Zu den Kapiteln
3. 1 Grund- und Gerichtsherrschaft
Für die Entstehung und Entwicklung von Herrschaft und Freiheit Heimbach ist frühmittelalterliches Königsgut von Bedeutung, dessen Zentrum im nahen Vlatten lag. Wann und an wen der König zuerst Grund- oder Gerichtsrechte übertrug, ist unbekannt. Ob die Abtei St. Vaast in Arras bereits im 7. Jahrhundert königliches Gut in Heimbach, das in Beziehung zu Vlatten gestanden haben könnte, erhielt, ist fraglich, da die entsprechende Urkunde ge- bzw. verfälscht ist (I 3 zu 675-91). Anfang des 11. Jahrhunderts war die Burg Heimbach - Kristallisationspunkt der späteren Herrschaft und Freiheit Heimbach - im Besitz eines Edelherrn Godizo aus dem Geschlecht der Limburger Grafen. Godizo gehörte vermutlich zu den Vorfahren der von Are-Hochstaden; er ist vielleicht der Schwiegervater des ersten namentlich sicher bekannten Herrn von Heimbach, Bruno von Heimbach (+ ca. 1065). Dieser hatte vor 1065 die Waldgrafschaft über den Reichsforstbezirk Vlatten- Heimbach inne. Sein Erbe wurde aufgeteilt; ein Teil seines Allodialbesitzes war schon vor 1064 an die Kölner Erzbischöfe gelangt, die Erzbischof Anno II. vor allem in Vlatten an das Kloster Siegburg weitergab (REK I 961, 1000; NrhUB I 202, 203). Einen Teil der Grafschaft verlieh König Heinrich IV. dem Kölner Erzbischof Anno II. (I 3 zu 1069), der auch die Reichsgüter des Grafen erhielt. Der Rest ging mit der Burg Heimbach an einen liber Ethelger, der 1075-94 urkundlich zu fassen ist und wohl über seine Frau mit Bruno von Heimbach verwandt war. Der nördliche Teil seiner Grafschaft soll als Waldgrafschaft an die Grafen von Nörvenich-Molbach und der südliche als Zülpicher Grafschaft an die Grafen von Are übergegangen sein (Bader, S. 37f., 41)
Die Familie von Are besaß noch 1240 bzw. 1242 Rechte am Burgberg Heimbach (NrhUB II 271; MrhUB III 690) 1207 erbte Wilhelm von Heimbach die Grafschaft Jülich (W. Möller, Stammtafeln westdt. Adelsgeschlechter, Bd. 1, 1922, S. 15). Sein Bruder Eberhard blieb bis 1234 Herr von Heimbach, das als Erbe an Jülich kam. Vermutlich gab es um den Besitz von Heimbach Streit zwischen dem Erzbischof von Köln und dem Grafen von Jülich. 1255 wird die Burg Heimbach als Kölner Lehen genannt (REK III 1827), 1272 stellten die Grafen von Jülich Urkunden auf ihrem Schloß Heimbach aus, 1288/89 war der Graf von Jülich Herr in Heimbach (Günther, Territorien S. 8-9; Quix, S. 9). Die Rechtsstellung von Heimbach war 1291 wohl noch nicht eindeutig geklärt, da neben Graf Walram von Jülich auch andere Ansprüche geltend machten (NrhUB II 907; REK III 3327). Seit Ende des 13. Jahrhunderts/Anfang des 14. Jahrhunderts gehörte Heimbach jedoch endgültig zu Jülich (Günther, Territorien, S. 11).
Nach Hermann Aubin (Die Entstehung d. Landeshoheit nach niederrheinischen Quellen, 1920, ND 1961, S. 72) gab es das einzige mittelalterliche Landgericht im südlichen Zülpichgau weder in Nideggen noch in Heimbach, sondern zumindest noch 1145 im Ort Kagun, den Aubin, Corsten (S. 186), Schwarz (H. Schwarz, Zur Geschichte d. rhein. Pfalzgrafschaft. In: WDZ, 26, 1907, S. 169) und Droege (Pfalzgrafschaft, Grafschaften u. allodiale Herrschaften zwischen Maas u. Rhein in salisch-staufischer Zeit. In: RhVjbl 26, 1961, S. 1-21, hier S. 9) mit Gehn gleichsetzen. Wahrscheinlicher ist, daß Kagun ein untergegangener Ort ist (P. Heusgen, Das Dekanat Zülpich, 1958, S. 188; Gugat, S. 288–290)
Der Herzog von Jülich führte 1370 den Titel eines wislichen Vogtes von Heimbach, der in der Stadt Zülpich und Umgebung Jurisdiktionsrechte besaß (REK VII 1050). Die Umschreibung kurkölnischer Rechte im Raum Jülich-Heimbach von 1375 nennt die Brücke in Heimbach als Eck- und Grenzpunkt einer kölnischen Bannmeile (I 1).
