Welche Faktoren erschweren einen Ausweg aus der Armut?
Hierzu haben wir im Rahmen des Beteiligungsprozesses „Armut begegnen – gemeinsam handeln“ ein Stimmungsbild erhoben. Die Umfrage wurde am 16. April 2018 abgeschlossen und ausgewertet.
Was sind hemmende Faktoren im Zusammenhang mit den bestehenden Hilfeangeboten?
- Hilfsangebote und Leistungsansprüche sind zu wenig bekannt
- Sprechzeiten sind ungünstig für Berufstätige und Eltern
- Hilfeangebote haben Voraussetzungen, die nicht oder nur schwer zu erfüllen sind
- Hilfeangebote sind nicht aufeinander abgestimmt
- Es fehlen direkte Ansprechpartner oder diese sind nicht bekannt
Was sind hemmende Faktoren im Zusammenhang mit der Lebenssituation der Betroffenen?
- Es ist nicht bekannt, wie die Situation aus eigener Kraft geändert werden kann
Überforderung oder Resignation - Es fehlen Vorbilder in der eigenen Lebenswelt
- Hilfen werden aus Schamgefühl o.ä. nicht genutzt
- Familie und Beruf sind nicht oder nur schwer miteinander zu vereinbaren
Schätzen Sie dies primär aus privater oder aus beruflicher Erfahrung so ein?
- Privater Hintergrund
- Beruflicher Hintergrund
Auswertung
Die Ergebnisse der Umfrage können wie folgt zusammengefasst werden:
Als Hemmnisse für einen Ausweg aus der Armut wurden insgesamt etwas häufiger Faktoren im Zusammenhang mit der persönlichen Lebenssituation genannt (im Vergleich zu Problemen, die direkt mit den bestehenden Hilfsangeboten zusammenhängen). Hier geht es z.B. um Überforderung und Resignation (am häufigsten genanntes Problem) oder darum, dass Hilfsangebote aus Schamgefühl o.ä. nicht genutzt werden – aber auch um fehlende Vorbilder und Perspektiven, die Situation aus eigener Kraft zu verbessern. Insbesondere diejenigen Umfrage-Teilnehmerinnen und -teilnehmern, die nach eigenen Angaben beruflich mit dem Thema Armutsbekämpfung zu tun haben, erachten solche Faktoren besonders häufig für relevant.
Personen, die ihre privaten Erfahrungen zum Thema Armut mit einbringen, sehen die Herausforderungen im Vergleich zur anderen Gruppe eher bei den Hilfsangeboten selbst: In deren Erleben sind die bestehenden Angebote und Leistungsansprüche zu wenig bekannt, fehlen direkte Ansprechpartner und sind die Hilfeangebote nicht aufeinander abgestimmt. Aber auch sie benennen die Herausforderungen im persönlichen Bereich – dort am häufigsten das Problem der Überforderung und Resignation der Betroffenen.
Wir nehmen die Erfahrungen aus beiden Perspektiven sehr ernst. Insbesondere im Hinblick auf das Problem der Überforderung und Resignation gilt es, den Betroffenen Mut zu machen und in ihren schwierigen Lebenslagen die nötige Zeit und Hilfe zu geben, eine neue Zukunftsperspektive zu entwickeln. Mit Blick auf das Thema „Schamgefühl“ gilt es künftig gemeinsam noch deutlicher machen, dass es keine Schande ist, in eine Notlage zu geraten – und dass es in vielen Fällen einen Anspruch auf Hilfen gibt und diese insofern keine Almosen darstellen. Gleichzeitig besteht die Aufgabe fort, Hilfsangebote noch bekannter zu machen, leichter zugänglich zu gestalten und besser aufeinander abzustimmen.
Neben den standardisierten Antwortvorgaben der Umfrage haben wir auch eine Freitext-Kommentarfunktion für Ihre Erfahrungen und Anregungen angeboten. Weiterhin können Sie sich über unser Kontaktformular zum Beteiligungsprozess einbringen.
An der Umfrage haben 61 Personen teilgenommen. Ergebnis-Details können der folgenden Tabelle zu entnommen werden.