Erfurter Liturgiewissenschaftler Franz Schneider starb im Alter von 85 Jahren
Bis 1998 lehrte Franz Schneider Liturgiewissenschaft am damaligen Philosophisch-Theologischen Studium.
Am Nachmittag des 29. Dezember 2017 ist der Erfurter Liturgiewissenschaftler Franz Schneider im Alter von 85 Jahren in Erfurt gestorben. Dies teilte sein Nachfolger, Prof. Dr. Benedikt Kranemann, mit. Er schrieb sehr treffend: Franz Schneider war als „ein sehr sympathischer, immer freundlicher und interessierter, dabei sehr bescheidener Kollege bekannt.
Seine Verdienste für die Liturgiewissenschaft und liturgische Praxis in Ostdeutschland können gar nicht hoch genug geschätzt werden. Franz Schneider hat mehrere Generationen von Theologinnen und Theologen in der DDR in Sinne der Liturgiereform nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil geprägt. Für seine Verdienste ist ihm im Jahre 2000 der Ehrenring des Deutschen Liturgischen Instituts verliehen worden.
Solange es seine Gesundheit zuließ, hat Franz Schneider auch im Ruhestand noch regen Anteil an den Diskussionen in unserem Fach und an der Erfurter Fakultät genommen. Sein klares Urteil in liturgischen Fragen, das aus wirklicher Spiritualität erwuchs, wurde bis in die letzten Jahre von vielen gesucht.“
Eine Persönlichkeit, die in besonderer Weise Spiritualität und liturgiewissenschaftliche Lehre verband
Franz Schneider wurde am 10.1.1932 in Salnai (Zaloňov) geboren. Nach dem Krieg wuchs er in Bernburg (Sachsen-Anhalt) auf. Von 1953 bis 1957 studierte er Katholische Theologie in Erfurt und wurde 1959 in Magdeburg zum Priester geweiht.
Er war eine Persönlichkeit, die in besonderer Weise Spiritualität und liturgiewissenschaftliche Lehre verband und dieses auch unter kirchlich und politisch problematischen Voraussetzungen praktiziert hat. 1997 hieß es in einer Laudatio anlässlich seines 65. Geburtstags: „Geprägt durch die Liturgische Bewegung und die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils ist Franz Schneider in seiner Liebenswürdigkeit, geistigen Weite und Bescheidenheit nach wie vor ein geschätzter theologischer Lehrer und geistlicher Berater.“
Von 1967 bis 1976 war Schneider Spiritual am Priesterseminar Erfurt, ab 1974 nahm er an der Erfurter Hochschule einen Lehrauftrag für Liturgik wahr. Seit 1977 wirkte er hier bis 1998 als Dozent für Liturgiewissenschaft. Er war außerdem mit der „Theologischen Propädeutik“ und der „Einführung in die christliche Spiritualität“ beauftragt.
Schneider war der letzte Leiter des Edith-Stein-Seminars, einer Einrichtung zur Ausbildung von Theologinnen in der ehemaligen DDR. Ebenso war er als Liturgiewissenschaftler an der im Verborgenen stattfindenden Ausbildung osteuropäischer Theologen beteiligt, die in Erfurt unter schwierigen politischen Bedingungen stattfand.
Schneider wirkte in verschiedenen nationalen und internationalen kirchlichen Gremien mit und brachte auch im Westen immer wieder die Erfahrungen und Perspektiven der ostdeutschen Katholiken ein. Unter den Verhältnissen der ehemaligen DDR war seine Stimme ein Gewinn für das liturgische Leben in Ost- und Westdeutschland.
Von 1973 bis 1975 war er Synodaler der Pastoralsynode der Katholischen Kirche in der DDR, insbesondere Sekretär der Fachkommission „Glaube heute“. Die Anliegen der Synode hat er durch eine rege Vortragstätigkeit in ostdeutsche Gemeinden und Gremien getragen.
Von 1971 bis 1990 war Schneider Mitglied der Liturgiekommission der Berliner Bischofskonferenz und wurde 1977 zu deren Sekretär ernannt. In dieser Funktion hat er sich vor allem um die Herausgabe der von den Bischofskonferenzen und Bischöfen des deutschen Sprachgebietes verabschiedeten liturgischen Büchern in der DDR (St. Benno-Verlag Leipzig) verdient gemacht. Er hat immer wieder Sorge dafür getragen, dass der Zusammenhang der liturgischen Erneuerung zwischen der DDR und dem übrigen deutschen Sprachgebiet erhalten blieb.
Von 1979 bis 1996 arbeitete er als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Liturgischen Kommission im deutschen Sprachgebiet, seit 1990 bis zu seinem Ausscheiden 1996 zusätzlich als Berater der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz.
Unter den für Kirche und Theologie äußerst schwierigen Voraussetzungen der DDR ist Schneider eine größere publizistische Tätigkeit verwehrt geblieben. In seinen Veröffentlichungen hat er sich mit Blick auf die Situation Ostdeutschlands mit Fragen des Katechumenats und dem Verhältnis von Liturgie und Anthropologie auseinander gesetzt.
Bei einem Festakt der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz am 14. November 2000 in Freising, verlieh der damalige Erste Vorsitzende des Deutschen Liturgischen Instituts e. V., Bischof Dr. Hermann Josef Spital, dem Erfurter Liturgiewissenschaftler Franz Schneider in Würdigung seiner Verdienste um die liturgiewissenschaftliche Lehre und die Liturgiepastoral anlässlich seiner Emeritierung der Ehrenring des Deutschen Liturgischen Instituts.
2001 wurde Franz Schneider zum Ehrendomkapitular im Kathedralkapitel seines Heimatbistums Magdeburg ernannt.
Das Requiem ist am Montag, 8.1., um 9.30 Uhr im Erfurter Dom, die Beisetzung um 11.30 Uhr auf dem Hauptfriedhof Erfurt.
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Herr, gib ihm die ewige Ruhe. Lass ihn leben in deiner Liebe.
(ap)