Mit der Errichtung des Jülicher Amtes Heimbach, das 1288 bezeugt ist (III 9), entstand das landesherrliche Gericht Heimbach. Bei der Neuordnung der Landgerichte im Herzogtum Jülich 1555 gehörten zum Gericht Heimbach: Hasenfeld, Gemünd teilweise, Malsbenden und Hausen teilweise (LAV NRW R JB III R Amt H 4 fol. 2; V 1). Der übrige Teil des Dorfes Hausen hatte 1555 ein eigenes Gericht, dem ein Schultheiß vorstand und dessen sieben Schöffen von Nideggen aus eingesetzt wurden (Saupp, S. 52). Der Burgbesitzer zu Hausen hatte 1555 zudem ein eigenes Hofgericht für seine Lehngüter (Lac Arch III, S. 349). Auch Blens hatte im 16. und 17. Jahrhundert ein eigenes Schöffengericht (Rhein. Städteatlas III Nr. 20: Nideggen, 1976; J. Füchtner, Inventar d. Archivs d. Stadt Nideggen bis 1794, 1973, Nr. 93, S. 66)
1401 werden die Schöffen erstmals erwähnt; den Vorsitz hatte der 1451 erstmals erwähnte Schultheiß (III 1 Amtsträger und Bedienstete), ein gemeines Schöffensiegel ist erstmals 1464 bezeugt (III 5 Siegel). Wieweit die Zahl der Schöffen tatsächlich differierte, ist unbekannt: 1476 werden vier genannt (III 5 Siegel), 1550 sechs (Redlich II 1, S. 296), 1578 sieben (BAA Urk 879), 1618 acht (LAV NRW R Jülicher Gerichte IX H 7 fol. 1). Laut Jülichscher Landordnung schlugen 1728 beim Tod eines Schöffen die übrigen Schöffen drei Personen als Nachfolger vor. Aus den Kandidaten berief der Amtmann einen neuen Schöffen (LAV NRW R Jülicher Gerichte IX 8 fol. 47)
Gerichtstermine
Jährliches Vogtgeding in Heimbach (1510) an St. Ulrich (4. Juli) (LAV NRW R JB III R Amt H 1-2, z.B. 1 fol. 208v), (1550/60)-1620 Montag nach Visitatio Mariae (2. Juli) (ebd. 3 fol. 216; ebd. 4 fol. 19 u.a.), (1630)-1790 Mittwoch nach dem 2. Juli (ebd. 35 fol. 25). Das Gericht appellierte nach Jülich (ZAGV 61, 1940, S. 53)
Friedens-, Amtsgericht
1798 Heimbach gehört als Teil des Kantons Gemünd zum Bezirk des dortigen Friedensgerichts, das 1821 wiedererrichtet wird
Ab 1879 gehört Heimbach zum Bezirk des Amtsgerichts Gemünd und des Landgerichts Aachen
Seit 1974 gehört die Stadt Heimbach zum Amtsgerichtsbezirk Düren, Landgericht Aachen, Oberlandesgericht Köln (D. Strauch, Rhein. Gerichte in zwei Jh., im Druck, erscheint 2007)
3. 1 Amtsträger und Bedienstete
Seit 15. Jahrhundert verwaltet ein Burggraf Burg und Amt Heimbach (Quix, S. 10)
1401 scabini (I 3 adjektivisch; III 5 Siegel)
1409 Pförtner auf Burg Heimbach (Quix, S. 9) , 1488 portarius castri (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 2, 5; Friedländer, S. 2, 72)
1451 scholtissen, scheffen, boiden, berchmeister, vorster, potzener, weichtere, tornknechte und vort gemeyne dailre und ersaissen (LAV NRW R JB I 1163 fol. 4; I 5)
1461 Kuirmeister erteilt mit Rat der Schöffen den Wirten beim Anstich eines neuen Fasses Wein die Schankerlaubnis (III 1 Weistümer)
1494 ambtlude, burchgreve, scholtheissen und scheffen des dails Heimbach (LAV NRW R JB I 845 fol. 10, 13)
1499 Von Burg Heimbach werden besoldet: Burggraf, Küchenschreiber, zwei Burgknechte, Pförtner, ein zusätzlicher Wärter; wohl nicht auf der Burg wohnen vier Förster, ein Bergmeister, ein Reidemeister in Gemünd, ein Jäger (LAV NRW R JB III R Amt H 1 fol. 12-16v, 42)
