Außerschulische Lernorte - Umweltbildung im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft
Umwelterziehung und Bildung für eine nachhaltige Entwicklung können besonders erfolgreich umgesetzt werden, wenn Schulen mit außerschulischen Partnern kooperieren. Aus diesem Grund wurde in Rheinland-Pfalz das Netzwerk „LernOrt Nachhaltigkeit Rheinland-Pfalz“ aufgebaut. Die Lernstationen des Netzwerks ermöglichen ganzheitliches Umweltlernen: Sinnliche Naturerfahrungen werden mit handlungsorientiertem Lernen und Erkunden verbunden.
Die Lernstationen unterstützen als außerschulische Lernorte das Ziel der Landesregierung, durch Umwelterziehung sowohl in naturnahen Erlebnis- als auch in Kulturräumen bei den Schülerinnen und Schülern Verständnis und Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt und damit für die Lebensgrundlagen unserer und der kommenden Generationen zu entwickeln.
In Zusammenarbeit mit dem Pädagogischen Landesinstitut Rheinland-Pfalz wurde die Informationsschrift "Abenteuer Abfall - Bildung für nachhaltige Entwicklung" (PL-Information 13/2014) veröffentlicht. Hauptadressat dieser Informationsschrift sind Pädagoginnen und Pädagogen in Bildungseinrichtungen. Sie fasst die Einbettung der "Außerschulischen Lernorte - Umweltbildung im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft" in das SchUR-Netzwerk sowie den aktuellen Stand der Umsetzungen außerschulischer Lernorte im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft zusammen.
Aktuell werden an 9 Standorten außerschulische Lernorte zur Umwelterziehung im Bereich der Abfall- und Kreislaufwirtschaft angeboten bzw. sind zur Zeit im Aufbau:
- Ahrweiler: Umweltlern-Schule plus in Niederzissen
- Altenkirchen: Naurother Deponie-Lernpfad, Flyer Deponie-Lernpfad
- Bitburg-Prüm: Outdoor-Training für Mülldetektive
- Kaiserslautern: Umwelterlebniszentrum Kapiteltal
- Kirchberg im Hunsrück: Außerschulischer Lernort zur Umwelterziehung
- Ludwigshafen: Freilandklassenzimmer am Müllheizkraftwerk
- Mainz: UmweltBildungsZentrum UBZ der Stadt Mainz
- Neuwied-Linkenbach: "Der grüne Planet" - Lernort zur Umweltbildung (noch im Aufbau)
- Worms: Müllwerkstatt
Die überaus positive Resonanz auf diese Lernorte legt nahe, weitere rheinland-pfälzische Unternehmen der Abfallwirtschaft bei der Entwicklung und Implementierung ähnlicher Bildungsangebote zu unterstützen.
Das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (MUEEF) bietet interessierten öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern eine Erstberatung durch externe Dienstleister zum Aufbau außerschulischer Unterrichtsangebote an. Darüber hinaus bestehen Fördermöglichkeiten für die Entwicklung und Erprobung des auf den Standort ausgerichteten pädagogischen Konzeptes und für die Ausstattung mit pädagogischem Material (z.B. Raumausstattung, Mikroskope). Die Abfallwirtschaftsbetriebe finanzieren in aller Regel die "Hardware" (Gebäude usw.) ohne Förderung seitens des MUEEF.
Pädagogisches Konzept
Zentrale Zukunftsaufgaben einer modernen Kreislaufwirtschaft sind Ressourceneffizienz und Abkehr von der Wegwerfgesellschaft. Dabei hat Deutschland als eines der Länder mit dem größten Rohstoffverbrauch Vorbildfunktion. Aus der Entsorgung von Abfällen soll die Versorgung mit Sekundärrohstoffen werden. Stoffstrommanagement ist das Instrument, um Ressourcen effizient einzusetzen und Kreislaufwirtschaft zu organisieren.
Um in diesem Zusammenhang der gesetzlich normierten Abfallhierarchie - Abfallvermeidung vor Recycling vor energetischer Verwertung vor Beseitigung - gerecht zu werden, ist eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit erforderlich.
Besonders Kinder und Jugendliche lassen sich durch Anschaulichkeit, Praxisnähe, emotionale Erlebnisse und faszinierende Handlungsangebote wirkungsvoller für Umweltprobleme sensibilisieren und zu umweltgerechtem Handeln motivieren als durch konventionelle Printmedien. Gerade Kinder tragen so als Multiplikatoren Begeisterung und Wissen in ihr privates und schulisches Umfeld.
Entwicklung
Das Konzept der außerschulischen Lernorte kombiniert zielgruppengerecht Öffentlichkeitsarbeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Zentrales Anliegen ist es, Kinder und Jugendliche rund um das Thema Abfall zu sensibilisieren, zu informieren und schließlich zu umweltgerechtem Handeln zu motivieren.
Die Lernorte sind zum Erfahrungs- und Materialaustausch miteinander vernetzt, als SchUR-Stationen anerkannt und mit anderen Umweltbildungseinrichtungen in Kontakt.
An den Lernorten werden neben den Schülerexkursionen auch Fortbildungen für Lehrerinnen, Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher angeboten. Das Pädagogische Zentrum Rheinland-Pfalz hat ein Arbeitsheft zu den ersten vier Lernorten herausgegeben, das bereits in 2007 an alle rheinland-pfälzischen Schulen verteilt wurde.
Konzeption
Die Konzeption setzt auf emotional ansprechende und die Eigenaktivität fördernde Elemente. So wird ein weiteres wichtiges Ziel erreicht: Das Gelernte nachhaltig im Bewusstsein zu verankern, die eigene Verantwortung für die Umwelt zu erkennen und sich zu umweltgerechtem Handeln zu entschließen.
Ausstattung
Die Lernorte befinden sich teilweise auf dem Gelände von Entsorgungseinrichtungen der Abfallwirtschaftsbetriebe, so dass die Anlagen soweit möglich in die Unterrichtsangebote einbezogen werden.
Exkursionsangebote
Die Lerneinheiten dienen zunächst der Wissensvermittlung. Die Schülerinnen und Schüler werden über aktuelle Aspekte und Methoden der Abfallbehandlung informiert. Dabei wird deutlich, dass viele Abfälle keine wertlosen Reste, sondern wertvolle Rohstoffe sind, die durch gezieltes Stoffstrommanagement optimal genutzt werden können.
Besonders beachtet wird das Kreislaufprinzip als Grundlage nachhaltigen Wirtschaftens. Die Natur dient dabei als Vorbild.
Die Exkursionsprogramme bestehen aus einzelnen Lernbausteinen, deren Inhalte, methodische Durchführung und Zusammensetzung je nach Alter und Lernort variieren. Beispiele sind ein Terrarium mit tropischen Rieseninsekten oder Blattschneiderameisen, die zum Erarbeiten des natürlichen Stoffkreislaufs eingesetzt werden, einen Müllfriedhof und Naturerlebnisspiele.
Die Lernorte stellen aufgrund ihrer spezifischen Möglichkeiten jeweils bestimmte Verfahren der Abfallverwertung in den Vordergrund. Durch den modularen Aufbau der Exkursionen lassen sich jederzeit vorhandene Lernbausteine an aktuelle Veränderungen anpassen und neue Bausteine ergänzen.