Zu den Kapiteln
Christian Rogge war zunächst Militärpfarrer sowie Hof- und Schlossprediger. 1911 wurde er Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche in der Rheinprovinz. Ein Lebensjahr blieb ihm, um in dieser Stellung tätig zu sein. Er nutzte es insbesondere, um die Einheit der rheinischen Kirche zu fördern.
Christian Johann Friedrich Albrecht Rogge wurde am 13.4.1864 als Sohn des Pfarrers und Heimathistorikers Adolf Rogge (1827–1886) und seiner Frau Louise, geborene Pachnio zu Darkehmen, im ostpreußischen Hohenfürst geboren.
Rogge studierte ab 1883 Mathematik in Leipzig. Dort trat er dem nationalen Verein Deutscher Studenten (VDSt) bei. Nach seinem Wechsel nach Königsberg war er 1885 an der Gründung des VDSt Königsberg beteiligt. Zum Sommersemester 1886 wechselte er nach Berlin. Dort wandte er sich nach dem Tod seines Vaters dem Studium der evangelischen Theologie zu. Er übernahm im Wintersemester 1886/1887 den Vorsitz des VDSt Berlin und stellte intensive Kontakte der Studentenschaft zu Generalfeldmarschall Helmuth Graf von Moltke (1800–1891) her. Gleichzeitig verhinderte er ein Zusammengehen der deutschnationalen Studentenschaft im Deutschen Kaiserreich sowie der deutschnationalen Studentenschaft Österreichs, um die Donaumonarchie nicht durch einen deutschen Separatismus zu schwächen. Außerdem trat er aktiv für die freiwillige Krankenpflege im Krieg ein. In ihr sollten für dienstuntauglich erklärte oder zur Ersatzreserve II. Klasse zurückgestellte Studenten dienen. 1887/1888 war er als Vorortsvorsitzender der höchste studentische Vertreter der im Kyffhäuserverband vereinten Vereine Deutscher Studenten. Rogges Ideale hießen: Christentum, Deutschtum, Sozialreform. Auf der Verbandstagung der Vereine Deutscher Studenten stellte er 1888 dementsprechend den Antrag zur Errichtung eines Gedenksteins für die Kaiserliche soziale Botschaft von 1881. Der Gedenkstein wurde 1895 auf dem Kyffhäuser eingeweiht, wobei Rogge die Weiherede hielt.
1888 bestand er das erste theologische Examen. Anschließend war er Predigtamtskandidat. 1889/1890 befand er sich in Ausbildung im Predigerseminar zu Wittenberg. Anfang 1890 bestand er das zweite theologische Examen. Anschließend war er Garnisonshilfsprediger in Berlin. Seine Ordination erfolgte am 28.3.1890. Anfang 1891 wurde er Divisionspfarrer der 1. Garde-Infanterie-Division. Anfang 1892 wurde er in das Aktionskomitee des Evangelisch-sozialen Kongresses gewählt. 1893 war er Divisionspfarrer der 15. Infanterie-Division in Köln.
Er war verheiratet mit Clara Plantier. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor.
Ab 1.10.1895 war Rogge Marinepfarrer der Ostseestation Kiel, wo er wiederholt vor Kaiser Wilhelm II. (Regentschaft 1888-1918) predigte. 1897 lehnte er eine Hofpredigerstelle in Berlin, später auch den Ruf als Generalsuperintendent in Posen ab. 1901 wurde er Marine-Oberpfarrer. Zwischen 1901 und 1903 arbeitete er am Jahrbuch „Neue Christoterpe“ mit, daneben an der Monatsschrift für Gemüt und Geist „Türmer“. 1903 ernannte ihn die Theologische Fakultät der Universität Kiel zum Lic. theol. h. c. Seit 1906 war Rogge Hof- und Schlossprediger an der Schloss- und Marinegemeinde Stettin und Mitglied des Stettiner Konsistoriums. 1909 gab er zusammen mit Rudolf Harney (1880–1965) die Evangelische Rundschau für Pommern heraus, die jedoch über den ersten Jahrgang nicht hinaus kam.
Am 6.6.1911 wurde Rogge Nachfolger von Valentin Umbeck als Generalsuperintendent der Rheinprovinz in Koblenz. In sein Amt führte ihn am 12.7.1911 Ernst von Dryander (1843–1922) ein. Rogge trat sein Amt mitten in den Wirren der Krise um den wenige Tage zuvor seines Amts enthobenen Kölner Pfarrer Carl Jatho an. In seiner kurzen Amtszeit setzte er sich für die Einheit der rheinischen Kirche ein, die durch die Diskussionen um das Für und Wider zu Jatho gelitten hatte. Daneben förderte er die Anstalten und Arbeiten der inneren Mission und setzte auf der Niederrheinischen Pastoral-Konferenz am 11.4.1912 klare Richtlinien „für die Vereinigung wissenschaftlich-theologischer Arbeit mit positivem Herzensglauben“ (Zur Würdigung von Generalsuperintendent Rogge, S. 395). Außerdem widmete er sich dem evangelischen Religionsunterricht an den höheren Lehranstalten. Rogge stand dem Hofprediger Adolf Stoecker (1835–1909) nahe, wenngleich er sich nie in den Dienst von Stoeckers politischer Bewegung stellte. So versuchte ihn Stoecker nach dem frühen Tod seines engen Parteigängers Walther Burckhardt (1863–1890) – einem Verbandsbruder Rogges – vergeblich für dessen Nachfolge zu gewinnen.