1507 zwei Wächter auf der Burg (ebd. 165 fol. 29)
1516/17 Von der Burgverwaltung werden besoldet: vier Förster, ein Wildförster, ein Pförtner, ein Bergmeister, ein Punder (Wiegemeister), ein Reidemeister in Gemünd, ein Kohlmeister und seine acht Geschworenen, ein Weingärtner, ein Burggraf, zwei Halffen, der Müller der Steinmühle, Schultheiß, zwei Wächter (ebd. 2 fol. 185)
1559/60 zusätzliches Personal, das von der Burgverwaltung bezahlt wird: Weingärtner zu Schwerfen, Bote, Bergmeister und sechs Geschworene am Bleiberg, außerdem jemand, der das Penningsgeld und die Hühner zu Blens und Haussen erhebt (ebd. 4 fol. 384)
1564 Burgverwaltung besoldet je einen Schultheißen, Boten, Landschreiber, Pförtner, Gerichtsboten sowie ein Bergmeister mit sechs Geschworenen am Bleiberg zu Kall, drei Förster, einen Baumeister zu Gemünd, einen Landrentmeister zu Köln (ebd. 6 fol. 24f.)
1573 Gerichtsschreiber (ebd. Jülich Marienstift 121)
1577 Bawschreiber nimmt die Akzise ein (III 2 Akzise)
1607 Dienergehälter auf Burg Heimbach für je einen Rechner, Bergmeister zu Kall, Pünder oder Waagemeister zu Kall, Weingärtner zu Schwerfen, Baumeister zu Gemünd, drei Förster auf dem Kermeter, einen Förster auf der Lindtholden, zwei Förster auf dem Kurttenbusch, Bote, Pförtner auf dem Schloß, Gerichtsbote, Schultheiß zu Heimbach, einen Bergmeister und sechs Geschworene (zu Gemünd?) (LAV NRW R JB III R Amt H 15 fol. 24-26)
1609 sollen auf Befehl des Herzogs von Jülich 25 Soldaten auf der Burg aufgenommen werden (ebd. fol. 108v)
1642/43 Pförtner auf der Burg ist zugleich Kornmesser (ebd. 31 fol. 28), Amt bis 1795 belegt
1654 wohnt ein kaiserlicher Notar in Heimbach (E. v. Weichs [Bearb.], Inventar d. Archivs v. Schloss Eicks, 1985, Nr. 220, 223)
1730 Bedienstete im Amt Heimbach: Amtsverwalter als Licentiat der Rechte, Schultheiß, der zugleich Burggraf ist, Gerichtsschreiber (LAV NRW R JB II 2427)
1741–94 Postbote, dessen Gehalt zur Hälfte von der Burgverwaltung gezahlt wird (I 1 Post)
1763 sollen Burggraf- und Schultheißenstelle vereinigt werden (LAV NRW R JB II 55)
3. 1 Weistümer
1342 Weistum der Förster auf dem Reichswald (Grimm, Weisthümer II, S. 772-778)
1375 Weistum zu Zülpich (ebd., S. 707–711). Betrifft die Rechte des Vogts von Heimbach und Zülpich
Anfang 15. Jahrhundert Weistum zu Zülpich und Geich (ebd., S. 711–715). Betrifft die Rechte des Vogts von Heimbach und Zülpich
1433 Weistum der Privilegien des Tals Heimbach, erneuert 1461 (III 3)
1733 Beschreibung der Grenzen des Amts Heimbach in einem Weistum unter Berufung auf ein älteres Weistum unbekannten Datums (LAV NRW R JB III R Amt H 166 fol. 32)
3. 2 Markt
1554 Als Marktplatz dient ein Platz vor der Burg (II 5 Plätze)
1604 Verleihung von zwei Jahrmärkten – einer am Hubertus- (3. November), einer am Severinstag (23. Oktober), durch den Herzog von Jülich (III 3)
1742 Verkismark (II 5 Plätze)
1801-10 kein Markt in Heimbach (LAV NRW R Roerdep. 2597; Almanach 1806; Dorsch, Statistique; Annuaire 1810), doch scheint Markt abgehalten worden zu sein, wie Maire und Gemeinderat 1808 dem Präfekten des Roerdepartements berichten: Vor der französischen Zeit hätten Händler, die ihre Waren bei Markttagen auf der Straße angeboten hätten, je Quadratmeter für ihre boutique un droit d’étalage von 15 Centimes gezahlt. Der Präfekt möge dies weiter genehmigen (LAV NRW R Roerdep. 1947 fol. 91–93)
