Seit ihrem Start 2013 hat die Initiative „Ich bin dabei!“ ihr Angebot für eine strategische Engagemententwicklung systematisch erweitert. Heute nutzen Kommunen die Vereinekonferenz, um bestehendes Engagement zu stärken, die Projekte-Werkstatt „Menschen 60+ Lust am Ehrenamt vermitteln“ um neues anzuregen, und den Freiwilligen-Mitmach-Tag, um beides gleichzeitig zu erreichen. Wie der Standorteübersicht zu entnehmen, setzen verschiedene Kommunen gleich mehrere Formate für die Engagementförderung ein.
Das Engagement, das entstanden ist, kann sich sehen lassen, wie die nachstehenden Zahlen, Kurzdarstellungen, Projektebeispiele und Fotos veranschaulichen. Die „Bewährungsprobe“ der kommunalen Vereinekonferenzen, die im Herbst 2020 zum ersten Mal im Rahmen der Initiative „Ich bin dabei!“ lokale Vereine spartenübergreifend zusammenführen werden, steht noch aus. Doch auch sie stoßen bereits jetzt auf großes Interesse, wie kommunale Vereinebefragungen an vier Pilotstandorten und spontane Rückmeldungen aus dem Kreis der Vereinevorstände zeigen. Kurzberichte werden folgen.
Den mehr als 220 Projektgruppen, die sich selbstorganisiert in den lokalen Projekte-Werkstätten für „Menschen 60+“ gebildet haben, eilt der Ruf voraus, ebenso engagiert wie kreativ zu sein. Wie berechtigt diese Auszeichnung ist, hat einmal mehr ihr Einsatz in Zeiten eines Lebens unter Pandemiebedingungen gezeigt. Unter Verwendung so unterschiedlicher Hilfsmittel wie Nähmaschine, 3-D-Drucker, Telefon, Laptop, PKW u.ä. haben viele der ehrenamtlich Aktiven vor Ort passgenaue Antworten auf die verschiedenen Herausforderungen der Corona-Krise gefunden (vgl. unten).
Projekte-Werkstätten „Menschen 60+ …“
Mehr als 220 Projektgruppen haben sich in kommunalen Projekte-Werkstätten gebildet, die von zwischenzeitlich 27 Kommunen eingerichtet worden sind. Menschen im Alter 60+ wird dort neue Lust am ehrenamtlichen Engagement vermittelt, indem sie angeregt werden, eigene Projektideen einzubringen und wo nötig Unterstützung bei der Realisierung erhalten. Das thematische Spektrum der Gruppen, die so entstanden sind, ist breit: Natur und Ökologie, digitale Welt, Mobilität, Gemeinschaft, Bildung, Kultur, Gesundheit und vieles mehr sind hier zum Ausgangspunkt für ehrenamtliche Aktivitäten geworden, die Gleichgesinnte in kleinen Projektgruppen vor Ort zusammengeführt haben. Entstanden sind u.a. ein Sozialkaufhaus, Reparatur-Cafés, Computer-/Internet- und Nachbarschaftshilfen, Bürgerfahrdienste, Vorlese- und Azubiprojekte, Wander-/ Rad- und Reisegruppen, eine Kunst-Werkstatt, eine Pflanzen-Tausch-Börse, all dies jeweils auf die lokalen Gegebenheiten abgestimmt.
Viele der Projektgruppen, die im Rahmen der Initiative entstanden sind, sind auch heute aktiv, dies z.T. seit nunmehr sechs Jahren. Und es kommen neue Projektgruppen hinzu – an alten und neuen Standorten: Nach einer coronabedingten Zwangspause haben im August 2020 in zwei neuen Kommunen Projekte-Werkstätten ihre Arbeit aufgenommen, mit insgesamt rund 20 Projekten am Start. Weitere Werkstätten werden bald folgen.
Menschen, die nicht viel Zeit aufbringen und sich nicht binden können bzw. wollen, bieten kommunale Freiwilligen-Mitmach-Tage die Gelegenheit zu einem kurzfristigen Engagement ohne weitere Verpflichtung. 2019, im Rahmen der Initiative erstmalig von sechs Kommunen angeboten, haben sich dort 2.500 Frauen und Männer motivieren lassen, mitanzupacken und 147 Herzensprojekte von Vereinen, Initiativen, Schulen, Kitas und Seniorenheimen vor Ort zu realisieren.
