Industriekompass 2019/20
Das Statistische Landesamt erstellt regelmäßig im Auftrag des rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministeriums einen Industriekompass. Diese Publikation stellt die Struktur und Entwicklung der rheinland-pfälzischen Industrie dar. Sie skizziert die Profile der wichtigsten Branchen und bietet einen Überblick der regionalen Verteilung und Bedeutung.
-
Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Industrie in Rheinland-Pfalz
- Der Wertschöpfungsanteil des Verarbeitenden Gewerbes ist in Rheinland-Pfalz mit 26 Prozent im Vergleichzu den westdeutschen Flächenländern überdurchschnittlich.
- Hinsichtlich ihres Wertschöpfungsanteils und ihres Erwerbstätigenanteils liegt die rheinland-pfälzische Industrie im Vergleich der westdeutschen Flächenländer auf Platz 4.
- Preisbereinigt stieg die Bruttowertschöpfung der Industrie zwischen 2008 und 2018 um 13 Prozent (westdeutscheFlächenländer: +19 Prozent).
- Die Arbeitsproduktivität ist im Verarbeitenden Gewerbe deutlich höher als die Produktivität der Gesamtwirtschaft.
- Rheinland-Pfalz nimmt bei dieser volkswirtschaftlichen Kennzahl im Vergleich der westdeutschen Flächenländer Rang 4 ein.
-
Struktur und Entwicklung der rheinland-pfälzischen Industrie im Detail
- In Rheinland-Pfalz mit seinen rund 13 200 Industriebetrieben ist der Anteil kleinerer Betriebe überdurchschnittlich.
- Gemessen an der Zahl der Arbeitsplätze haben jedoch die Betriebe mit mehr als 250 Beschäftigten eine herausragende Bedeutung: In den gut 200 Großbetrieben arbeiten mehr als die Hälfte der Industriebeschäftigten in Rheinland-Pfalz.
- Die Umsätze der rheinland-pfälzischen Industrie nahmen zwischen 2008 und 2018 insgesamt stärker zu als die Industrieumsätze in Deutschland.
- In den Jahren 2017 und 2018 stiegen die Erlöse in Rheinland-Pfalz überdurchschnittlich. Ein wesentlicher Grund für den kräftigen Zuwachs sind außergewöhnlich starke Erlössteigerungen in der Pharmaindustrie.
- Die rheinland-pfälzische Industrie ist auf die Produktion von Vorleistungsgütern ausgerichtet. Mehr als die Hälfte der Beschäftigten arbeitet in diesem Industriebereich. Die Vorleistungsgüterindustrie, zu der unter anderem die Chemische Industrie zählt, generiert mehr als die Hälfte der gesamten Industrieumsätze.
- In der Investitionsgüterindustrie, zu der unter anderem die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie der Maschinenbau zählen, waren 2018 rund 31 Prozent der Industriebeschäftigten tätig. Damit hat die Investitionsgüterindustrie in Rheinland-Pfalz eine geringere Bedeutung als im Bundesdurchschnitt.
- In der rheinland-pfälzischen Konsumgüterindustrie arbeiteten 2018 rund 18 Prozent der Industriebeschäftigten. Der Umsatzanteil der Konsumgüterhersteller lag bei 20 Prozent.
- Die Umsatzproduktivität der rheinland-pfälzischen Industrie liegt über dem Bundesdurchschnitt, was unter anderem auf die große Bedeutung der hoch produktiven Chemieindustrie und Pharmaindustrie zurückzuführen ist.
- Die rheinland-pfälzische Industrie ist aufgrund ihrer Branchenstruktur überdurchschnittlich energieintensiv. Sieben der zehn umsatzstärksten Industriebranchen gehören zur energieintensiven Industrie.
- Rheinland-pfälzische Industrieunternehmen waren zum Jahresende 2017 im Rahmen von Direktinvestitionen an knapp 500 ausländischen Unternehmen mit 87 000 Beschäftigten beteiligt. Der Wert dieser Beteiligungen beträgt 23,9 Milliarden Euro; die Industrie hat damit einen Anteil von 46 Prozent an den gesamten Direktinvestitionen aus Rheinland-Pfalz.
- Von den Direktinvestitionen aus der rheinland-pfälzischen Industrie entfallen 43 Prozent auf die USA. Europa kommt auf einen Anteil von 36 Prozent. Der Anteil Chinas (ohne Hongkong) beläuft sich auf sieben Prozent.
- Die ausländischen Direktinvestitionen in rheinland-pfälzische Industrieunternehmen hatten am Jahresende 2017 einen Wert von 4,8 Milliarden Euro. Davon entfielen 18 Prozent auf die Chemieindustrie und 17 Prozent auf den Maschinenbau.
-
Die bedeutendsten Industriebranchen in Rheinland-Pfalz im Profil
- Nach dem Umsatz und nach der Beschäftigtenzahl ist die Chemieindustrie die mit Abstand größte Branche innerhalb der Industrie in Rheinland-Pfalz.
- Gemessen am Umsatz folgen die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie der Maschinenbau auf den Plätzen 2 und 3.
- Nach der Beschäftigtenzahl steht der Maschinenbau hinter der Chemieindustrie an zweiter Stelle; den dritten Platz belegt die Herstellung von Metallerzeugnissen.
- Die Pharmabranche erzielte 2018 einen außergewöhnlich hohen Umsatz und erreichte dadurch Rang 4 unter den umsatzstärksten Branchen. Nach der Zahl der Arbeitsplätze lag die Branche nur auf dem neunten Platz.
-
Die rheinland-pfälzische Industrie auf den Weltmärkten
- Die Industrie ist in Rheinland-Pfalz stark auf den Export ausgerichtet. Mehr als die Hälfte der Umsätze werden im Ausland erzielt.
- Im Bundesländervergleich belegt die rheinland-pfälzische Industrie mit einer Exportquote von 56 Prozent Rang 3, im Vergleich der westdeutschen Flächenländer nahm sie 2018 sogar den Spitzenplatz ein.
- Der Wert der rheinland-pfälzischen Exporte stieg zwischen 2008 und 2018 um 35 Prozent. Allein 2018 legten die Ausfuhren um gut neun Prozent zu, was unter anderem auf den starken Anstieg der Exporte pharmazeutischer Erzeugnisse zurückzuführen ist.
-
Die regionalen Schwerpunkte
- Die Industrie in Rheinland-Pfalz konzentriert sich entlang des Rheins.
- Der mit Abstand größte Industriestandort ist die Arbeitsmarktregion Ludwigshafen
- Die größte Bedeutung als Arbeitgeber für eine Region hat die Industrie in der Arbeitsmarktregion Germersheim.
-
Die Industriekonjunktur 2019
- Die rheinland-pfälzische Wirtschaft befindet sich ausgehend von einem hohen Niveau seit Mitte 2018 in einem Abschwung. In den ersten beiden Quartalen 2019 nahm das preis-, kalender- und saisonbereinigte Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zum Vorquartal sogar ab.
- Dazu hat das Verarbeitende Gewerbe maßgeblich beigetragen. Während das Baugewerbe und die Dienstleistungsbereiche zulegen konnten, nahm die Bruttowertschöpfung der Industrie preis-, kalender- und saisonbereinigt im Vergleich zu den Vorquartalen kräftig ab.
- Der Ausblick ist getrübt: Die Auftragseingänge waren in den ersten beiden Quartalen 2019 in fast allen Bereichen der Industrie rückläufig.