1825 Markttermine: Sonntag nach Mariä Heimsuchung (2. Juli, achttägig), 1. Samstag nach Mariä Himmelfahrt (15. August, eintägig), 1. Sonntag nach Mariä Geburt (8. September, eintägig), Freitag nach dem Sonntag Misericordia (2. Sonntag nach Ostern, eintägig). Regelmäßig erscheinen Ellen- und Kurzwarenhändler, Zuckerbäcker und -krämer, Eisenwarenhändler, Tuchhändler, Krämer mit hölzernen Waren, Porzellankrämer, Obsthändler und kleine Buchknödler (ebd. Reg. Aachen 6138)
1829 wird der jährliche Krammarkt vom 8. September auf den 21. Oktober verlegt und mit einem Viehmarkt verbunden (LHAK 403/11627)
1845 zwei Krammärkte (8 Tage) sowie ein Kram- und Viehmarkt (RhVjbl 35, 1971, S. 296)
1884 zwei Krammärkte (25. April und 7. Juli, letzterer sechstägig), ein Kram- und Viehmarkt am 21. Oktober (Rhein. Provinzial-Handbuch I, 1884, S. 285)
1908–13 zwei Krammärkte: 3. Donnerstag im Mai und im September (LAV NRW R Reg. Aachen 5442)
1917 zwei Krammärkte (20. April und 9. Juli, letzterer sechstägig), Viehmarkt (18. Mai), Kram- und Viehmarkt (20. September) (ebd. LA Erkelenz 226)
1926 Markttage am 16. April (Kram), 21. Mai, 4. Juli (siebentägig) und 16. September (ebd. 227)
1952-55 Krammarkt in der Wallfahrtsoktav (1. Juliwoche), auch 1967 genannt (HK Schleiden 1952, S. 20; 3, 1953, S. 20; 4, 1954, S. 22; 5, 1955, S. 26; 17, 1967, S. 172), 1956 außerdem Kirmesmarkt 9.–11. September (ebd. 1956, S. 28)
Heute Ostermarkt (auf der Burg Heimbach), Trödelmarkt (1. Mai in Hausen), Maimarkt (3. Wochenende im Mai, Krammarkt (Anfang Juli eine Woche lang), Handwerkermarkt (im Juli), Herbstmarkt (3. Wochenende im September), Weihnachtsmarkt (1., 2. und 3. Adventwochenende)
3. 2 Zoll
1499 Burgherrschaft Heimbach erhält als jährliche Anerkennung vom alden tholle zu Heimbach eine Mark (LAV NRW R JB III R Amt H 1 fol. 2v). Zoll im 16. und 17. Jahrhundert regelmäßig genannt; Mitte des 16. Jahrhunderts ist bezeugt, daß der Heimbacher Zöllner mit dem von Birkesdorf abzurechnen und ihm die Einnahmen abzuliefern hat (ebd. 3 fol. 274v; ebd. 6 fol. 7v). - Der Zoll war verpachtet, die Abrechnung erfolgte auf Burg Heimbach. 1611/12 Nachlaß für den Zöllner, weil die kaufmahns gutter dießmall nitt, wie vorhin, die gewöhnliche Landtstraß haltten (ebd. 15 fol. 88v, 225v, 246). 1640–90 keine Einnahmen in Heimbach, da der Zöllner in Nideggen wohnt und mit der dortigen Burgverwaltung abrechnet, 1691–1780 als Zoll in Heimbach und Hausen bezeichnet (ebd. 34, 35, 40)
3. 2 Brückengeld
Seit 1777 ist ein Brückengeld an der Rurbrücke nachweisbar. Die Einnahme (ca. zwei Reichstaler) ging an die Burgverwaltung (ebd. 150 fol. 100 u.ö. in den Burggrafenrechnungen)
3. 2 Akzise
1577/78 Bawschreiber rechnet Akzise auf Burg Heimbach ab (ebd. 9 fol. 59; III 1 Amtsträger und Bedienstete)
1659 Erwähnung der Bier- und Weinakzise im Amt Heimbach (LAV NRW R JB III R Amt H 48 fol. 32v), laut Beleg von 1666/67 verpachtet. Die Branntweinbrenner im Tal Heimbach sind von der Zahlung befreit (ebd. 55 fol. 24). 1693 bestätigt der Herzog von Jülich die Befreiung nach dem Privileg von 1343 (ebd. 90 fol. 35; III 3)