Mit Feuereifer haben sie den Malerpinsel geschwungen, gegraben, gesungen, entrümpelt, gepflanzt und gebastelt. Sie haben eine Boulder-Wand eingerichtet, Hochbeete und Insektenhotels gebaut, Obstbäume gepflanzt, Bachläufe freigeschnitten und vieles mehr. Auch boten die Aktivitäten boten den Freiwilligen eine gute Gelegenheit, mit den jeweiligen Initiatoren Kontakt aufzunehmen und ihre Arbeit kennen zu lernen.
Angesichts des großen Erfolges haben die kommunalen Verantwortlichen Folgeveranstaltungen angekündigt – und sieben weitere Kommunen dazu gebracht, selbst einen Freiwilligen-Mitmach-Tag durchzuführen, vier von diesen noch 2020 (s. unten).
FWT Stadt Ludwigshafen „Viel geschafft“ resümierte die Rheinpfalz (Nr. 215) in ihrem Bericht über den Freiwilligentag 2019 der Stadt Ludwigshafen und führte dazu weiter aus: „2222 Hände sind’s am Ende, die Bäume pflanzen, Nistkästen bauen, Wände streichen, im Mitmachgarten werkeln oder Rasen mähen. Manche zaubern älteren Menschen ein Lächeln aufs Gesicht.“ Bei einem der insgesamt 52 Projekte an diesem Tag galt es, 25 Bäume zu pflanzen. Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck und Monika Fuhr als Vertreterin der Staatskanzlei packten kräftig mit an.
Den Projektgruppen (PG) der Initiative „Ich bin dabei!“, mancherorts schon sechs Jahre selbstorganisiert aktiv, eilt der Ruf voraus, ebenso engagiert wie kreativ zu sein. Wie berechtigt dieser Ruf ist, illustriert folgende kleine Auswahl von Beispielen. Unter Einsatz so unterschiedlicher Hilfsmittel wie Nähmaschine, 3-D-Drucker, Telefon, Laptop, PKW u.ä. haben die ehrenamtlich Aktiven vor Ort passgenaue Antworten auf die verschiedenen Herausforderungen der Corona-Krise gefunden – kostenlos für die, denen sie helfen. Damit spenden sie gleich mehreres: Ideen, viel Zeit und Energie, wo erforderlich auch die benötigten Materialien.
"Ich bin dabei!"- Corona-Hilfe-Beiträge:
Nähen von Mund-Nase-Masken (verschiedene Standorte). Den lokalen „Masken-Näh-Initiativen“ schließen sich vielerorts auch solche Personen an, die coronabedingt nicht ihre eigentliche Projektgruppenarbeit weiterverfolgen können. In der VG Langenlonsheim-Stromberg bilden Mitstreiterinnen aus gleich drei Projektgruppen, darunter dem Handarbeitstreff „KombiNationen“, ein kleines Nähnetzwerk.
Keine Masken aus Stoff, sondern durchsichtige Gesichtsschilder aus Folie (s. Foto) produzieren vier Mitglieder der PG Reparaturtreff im Ortsteil Heidesheim der Stadt Ingelheim. Statt der Nähnadel/-maschine ist ihr Hauptwerkzeug ein privater 3-D-Drucker. ACHTUNG: Das Gesundheitsministerium RLP hat vor Kurzem klargestellt, dass dort, wo die Pflicht besteht, eine M-N-Maske zu tragen, Gesichtsschilder/-visiere keinen gleichwertigen Ersatz darstellen. Für Privatpersonen gilt: Die M-N-Maske ist in solchen Fällen zusätzlich zu tragen, es sei denn, es liegt ein ärztliches Attest vor. Dies gilt nicht für Verkäuferinnen und Verkäufer im Einzelhandel und auch nicht in der Gastronomie.
Einkaufshilfen gab's im Rahmen der Nachbarschaftshilfe auch bereits vor Corona - freilich nicht in dem besonderen Umfang, wie sie seit Bekanntwerden der akuten Gesundheitsbedrohung von Risikogruppen innerhalb von kürzester Zeit aktiviert werden konnte. Auch hier bringen sich viele Mitwirkende der Initiative aktiv mit ein (so sie nicht selbst einer Risikogruppe angehören), an den verschiedensten Standorten und projektgruppenübergreifend. Nicht selten wird dabei die Gelegenheit für ein freundlich ermunterndes Wort genutzt - aus gebührendem Sicherheitsabstand.
