Freitag, 07. April 2023
Im Zeichen des Kreuzes
Weihbischof Otto Georgens predigte am Karfreitag im Dom zu Speyer
Speyer. Im Speyerer Dom wurde in der Liturgie zum Karfreitag mit Bischof Karl-Heinz Wiesemann und Weihbischof Otto Georgens des Leidens und Sterbens Jesu gedacht. In seiner Predigt setzte sich der Weihbischof mit der Frage „Gehört eigentlich der Karfreitag zu Deutschland?“ auseinander. Er wertete den Tag als wichtigen Gedenktag an das Kreuz und Schritt auf das Osterfest hin.
Der Tag sei zwar als gesetzlicher Feiertag und so genannter „stiller Feiertag“ bekannt, aber „gehört das wirklich noch zu Deutschland, dass das Gesetz vorschreibt, dass wegen Jesu Sterben am Kreuz – zu dessen Gedenken bestenfalls 10 Prozent der Bevölkerung in die Kirche kommen - das ganze Volk nicht tanzen und nicht ausgelassen feiern darf?“, fragte Georgens.
Der Karfreitag mache es den Menschen nicht leicht, weniger weil man einen Tag lang aufs Tanzen verzichten müsse, eher deshalb „weil dass das Kreuz nicht gerade ein kuscheliges Identitätsmerkmal ist.“ Das Kreuz stelle das Leid vor Augen und künde von der Grausamkeit, zu der Menschen fähig seien. „Die Rahmengeschichte der Kreuzigung Jesu erzählt von Verrat und Feigheit, Machtgier und Willkürjustiz, Manipulation der Massen, Folter und Demütigung. Das gehört zu unserer Welt – ohne Zweifel. Leider!“, sagte der Weihbischof.
Wahrscheinlich würden die meisten Menschen den Karfreitag abschaffen oder gegen „etwas Netteres“ austauschen. „Ich finde es gut, dass es diesen sperrigen Feiertag gibt, auch wenn ich natürlich wie andere Ostern und Fröhlichkeit lieber mag als das Düstere und Bedrückende. Aber braucht es nicht auch einen Gedenktag, der gerade das ernst nimmt?“, fragte Georgens.
„Ich finde es gut, dass es diesen Tag gibt – ausgerichtet auf Ostern hin.“ Der Sterbende am Kreuz sage „Es ist vollbracht“, nicht „Es ist vorbei“. Das Kreuz bleibe ein Leben lang eine Herausforderung, „etwas, das unsicher macht, aber hoffentlich auch etwas, das die Verbindung herstellt zu dem ‚anderen Königtum‘, das nicht von dieser Welt ist“, so der Weihbischof.
Musikalisch gestaltet wurde die Karfreitagsliturgie vom Domchor, dem Konzertchor des Mädchenchores und den Männerstimmen der Domsingknaben. Als Solisten wirkten Wakako Nakaso und Violette Hellwig (Sopran), Lieselotte Fink (Alt), Sebastian Hübner (Tenor) sowie Michael Marz und Leon Tchakachow (Bass) mit. Die Leitung hatte Domkapellmeister Markus Melchiori.
Die Predigt von Weihbischof Georgens im Wortlaut
Foto: Bistum Speyer
Hintergrund (Text DBK)
Am Karfreitag gedenken Christen des Leidens, der Kreuzigung und des Todes Jesu. Viele Gläubige beten und gehen an diesem Tag den Kreuzweg mit seinen 14 Stationen von der Verurteilung Jesu bis zur Grablegung. An diesem Tag hat die Stunde, in der Jesus starb, eine besondere Bedeutung. In der Heiligen Schrift wird dieser Zeitpunkt als die „neunte Stunde“ bezeichnet (Mt 27,46). Nach mitteleuropäischer Zeit ist es 15.00 Uhr. Die Liturgie des Tages hat einige Besonderheiten, die es so nur einmal im Jahr gibt. Die Glocken in den Kirchen schweigen, der Tabernakel, in dem die geweihten Hostien, der Leib des Herrn, aufbewahrt werden, ist leer. Auf dem Altar befindet sich nichts. Der Gottesdienst beginnt im Schweigen, ohne Kreuzzeichen. Die Passion, die Leidensgeschichte Jesu, wird gelesen und es gibt besondere Fürbitten. Ein zentraler Punkt der Liturgie ist die Kreuzverehrung. Die Gläubigen verneigen sich oder beugen die Knie vor dem Kreuz.
Diese Meldung und weitere Nachrichten des Bistums wurde veröffentlicht auf der Internetseite www.dom-zu-speyer.de