17./18. Jahrhundert Akzisefreiheit der Heimbacher in Nideggen (III 3)
3. 3 Stadtrechtsverleihung bzw. Freiung, Privilegierungen
Heimbach gehört zum Typus der gefreiten Talsiedlungen, die sich im Anschluß an eine Burg bildeten, nur begrenzt privilegiert waren und keine eigentlich städtische Entwicklung aufweisen konnten. Die Einwohner von Heimbach genossen nur eine eingeschränkte Freiheit, weil sie trotz der Privilegierung von 1343 zu einer Reihe von Diensten und Zahlungen von den Landesherren herangezogen werden konnten (vgl. III 1 Grund- und Gerichtsherrschaft)
1343 gewährt Markgraf Wilhelm von Jülich den luiden, die binnen dem begriff des dails Heimbach wohnen, Befreiung von allerleye schatzungen inde heischungen, ausgenommen die noitschatzungen (Kop A XVII, LAV NRW R Hs N I 6 VI fol. 454v-455v u. Bayer. Staatsbibl. München Cgm 2213/21 fol. 377)
1433 Weistum der Privilegien des Tals Heimbach: Die Bürgerhäuser sind frei von fuhren oder diensten zum Haus Heimbach, welche die Einwohner von Hausen, Hergarten und Vlatten zu leisten haben. Die Heimbacher müssen jedoch zwei Wächter auf Burg Heimbach stellen. Sie dürfen ihr Brandholz im Wald schlagen, das Brandholz für die Burg müssen sie hauen und über die Rur bis zum Burgberg bringen. Dienstpferde, wovon die Einwohner von Vlatten drei, die von Hergarten das vierte und die von Hausen das fünfte stellen, müssen das Holz auf die Burg schleifen. Einwohner von Heimbach erhalten Bauholz kostenlos nach Erlaubnis durch den Burggrafen gegen eine Flasche Wein. Zur Eckermast dürfen sie ihre Tiere abgabenfrei in den Wald (Kermeter) treiben. Vor Fremden haben sie das Recht, im Wald Kohlen zu brennen oder das Wasser zu nutzen auf beiden Seiten der Wasserläufe. Recht des Fischfangs mit Ausnahme der Wöge. Weil eine Strecke des Ufers dem Amt Monschau zusteht, müssen vier Staff-Fischer dem Haus Monschau an einem gebotenen und einem ungebotenen Termin dienen. Wird ein Bürger eines Vergehens zu Wasser oder im Wald angeklagt, das nicht an Leib und Leben geht, darf er nicht gefesselt oder in den Turm geworfen werden, wenn er Bürgen stellen kann. Zur Heuernte aus dem Laufsawel werden die Bürger mit Glockenzeichen zusammengerufen. Bei der Verpachtung des Zehnten hat ein Heimbacher Bürger vor einem Fremden das Vorrecht für den Zuschlag, wenn er hinreichend Sicherheit stellt. Bei der Hochzeit eines Kindes kann er banckholtz und brewholtz erhalten gegen eine Flasche Wein für den Förster. Die Wirte im Tal dürfen Wein nur ausschenken, nachdem die Kurmeister mit Rat der Schöffen die Erlaubnis dazu erteilt haben (Kop XVI/XVII, ebd. JB III R Amt H 165 fol. 136f.; Lac Arch VII, S. 117–119 nach Kop 1733; Quix, S. 115f.). - Die vier Fischer werden 1343 als erffvyscher bezeichnet, die sich im Hof von Contzen den Förstern zu erkennen geben müssen; sie dürfen von Heimbach bis vroenwaghe fischen, bis sie die Burg Monschau sehen können, wo sie ihre Fische gegen Entlohnung abliefern sollen (dae sall man in soe goetlich doyn, dat sy dat gerne doyn) (III 1 Weistümer)
1461 Privilegien der Nachbarn im Tal Heimbach berufen sich auf die 1343 verliehenen Rechte (siehe Weistum 1433, Kop XVI/XVII, LAV NRW R JB III R Amt H 165 fol. 136–137v; Kop 1733, 166 fol. 37f.; III 1 Weistümer)