Der "Stromberger Tisch" hat mit der Einrichtung einer Abgabestelle außen vor der Tür die Voraussetzungen für die Weiterversorgung Bedürftiger geschaffen. Zusätzlich konnte die Projektgruppe junge Mitstreiter/innen, die coronabedingt ohne Arbeit sind, zur Unterstützung gewinnen. Sie vertreten ältere Ehrenamtliche, die zu den Risikogruppen gehören. Zu ihren Aufgaben zählt das Beliefern mit Lebensmitteln, ein neues Angebot speziell für gesundheitsgefährdete Bedürftige.
Obdachlose gehören derzeit zu jenen Personengruppen, die sich in einer besonders schwierigen Situation befinden. Sie haben kein Zuhause, wohin sie sich, den Empfehlungen folgend, zum eigenen Schutz zurückziehen könnten. Das, was Engagierte der PG "Faden los, Wolle marsch" (VG Otterbach-Otterberg) für sie stricken - Schals, Mützen und Handschuhe, ist für diese auch im übertragenen Sinne Wärme spendend.
Die PC-/ Internet-Projektgruppen haben derzeit, wenn sie sich wie alle anderen nicht zusammensetzen dürfen, einen „Heimvorteil“: Sie sind fit darin, für ihre Kommunikation sich der neuen Medien zu bedienen. Und es macht ihnen Freude, das dafür erforderliche Know-how zu teilen: Die „Häcker 60plus“ etwa unterstützen ältere Menschen in der Stadt Andernach bei der Präparierung ihres Tablets/ Smartphones/ PCs für Bild-/Videotelefonate, mit denen sie ihre sozialen Kontakte zu Angehörigen und Freunden in Seniorenheimen, Krankenhäusern etc. aufrechterhalten können. Ihre regelmäßigen (Einzel-) Sprechstunden, in denen sie u.a. auch bei der Lösung technischer Probleme rund um die Nutzung der neuen Medien helfen, haben sie ins virtuelle Netz verlegt; die Kommunikation läuft über das herkömmliche Telefon und online. Ähnliches bieten in der VG Montabaur die PG „Digital aktiv mit 60+“ zusammen mit der PG „Digitalbotschafter“ an.
In der Stadt Germersheim lädt die PG "Digitale Welt Germersche" seit Ende März zu einem virtuellen Gruppenangebot ein: der wöchentlichen "Digitalen Sprechstunde via Skype". Anzeigen in der lokalen Presse und Mundpropaganda tragen dazu bei, dass die Zahl der Beteiligten ständig wächst. Neulinge, die noch nicht mit Skype vertraut sind, erhalten im Vorfeld die erforderliche Unterstützung übers Telefon.
Am "Erzähltelefon" der gleichnamigen PG in der VG Otterbach-Otterberg finden Menschen, die zunehmend unter Gefühlen der Vereinsamung leiden, ein einfühlsames offenes Ohr. Lassen die Anrufenden weiteren Unterstützungsbedarf erkennen, vermitteln die Ehrenamtlichen der neu an diesem Standort gegründeten PG an geeignete Organisationen weiter.
Die Wander-/Walkinggruppen "In Wald und Wiese, über Stock und Stein" (VG Otterbach-Otterberg), "Natur bewegt", "Waldbaden im Westerwald", "Walkinggruppe 60+" (VG Montabaur) sowie "Sanftes Wandern" (VG Hamm) zeigen sich flexibel: Vorschriftsgemäß bilden sie Zweiergruppen, unterwegs bleibt viel Raum für z. T. intensive Gespräche, zum Mut machen.
Einzelgespräche über den Zaun mit Bewohnern des angrenzenden Seniorenheimes führen Engagierte der PG "Essbare Stadt" in der Stadt Ingelheim. Sie bewirtschaften derzeit einzeln oder zu zweit die in einen Garten verwandelte städtische Grünfläche.
Intensiven Telefonkontakt halten vielerorts die PG-Kümmerinnen und -Kümmerer zu denen, die coronabedingt nicht zu ihren sonst so beliebten Angeboten wie z. B. dem "Seniorentreff" oder dem "Kegeln für Senioren" in der VG Hamm kommen können. Wo erforderlich stellen sie Kontakt her zu helfenden Einrichtungen oder (VG Hamm) zu der PG "Seniorenlotsen".
