juristischen Verfassungsvoraussetzung ab. Hier kommt noch einmal die Weimarer Verfassung in den Blick, die letztlich nicht genügend Rückhalt in der Gesellschaft und ihren Organisationen besaß, um ihrer Pervertierung widerstehen zu können. Die Bundesrepublik des Jahres 2024 ist weit von Weimarer Verhältnissen entfernt. Aber das ist kein Grund, sich in Sicherheit zu wiegen. Dass eine solche Warnung notwendig ist, unterscheidet das 75-jährige Jubiläum des Grundgesetzes von den vorangegangenen. (Dieter Grimm, APuZ 9–11/2024)
Machen wir gemeinsam deutlich, dass unser Grundgesetz auch in seinem 75. Jahr seinen Rückhalt in unserer Gesellschaft nicht verloren hat.
Mit den herzlichsten Segenswünschen
Markus Hary, Pfarrer
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