Rogge starb am 6.8.1912 während einer Reise in Weilburg/Lahn. Die Todesursache wird meist mit Schlaganfall angegeben, an anderen Stellen wird auch der Genuss verdorbener Speisen angeführt. Am 10.8.1912 wurde er in Koblenz beerdigt. Die Trauerfeier fand in der Christuskirche statt.
Seine Zeitgenossen sahen Rogges bemerkenswerte Laufbahn als Folge seiner Bewährung in verschiedenen Stellungen, seiner Rednergabe, seiner wissenschaftlichen Gründlichkeit und seiner umfassende Bildung an. Rogges Amtsnachfolger war ab 1913 Karl Viktor Klingemann.
Werke
Die Anschauungen des Apostels Paulus von dem religiös-sittlichen Charakter des Heidentums auf Grund der vier Hauptbriefe. Eine theologisch-philologische Untersuchung, Leipzig 1888.
[Zusammen mit] Quandt, Johannes und Zedlitz, Heinrich Frhr. v. (Hg.), Taschenbuch für die Mitglieder des Kyffhäuser-Verbandes der Vereine Deutscher Studenten, 1. und 2. Auflage Berlin 1888, 1892.
Die sociale Bedeutung der Militärseelsorge. Vortrag, Dresden 1892.
Thomas Carlyle. Ein Gedenkblatt zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages, Göttingen 1895.
Der irdische Besitz im Neuen Testament. Seine Beurteilung und Wertschätzung durch Christus und die Apostel, Göttingen 1897.
Nimm und lies! Biblische Streifzüge und Charakterbilder, Stuttgart 1899.
Moses und Christus. Predigten, Stuttgart 1900.
Deutsche Seesoldaten bei der Belagerung der Gesandtschaften in Peking im Sommer 1900, Berlin 1902.
Tapfere Männer und fröhliche Geber. Zwei Weihereden, Kiel/Leipzig 1902..
Aussichten und Aufgaben. Betrachtungen über die Lage des Christentums in der geistigen Krise der Gegenwart, Stuttgart 1903.
Wir heißen euch hoffen. Predigten und Skizzen, Kiel/Leipzig 1905.
Religiöse Charaktere aus dem 19. Jahrhundert, Stuttgart 1908.
Kunst, Künstler, Christentum, Hamburg 1910.
Näher mein Gott zu dir, Berlin 1911.
Federzeichnungen zur Bergpredigt, Berlin 1911.
Luther und die Kirchenbilder seiner Zeit, Leipzig 1912.
Quellen
Personalakte im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin.
Pfarrerdatei im Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland in Düsseldorf.
Literatur
Ableben des Herrn Generalsuperintendenten Rogge, in: Kirchliches Amtsblatt des königlichen Konsistoriums der Rheinprovinz, Nr. 17 (1912), S. 64-65.
Beisetzung des Generalsuperintendenten Rogge, in: Kirchliche Rundschau, Heft 16 (1912), S. 395-397.
Die Vereine Deutscher Studenten. 12 Jahre akademischer Kämpfe. Hg. von Herman v. Petersdorff unter Mitwirkung von Christian Rogge, Waldemar Zetsche [u. a.], 3. Auflage, Leipzig 1900.
Generalsuperintendent Rogge †, in: Düsseldorfer Sonntagsblatt, August 1912, S. 309.
Kirrinnis, Herbert, Christian Rogge, in: Altpreußische Biographie, Band 2, Marburg 1967, S. 567.
Klingmann, Christian Rogge, in: Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog, Band 17 (1912), Berlin 1915, S. 63-64.
Mumm, Reinhard, Christian Rogge, in: Maßmann, Karl/Oßwald, Robert Paul (Hg.), VDSter – 50 Jahre Arbeit für Volkstum und Staat. Den Vereinen Deutscher Studenten zum 6. August 1931 gewidmet, Berlin 1931, S. 66-68.
Petersdorff, Herman von, Christian Rogge, in: Akademische Blätter 27 (1912/1913), S. 151-152.
Weber und Bronisch, Nachruf, in: Kirchliche Rundschau, Heft 16 (1912), S. 393.
Zirlewagen, Marc, Christian Rogge, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band 34, Nordhausen 2005, Sp. 1226-1229.
Zur Würdigung von Generalsuperintendent Rogge, in: Kirchliche Rundschau, Heft 16 (1912), S. 394-395.
Online
Die Vereine Deutscher Studenten. 12 Jahre akademischer Kämpfe. Hg. von Herman v. Petersdorff unter Mitwirkung von Christian Rogge, Waldemar Zetsche u. a., 2. Auflage Leipzig 1895. [Online]
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Zirlewagen, Marc, Christian Rogge, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/christian-rogge/DE-2086/lido/57cd22d7ea8b81.64003460 (abgerufen am 19.08.2024)