Bücher lesen ist wieder angesagt. Für ausreichend Lesestoff sorgen Engagierte der Initiative in den Verbandsgemeinden Montabaur und Traben-Trarbach: Während in der VG Traben-Trarbach der öffentliche Bücherschrank in einer alten Telefonzelle liebevoll betreut und aktuell zusätzlich desinfiziert wird, genügt in Montabaur ein Anruf, um mit dem Kümmerer der PG "Kunstmachen" den Übergabeort zu vereinbaren für Bücher, die fürs Wegwerfen zu schade sind. J. Beuys, Vertreter eines erweiterten Kunstbegriffs, hätte seine Freude gehabt an dieser Form einer "sozialen Plastik".
Kartengrüße mit Fotomotiven aus dem blühenden Garten und selbstgebastelte Papierblumen als Beitrag zur (Oster-) Deko seien hier stellvertretend erwähnt für viele weitere Zeichen der Solidarität und Verbundenheit von Engagierten der Initiative "Ich bin dabei!". Als kleine Lichtbringer vermitteln sie die heute für so viele wichtige Botschaft "nicht allein, vergessen zu sein".
Damit die Kleinen nicht ganz auf die beliebten Treffen mit der Vorlesegruppe in der Mediathek Ingelheim verzichten müssen, kommen jetzt zwei Mitglieder der Projektgruppe auf den heimischen Bildschirm der Kinder - Improvisationsgeschick, Laptop-Kamera und online-Verbindung machen es möglich. Die Zeit verfliegt, wenn auch der Drache Fanny oder Hasi in der Vorlesestunde vorbeischauen, den Kids als treue Begleiter und „Gesprächspartner“ der Vorleserinnen vertraut. Ab Juni 2020 bis zum Ende der Sommerferien werden vier Vorleserinnen aus der Ehrenamtsgruppe jede Woche ein neues Märchen lesen.
setzt der neue Lebensturm in der VG Vordereifel mit einer Höhe von 3,60 Metern für Außenstehende ein weithin sichtbares Zeichen der Hoffnung (s. Foto). Von der PG "Naturnahes Werkeln" mit kostenlosen Materialien aus der freien Natur erbaut und auf Anregung der Revierförsterin durch einen angrenzenden Tümpel ergänzt, bietet er in seinen verschiedenen Stockwerken vielen kleineren Lebewesen Unterschlupf - von Fröschen über Bienen bis hin zu Vögeln. Manch einen mag das Kunst(!)werk erinnern an den Martin Luther zugeschriebenen Ausspruch: "Wenn ich denn wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen".
Gut vorbereitet zu sein für die Zeit nach Corona, dazu ruft in einer Zeitungsanzeige der Kümmerer der PG "Gemeinsam musizieren" in der Stadt Germersheim auf. Sein Mutmacher- und Gesunderhaltungstipp: Holt Eure Musikinstrumente heraus, die ihr früher gespielt habt und beginnt schon einmal tüchtig zu üben. Herausgestellt werden in der Anzeige auch die Vorteile des Musizierens: Es ist gut für die Seele und das regelmäßige Spielen speziell von Blasinstrumenten stärkt u. a. die Lungenfunktion.
Dank des Ehrenamtsbeauftragten
Die obige Übersicht, Ergebnis einer Blitzumfrage innerhalb der Initiative „Ich bin dabei!“, präsentiert nur einen kleinen Ausschnitt ihres Corona-Hilfe-Beitrags vor Ort in den Standorten. „Ich freue mich riesig über dieses tolle ehrenamtliche Engagement“, zeigt sich Bernhard Nacke, Ehrenamtsbeauftragter der Ministerpräsidentin und Leiter der Initiative, begeistert. „1000 Dank an ALLE, die hier Genannten ebenso wie an jene Engagierten, die mehr im Verborgenen der Initiative nicht minder Gutes tun!! Danke für Ihre vielfältigen Beiträge zur Vermeidung einer Weiterverbreitung des Virus, zur Bewältigung von sozialer Isolation sowie anderen Nöten, zur Erhaltung von Lebensfreude u.v.ä.m. – Danke für Ihr beispielhaftes Engagement: Es hilft in mancher Bedrängnis, ermutigt in schwieriger Zeit und setzt spürbare Zeichen der Hoffnung! Für Ihr Engagement weiter viel Freude und Erfolg!“