17./18. Jahrhundert Akzisefreiheit der Heimbacher in Nideggen bezeugt (J. Füchtner, Inventar d. Archivs d. Stadt Nideggen, 1973, S. 192; III 2 Akzise)
1511 Privilegienbestätigung durch Herzog Johann von Jülich-Berg (LAV NRW R JB I 1022; I 5)
1544 bestätigt der Herzog von Jülich Heimbach alle früher verliehenen Freiheiten von schatzongen, ausgenommen die noitschätzungen (s.o. zu 1343)
1604 Privilegienbestätigung durch Herzog Johann Wilhelm mit Hinweis auf die Urkunde von 1343 und 1544 sowie Verleihung von zwei Jahrmärkten (LAV NRW R JB 3042; JB II 150; III 2 Markt)
1666/67 wird die Akzisefreiheit der Branntweinbrenner im Tal Heimbach erwähnt (LAV NRW R JB III R Amt H 5 fol. 24). 1693 bestätigt der Herzog von Jülich die Befreiung nach dem Privileg von 1343 (ebd. 90 fol. 35; III 2 Akzise)
1690/91 Beschreibung der Pflichten und Freiheiten der Einwohner von Heimbach (LAV NRW R JB III R Amt H 78 fol. 54)
1733 Beschreibung der Rechte der Einwohner von Heimbach an der Fischerei in der Rur (ebd. 166 fol. 39–42; V 2 Fischerei)
1747 bestätigt Kurfürst Karl Theodor die Freiheiten von Heimbach und legt fest, daß die Einwohner an drei Tagen im Jahr als Treiber bei herrschaftlichen Jagden dienen müssen (Quix, S. 115f.)
1759 Privilegien des Tals Heimbach = Wiedergabe bzw. Kopie der Rechte von 1343 bzw. 1461 (LAV NRW R JB III R Amt H 167 fol. 15–16v)
1800 gehen mit Einführung der Munizipalverfassung die Stadtrechte verloren
1828 ist Heimbach bei der Bildung des ersten preußischen Provinziallandtags nicht im Stand der Städte vertreten
1934 Gemeinderatsbeschluß, die Verleihung der Stadtrechte zu beantragen (Kra Euskirchen SLE I 15), 1951 und 1958 erneute Beschlüsse (StaH Gemeinderatsprotokoll 24.2.1951; Kra Euskirchen SLE II 55)
1959 Verleihung der Bezeichnung „Stadt“ durch das Land NRW (Amtsbl. Reg. Aachen 1959 S. 82; I 4)
Waldrechte
Die Einwohner von Heimbach besaßen noch im 19. Jahrhundert Vorrechte im Wald Kermeter. 1802 erklärte der Präfekt des Roerdepartements, verschiedene Gemeinden im Kanton Gemünd, so Heimbach, Hasenfeld, Mariawald, Weidenauel, Brementhal, Schwammenauel, Habersauel, Mauel, Malsbenden hätten das Recht, auch weiterhin Gras und Streu aus dem Kermeter zu holen und ihr Vieh dort weiden zu lassen, 1820 durch den Regierungspräsidenten in Aachen bestätigt. Als (1865) der Staat die Rechte ablösen wollte, sprachen 133 Einwohner der Gemeinde das Recht ab, darauf zu verzichten, da jedem Haus bzw. dessen Besitzer diese Freiheiten als Eigentum verliehen worden seien. 1868/69 wurde das Hüte-, Gräserei- und Streurecht durch feste Renten abgelöst, bestehen blieben das Raff-, Brennholz- und Leseholzrecht und das Recht der Entnahme von Buchenholzstämmen für das Stuhlmachergewerbe. Diese Rechte wurden 1937 abgelöst (LAV NRW R Reg. Aachen 6139, 8157; Kra Euskirchen SLE II 541)
3. 5 Siegel
1401 bitten die Schöffen von Heimbach in Ermangelung eines eigenen Siegels den Richter von Jülich um die Besiegelung einer Urkunde (I 3 adjektivisch; III 1 Amtsträger und Bedienstete)
1464 siegeln die Schöffen mit ihrem gemeinen scheffenstoyltz seygel (LAV NRW R Mariawald 4) = ältestes Schöffensiegel (s.u.)
