Der
freistehende Basaltfels hier am Südwestabhang des Röthchen ist markanter Zeuge
eines geomorphologischen Prozesses, der oft unscheinbar, aber doch fortwährend
in unserer Landschaft stattfindet: die Erosion. Das Röthchen ist eine jener
zahlreichen landschaftsprägenden Bergkuppen aus Basalt, die der Region die
naturräumliche Bezeichnung „Oberwesterwälder Kuppenland“ verliehen haben. Die
ursprünglich vor etwa 28 Mio. Jahren aus Vulkanismus entstandene geschlossene
Decke aus Basalt und Basalttuff unterlag in den folgenden Jahrmillionen unter
tropischen bis subtropischen Bedingungen einer tiefgründigen Verwitterung. Vor
allem in der jüngeren geologischen Vergangenheit erfolgte in mehreren Eiszeiten
eine starke Formung der Landschaft durch Bodenabtrag und Bodenverlagerung.
Heute wird der Prozess der Erosion vor allem durch die Einwirkung von
Niederschlagswasser, Frost und den Austrag durch das Fließgewässersystem
getragen. Hier am Röthchen nagen die Bachläufe des Holzbaches und
Mausbaches von allen Seiten an der
Bergkuppe. Bei Hochwasser braun gefärbte Fluten zeigen den schleichenden Prozess
des Bodenabtrages an. Verstärkt wird dies durch die andauernde tektonische
Hebung des Mittelgebirges, in das sich dann die Gewässer weiter einschneiden.
Der freistehende Fels hier am Hang der Kuppe dokumentiert einfach die
Widerständigkeit des Materials gegen die Erosion, während umgebende Gesteins-
und Erdmassen bereits abgetragen und verlagert wurden. Aber auch an diesem Fels
nagt der Zahn der Erosion und wird ihn irgendwann verschwinden lassen. Und das
Material landet über Holzbach, Elbbach,
Lahn und Rhein in der Nordsee. Hier sammelt es sich als mächtiges
Sedimentpaket, aus dem irgendwann wieder ein neues Gebirge entstehen kann.