Freitag, 01. November 2024
„Seligkeit im Sinne Jesu ist das unbedingte Vertrauen auf Gottes Führung“
Weihbischof Otto Georgens feiert Pontifikalamt zu Allerheiligen im Speyerer Dom
Speyer. Zum Hochfest Allerheiligen feierte Weihbischof Otto Georgens am Freitag, 1. November, im Speyerer Dom ein Pontifikalamt. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst vom Domchor und den Dombläsern mit der Missa „Te deum laudamus“ von Wolfram Menschick und Musik von Luis de Victoria und Gregorianik. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.
In seiner Predigt konzentrierte sich Weihbischof Georgens auf die Seligpreisungen Jesus. „Es sind die Seligpreisungen, diese beglückenden und zugleich provokanten Grundsätze für eine Zivilisation der Liebe.“ Sie behandeln Themen wie Armut, Gewaltverzicht oder Solidarität. Mit diesen starken Aussagen habe Jesus eine „seelische und mentale Neuprogrammierung“ der Menschen versucht. Durch die vielen weltweiten Eskalationen seien diese „scheinbar naiven Seligpreisungen“ gerade in der heutigen Zeit überlebensnotwendige Gegen-Aussagen. „Selig, wer sich von Ihnen neu ‚Programmieren‘ lässt“, wandte sich der Weihbischof an die Gläubigen.
„Tragen wir nicht sowohl positive als auch negative Programmierungen seit Kindheitstagen in uns? Es sind innere Skripte, nach denen wir in den entscheidenden Momenten funktionieren – meist sogar unbewusst.“ Problematisch sei es, wenn diese negativer Natur seien, wie zum Beispiel: „Lass dir nichts gefallen!“ oder „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Aber wie könne man sich von einer negativen Programmierung befreien? Der erste Schritt sei schon der Wunsch nach Umorientierung: „Eigene Verhaltensmuster zu durchschauen und die Bitte um Gottes Geist, der Verkrampfungen lösen kann.“ Besonders wichtig sei laut Georgens das „Einüben geduldiger und möglichst aggressionsfreier Kommunikation“.
Es gebe, so der Weihbischof, „zu allen Zeiten Menschen, die nach den Seligpreisungen leben und sich dadurch als Christinnen und Christen ausweisen, die das Programm Jesu verstanden haben.“ Als Beispiel nannte er Alfred Delp, Dietrich Bonhhoeffer, Max Loseph Metzger, Edith Stein, Etty Hillesum und Berta von Suttner – sie würden bezeugen, dass die Seligpreisungen ein Zeichen sind, „der Echtheit christlichen Lebens, nicht naive Schwärmerei, nicht krampfhafte Wohlfühlstimmung und auch nicht fanatische Strenge“, betonte der Weihbischof. „Seligkeit im Sinne Jesu ist das unbedingte Vertrauen auf Gottes Führung.“
Hintergrund: Allerheiligen
In der abendländischen Kirche wird Allerheiligen seit dem neunten Jahrhundert am 1. November gefeiert. Als Initiator des Festes gilt der mittelalterliche Theologe Alkuin. Gedacht wird an diesem Tag allen Heiligen, wobei damit nicht nur die offiziell heiliggesprochenen Männer und Frauen gemeint sind. Vielmehr bekennt die Kirche, „dass es eine große Schar von Menschen gibt aus allen Zeiten und Völkern, deren Leben für immer und ewig geglückt ist“, ohne dass dies dokumentiert und offiziell festgeschrieben ist. Da dieser Tag in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag ist, nutzen ihn viele Gläubige, um die Gräber ihrer Angehörigen auf den Friedhöfen zu besuchen und dort eine Kerze zu entzünden.
Am Fest Allerseelen am Samstag, 2. November, findet um 7:30 Uhr ein Requiem mit Laudes im Speyerer Dom statt. Zelebrant ist Dompfarrer Matthias Bender.
Text: Fabienne Witte
Fotos: Klaus Landry
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.dom-zu-speyer.de