Liturgisches Jahrbuch 2/2017
Inhalt der Ausgabe 2/2017
Editorial
ZU DIESEM HEFT
Stefan Böntert
»Du hast uns geschaffen, doch wir kennen dich kaum«. Gottesdienst feiern im Angesicht des Zweifels
Stefan K. Langenbahn
»… Dass es auch heute solche gibt, die aus den Voraussetzungen heraus lesen, aus denen das Büchlein geschrieben ist«. Plädoyer für eine historisch-kritische Lektüre und Edition von Romano Guardinis »Vom Geist der Liturgie«
Jürgen Riegel SAC
Die Stola – textile Symbolisierung des Dienstes vor Gott
Buchbesprechungen
Editorial 2/2017: ZU DIESEM HEFT
Die vorliegende Ausgabe des Liturgischen Jahrbuchs bietet drei Beiträge, die in ihrer Unterschiedlichkeit hinsichtlich Thema, Methodik und erkenntnisleitendem Interesse einen gewissen Eindruck von der Bandbreite heutiger Liturgiewissenschaft vermitteln. Auch wenn damit selbstverständlich keineswegs die berechtigte Vielfalt in den Fragestellungen, Ansätzen und Methoden der Liturgiewissenschaft im deutschen Sprachgebiet abgedeckt ist, lassen die Aufsätze dennoch einen Blick tun in die differenzierte Forschungslandschaft unseres Fachs.
Ausgangspunkt für den ersten Beitrag des Hefts sind die Beobachtungen des Bochumer Liturgiewissenschaftlers Prof. Dr. Stefan Böntert zur Krise des Gottesglaubens und zur Erfahrung, dass christlicher Glaube immer auch angefochten und von Zweifeln bestimmt sein kann. Er fragt, ob und wie das (Ver)Zweifeln an Gott in der Feier der Liturgie zur Sprache kommt. Nach frömmigkeitsgeschichtlichen Bemerkungen zum Verhältnis von Glaubenszweifel und Gottesdienst zeigt er an einigen Beispielen eindrücklich auf, wie die heutige Feier in verbalen und nonverbalen Formen auch der Realität des Zweifelns einen Raum eröffnet und Anknüpfungspunkte bietet, »die Spannung von Zweifel und Vertrauen, von Frage und Zuversicht in der Praxis besser erfahrbar zu machen.«1
Einem dezidiert werkgeschichtlichen Aspekt widmet sich der Beitrag von Stefan K. Langenbahn, Schriftleiter des Archivs für Liturgiewissenschaft (Maria Laach). Denn vor 100 Jahren hat Romano Guardini mit der Niederschrift seines »Jahrhundertbuchs« »Vom Geist der Liturgie« begonnen, das dann im Mai 1918 erstmals publiziert wurde und seither zahlreiche Auflagen erlebt hat. Dies mag ein äußerer Anlass sein, sich wiederum und erneut mit diesem für die Wirkungsgeschichte der Liturgischen Bewegung so weitreichenden Werk Guardinis zu beschäftigen. Dabei überrascht die Tatsache, dass dieses äußerlich kleine, in der Sache aber ungemein fruchtbare Buch bisher keine historisch-kritische Ausgabe erfahren hat. Denn wie Langenbahn aufweisen kann, sind im Verlauf der verschiedenen Auflagen und Bearbeitungen bemerkenswerte Varianten und Redaktionsschichten erkennbar. Deshalb plädiert er zu Recht dafür, eine historisch-kritische Edition »Vom Geist der Liturgie« zu erarbeiten, das dem »Klassiker« zu seinem 100. Geburtstag eine würdige Referenzausgabe zum Geschenk macht.
Mit der Stola als einem textilen Amtssignum befasst sich P. Dr. Jürgen Riegel SAC, Assistent am Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft der Theologischen Fakultät Trier. In seiner minutiös-detaillierten Studie geht er historisch der Entwicklung der Stola und den verschiedenen Varianten ihres Gebrauchs ebenso nach wie den zahlreichen (allegorischen) Interpretationen zum symbolischen Verständnis dieses textilen Zeichens. Dabei fragt er danach, wie aus den historischen Perspektiven und der heutigen Gestalt der Ordinationsliturgie eine tragfähige Deutung erschlossen werden kann, die Bischof, Presbytern und Diakonen die Bedeutung und Rolle ihres liturgischen Dienstes vor Augen führt.
Wie gesagt: Ein Heft mit drei sehr unterschiedlich ausgerichteten Beiträgen, die je für sich auf unterschiedliche Felder liturgiewissenschaftlicher Arbeit führen.
1 Stefan Böntert, »Du hast uns geschaffen, doch wir kennen dich kaum.« Gottesdienst feiern im Angesicht des Zweifels, in: LJ 67 (2017) 68–89, hier 89.