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Karl Buschhüter war ein hauptsächlich in seiner Heimatstadt Krefeld bekannter Architekt, der seine Arbeit und sein Leben auf die Lebensreform ausrichtete. Er galt als Außenseiter der Gesellschaft, dessen ideologische Vorstellungen von völkischem Gedankengut durchdrungen waren.
Karl Wilhelm Buschhüter wurde am 3.9.1872 als erstes Kind des Buchhalters Carl Joseph Buschhüter (1846-1918) und dessen Frau Anna Josephine, geborene Schmitz (1845-1935), in Krefeld geboren; seine Schwester Anna folgte 1874 und sein Bruder Wilhelm 1883. Im Anschluss an den Besuch des Realgymnasiums, das er 1887 mit dem „Einjährigen“ abschloss, begann Buschhüter zunächst eine dreijährige Lehre in einem Krefelder Baugeschäft. In dieser Zeit erlernte er sowohl handwerkliche Fertigkeiten wie mauern und tischlern als auch gestalterische Tätigkeiten wie das Zeichnen. Nach seiner Ausbildung verließ Buschhüter Krefeld, um ab 1890 für vier Jahre in Köln als Bautechniker zu arbeiten. In diese Zeit fielen auch seine ersten Wanderungen am Niederrhein, auf denen er kleine Gedichte schrieb und Skizzen von Bauwerken anfertigte, die in seinen Augen seine Heimat widerspiegelten. 1894 absolvierte er ein Dienstjahr bei den Pionieren in Dresden, bevor er von 1895 bis 1897 für den Architekten Rudolf Schnütgen (1872-1945) in Düsseldorf arbeitete. Durch seinen Arbeitgeber entdeckte Buschhüter während dieser zwei Jahre nicht nur die vegetarische Lebensweise für sich, sondern entwickelte auch ein Interesse an der Lebensreform. Anfang 1898 kehrte er schließlich in seine Heimatstadt Krefeld zurück und arbeitete dort fortan bis zu seinem Lebensende als selbständiger Architekt.
In seinen ersten Jahren als Architekt errichtete Buschhüter neben zahlreichen Einfamilienhäusern auch Mietshäuser sowie Wohn- und Geschäftshäuser. Bei der Planung und Durchführung seiner Bauaufträge war Buschhüter stets von der Absicht geleitet, eine Wende im Bauwesen, eine Reform der Architektur herbeizuführen: Zum einen sollten wieder die Bedürfnisse des Bauherrn im Mittelpunkt stehen und nicht das Gewinnstreben des Bauunternehmers, zum anderen sah er es als seine Aufgabe an, den Handwerkern grundlegende technische und gestalterische Fertigkeiten zu vermitteln. Seine hohen Ansprüche und auch die Kompromisslosigkeit, mit der er seine Überzeugungen vertrat, führten häufig zu Auseinandersetzungen mit Bauherren, Bauunternehmern, Handwerkern und der Baubehörde, denn niemand schien seinen lebensreformerischen und qualitativen Anforderungen zu entsprechen. Eines von Buschhüters frühen Bauprojekten war 1899 die Errichtung eines Hauses für seinen Vater in der St.-Anton-Straße 91 in Krefeld, das mit seinem sandsteinverkleideten Unterbau im Stil des späten 19. Jahrhunderts und seinem Stahl-Glas-Fachwerk im Oberbau noch heute einen ungewöhnlichen Kontrast bietet; dort befand sich auch sein Atelier. Buschhüters Geschäfte liefen gut, so dass er Lehrlinge und Gehilfen beschäftigen konnte. In diese frühe Zeit seiner Selbständigkeit fallen auch Buschhüters erste Bestrebungen, seine Ideen von Reformen im Bauwesen und in der Architektur zu verbreiten. Nachdem jedoch seine Versuche, diese mit Hilfe der lokalen und überregionalen Presse einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren, gescheitert waren, veröffentlichte er schließlich selbst eigene sozial- und architekturkritische Flugschriften (Baukunst-Flugblätter 1900-1902). So schildert Buschhüter beispielsweise im Baukunst-Flugblatt 2, dem er den Titel „Die sittlichen Ursachen des Niederganges der Baukunst“ gab, wie sehr die Baukunst, also die Architektur, unter der Unsittlichkeit und Unaufrichtigkeit der Gesellschaft zu leiden habe, wenn er sagt: „Die Kunst ist der Ausdruck des Gemütslebens eines Volkes. Beherrscht nun der Schein das Gesamtleben, so leidet die Kunst denkrichtig darunter. Sie sinkt vom Darstellungsmittel zum Täuschungsmittel herab; die Kunst wird zur Scheinkunst; zur Dirne der Leidenschaft.“ Allerdings waren in Buschhüters Augen sowohl die Scheinheiligkeit der Gesellschaft als auch die damit einhergehende Scheinkunst selbst nur ein Produkt eines größeren Übels, nämlich des herrschenden Christentums mit seinen Konfessionen. Seine antiklerikale Haltung basierte auf der Überzeugung, dass das Christentum nicht nur eine Verkörperung eines „auf Unwahrhaftigkeit aufgebauten Systems gesellschaftlicher Konventionen“[1] darstellte, sondern auch dessen Spaltung in Konfessionen eine Spaltung der nach Einigung strebenden Nation verursachte. Konsequenterweise trat Buschhüter am 6.12.1903 aus der katholischen Kirche aus und übte fortan nicht nur Kritik am kapitalistischen Unternehmertum, sondern auch am „Pfaffentum“.