1476 Burggraf, Schultheiß, Schöffen und Rat zu Heimbach siegeln mit dem Schöffensiegel, welches wir gemeyne rait uns myt gebruychen (BAA Urk 833; Quix, S. 18)
1494 Schultheiß und Schöffen zu Heimbach hängen ihr Siegel an eine Urkunde betreffend das Bergrecht zu Kall (LAV NRW R JB 1626)
3. 5 Wappen
1930 Genehmigung des Wappens des Amtes Heimbach, seit 1972 der Stadt Heimbach. Es zeigt in Schwarz einen silbernen Zinnenturm mit rotem Dach, roten Pechnasen und offenem roten Fallgatter, sein Sockel überdeckt mit einem gelehnten goldenen Schild, darin ein rot bewehrter und rot gezungter schwarzer Löwe. Das Wappen fußt auf dem spätmittelalterlichen Gerichtssiegel; der Jülicher Schild erinnert an die Privilegien Graf Wilhelms von Jülich (Nagel, Rhein. Wappenbuch, S. 134)
3. 6 Gemeinde, Bürgermeister und Rat
Zu den Schöffen vgl. III 1 Amtsträger und Bedienstete
1476 Schultheiß, Schöffen und Rat (III 5)
1550 Schultheiß und sechs namentlich genannte Schöffen, Burggraf (Redlich II 1, S. 296)
1577 beim Erwerb eines Schulhauses handeln gemeinsam Schultheiß, Schöffen, Bürgermeister und Kirchmeister des Tals Heimbach (H. Schoeller [Hg.], Beiträge z. Geschichte d. Familie Schoeller, 1910, S. 33)
Ab 16. Jahrhundert Bürgermeister, zwei Vorsteher und Rat der Gemeinde Heimbach. Als Ratsverwandte gelten Schultheiß und Schöffen (Günther, Schwammenauel, S. 12)
1604 Vorsteher und Gemeinde (vorstendere und gemeindt) des freyen thails Heimbach (LAV NRW R JB II 150 fol. 6)
1628 bei Geldaufnahme für die Stadt Heimbach handeln Bürgermeister, zwei Schöffen, zwei Ratsfreunde, Burggraf, Schultheiß und drei Bürger als wegen der gemeinen burgerschafft erweltem ausschuß (ebd. Jülicher Gerichte IX 16 fol. 6–8)
1648 Bürgermeister, Schöffen, Rat und gemeins leuth von Tal und Amt Heimbach legen die Forderungen der Soldaten auf die Einwohner von Tal und Amt Heimbach um (ebd. JB II 3980 fol. 7)
1730 Gliederung der Stadtbewohner in acht Rotten erwähnt (V 1; III 8)
1800 Gemeinde zahlt Gehalt an je einen Feldförster, Nachtwächter, Gefängniswärter (LAV NRW R Roerdep. 2165 fol. 195f.)
1820–48 Sitz des Bürgermeisters in Hausen. In den Wirren der Revolution 1848 ziehen Heimbacher Bürger dorthin, um die Akten des Bürgermeisters nach Heimbach zu holen. Angeblich Einsetzung eines „Revolutionsbürgermeisters“ (Saupp, S. 57, 87f.)
3. 7 Bruderschaften
1488 Bruderschaft im Kloster Mariawald erwähnt (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 2, 5; Friedländer, S. 62–72)
(1490) zwei Bruderschaften (Clemens, Sebastianus) im Rechnungsbuch von Mariawald erwähnt (LAV NRW R Mariawald Akt 16 fol. 1; Friedländer, S. 82), 1507 Brudermeister der Clemens-Bruderschaft in Heimbach erwähnt (LAV NRW R JB III R Amt H 165)
1514 Bruderschaft der seligen Jungfrau Maria und des heiligen Bernhard im Kloster Mariawald (BAA Urk 845)
1636 Erzbruderschaft der seligen Jungfrau Maria Dolorosa in Mariawald genannt. Der Herzog von Jülich fordert Geistliche im Umkreis der Klosters auf, diese neu zu beleben (LAV NRW R Mariawald 43). 1639 Errichtung der Erzbruderschaft zu Ehren der sieben Schmerzen Mariä in Mariawald. 1672 Neugründung und Anschluß an die Erzbruderschaft auf dem Kreuzberg bei Bonn (BAA Urk 991; LAV NRW R Mariawald 46). 1730 Anlage eines neuen Bruderschaftsbuches (PfaH; Mariawald, S. 15, 53). 1839 Erneuerung der Bruderschaft in Heimbach (PfaH; Bruderschaftsbuch), 1897 Neuerrichtung vom Erzbischof von Köln genehmigt (BAA Gvo Heimbach 8, I fol. 131)
1647 soll die Bruderschaft Clemens- und Anticona virginis in Heimbach neu belebt werden (HAEK Dec. Tolp. Ortsakte H 1); 1730 besteht Clemens-Bruderschaft (ebd. Dec. Top. Gen. III Nr. 9b)
16.–18. Jahrhundert besteht eine Fischereibruderschaft, in der vier Stabfischer zugelassen sind (W. Günther, Die Heimbacher Burggräfereirechnungen. In: Eifel-Jb. 1956, S. 50; V 2 Fischerei)
1739 zwei Bruderschaften in Heimbach erwähnt: Clemens und Matthias (BAA Pfa Heimbach 1, 2537 fol. 1). 1754 erklärt der Pfarrer auf die Aufforderung, die Christenlehr-Bruderschaft einzuführen, die Clemens- und Matthias-Bruderschaften bestünden seit unvordenklichen Zeiten und bei Einführung einer neuen Bruderschaft würden die Einkünfte aller sehr geschmälert (HAEK Dec. Tolp. D 2 fol. 34v, 88–90)
18. Jahrhundert Verbrüderung der Stuhlmacher zu Heimbach (H. Rehm, Düren–Nideggen u. d. untere Ruhrtal, 1888, S. 73; Quix, S. 118)
1828 Clemens-Bruderschaft (BAA Dep. PfaH II 1)
1867 Bruderschaft vom heiligsten und unbefleckten Herzen Mariä (BAA Gvo Heimbach 8, I fol. 79)
1869 zwei Bruderschaften: Jesus-Maria-Joseph und BMV (BAA Gvo Heimbach 7, I)
1938 Matthias-Bruderschaft in Heimbach erwähnt (Handbuch d. Bistums Trier, 1938, S. 266, ohne Beleg; vgl. B. Bernard, Die Wallfahrten d. St. Matthias-Bruderschaft zur Abtei St. Matthias in Trier, 1989, S. 241)
3. 8 Wehrwesen
Die Erwähnung der Einteilung der Bürgerschaft in Rotten im Jahre 1730 deutet darauf hin, daß die Einwohner zu Wachdiensten herangezogen wurden (V 1)
3. 9 Stellung im Territorium
Heimbach lag ursprünglich im Zülpichgau; die Landeshoheit übte der Pfalzgraf im Auftrage des Königs aus. Amtsträger des Pfalzgrafen im Forstbezirk waren Mitte des 11. Jahrhunderts die Herren von Heimbach (III 1 Grund- und Gerichtsherrschaft)
1288 Burg Heimbach, Sitz eines Burggrafen, wird Mittelpunkt des Amtes Heimbach in der Grafschaft Jülich. 1370 reicht die Bannmeile um Zülpich, in welcher der Erzbischof von Köln das Geleit für Kaufleute hat, bis zur Brücke von Heimbach; der Herr von Heimbach besitzt als wislich Vogt Rechte in der Stadt und dem Umland von Zülpich (III 1)
1424 Amt Heimbach im Pfandbesitz des Grafen Ruprecht von Virneburg (LAV NRW R Jülich 29; ebd. JB I 1163)
1452 im Pfandbesitz der Witwe des This von Heimbach (ebd. Jülich 435)
1458 hat Else von Brohl, Witwe des Ritters Wilhelm von Vlatten, als Erbteil ihres verstorbenen Mannes Pfandschaft, Renten und Einkünfte von Schloß, Herrschaft, Land und Leuten von Heimbach (H. Frick/Th. Zimmer, Quellen z. Geschichte d. Herrschaft Landskron a.d. Ahr, 1966, Nr. 1091)
Im 16. Jahrhundert wird Heimbach wie andere Freiheiten des Herzogtum Jülich auf dem Landtag zur Stadtkurie gezogen (Below, Landtagsakten I, S. 18, Anm. 15)
17./18. Jahrhundert Amt = Gericht Heimbach (III 1; V 1)
1798 Commune Heimbach, Kanton Gemünd, Arrondissement Aachen, Roerdepartement
1800 Commune Heimbach, Mairie Heimbach, Kanton Gemünd
1815 Kreis Gemünd, Regierungsbezirk Aachen, Königreich Preußen
1829 Kreis Schleiden
1972 Kreis Düren, Regierungsbezirk Köln
Zu den kommunalen Gliederungen vgl. auch I 7
Bitte geben Sie beim Zitieren dieses Beitrags die exakte URL und das Datum Ihres Besuchs dieser Online-Adresse an.
Neu, Peter, Rheinischer Städteatlas Heimbach. Teil 3: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-heimbach.-teil-3-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5d779cc893dd05.25102212 (abgerufen am 19.08.2024)