Seit 1902 widmete Buschhüter einen großen Teil seiner Zeit dem von ihm gegründeten Dürerverein, einer Vereinigung im Dürer-Bund von Ferdinand Avenarius (1856-1923). Im Juni 1903 zählte der Verein bereits 60 Mitglieder, die hauptsächlich aus dem Kleinbürgertum und der Künstlerschaft stammten. Gemäß seiner Satzung war der Zweck des Vereins die „Hebung der sittlichen und künstlerischen Bildung“. Als Versammlungsort diente seit 1906 ein Vereinshaus, das Buschhüter auf einem von ihm 1904 erworbenen Grundstück in Krefeld-Verberg „mit Baustoffen aus eigenem Boden und mit eigenen Händen“[2] erbaut hatte, das so genannte Dürer-Heim, „die Schutz- und Trutzburg für deutsches Leben und seinen Ausdruck gegen die Kunst-pfaffen und die Unkultur der Gesellschaft.“[3] Nach seiner Fertigstellung schloss Buschhüter sein Atelier in der St.-Anton-Straße 91 und siedelte dorthin um; auf seinem Grundstück verwirklichte er seine Bestrebungen von einem naturnahen Leben fernab einer städtischen Umgebung und schuf sich beispielsweise durch das Pflanzen von Obstbäumen eine eigene Ernährungsbasis. Gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern beteiligte sich Buschhüter insbesondere durch Wanderungen am Niederrhein und in die angrenzenden Niederlande, Nacktturnen und das Tragen von Reformkleidung an der Körperkulturbewegung. Zudem gab er die Vereinszeitschrift „Kunst und Leben am Niederrhein“ heraus, die von 1905 bis 1907 erschien und sich inhaltlich hauptsächlich mit Problemen und Lichtblicken der Architektur befasste. In Form von offenen Briefen trat der Dürerverein darin beispielsweise an einzelne rheinische Städte wie Moers und Bacharach heran[4], um diese bei städtebaulichen Maßnahmen zum Erhalt des historischen Stadtbildes zu bewegen. Daneben verwendete Buschhüter die Zeitschrift auch in geringem Maße als Plattform zur Verbreitung seiner lebensreformerischen Ansichten, in deren Zentrum sein Streben nach autarkem Siedeln stand. Den Impuls für sein Vorhaben erhielt Buschhüter aus dem Wunsch, dem stets existenziell bedrohten Künstler wirtschaftliche Unabhängigkeit und dem Staat eine sichere Ernährungslage in Kriegszeiten zu ermöglichen. Des Weiteren propagierte er den Verzicht auf Alkohol und Tabak sowie die Verringerung des Fleischgenusses. Neben der schriftstellerischen Tätigkeit für den Dürerverein – Buschhüter schrieb zahlreiche Beiträge, Aufsätze und Gedichte für „Kunst und Leben am Niederrhein“ – arbeitete er zudem an der Niederschrift eigener literarischer Werke, bei denen es sich vor allem um das „Buch von der Seele“ und das dramatische Gedicht „Birke von der Heyden“ handelte.[5]
Als Buschhüter 1904 in einem Prozess als einziger Belastungszeuge auftrat, erlitt er ein Trauma, das ihn bis zu seinem Tod begleitete. In dem Prozess wurde er von den Anwälten eines ehemaligen Auftraggebers durch ärztliche Gutachten als geisteskrank dargestellt. Ausschlaggebend dafür schienen Buschhüters Bemühungen um eine Reform der Architektur gewesen zu sein. So war beispielsweise in der Prozessberichterstattung der Krefelder Zeitung vom 26.10.1904 zu lesen: „Danach ist B., der sich für einen `Messias der Baukunst´ hält, geistesgestört.“ Gegen die öffentliche Demütigung versuchte Buschhüter sich mit Hilfe von Freunden und Bekannten, die ihm seine geistige Gesundheit bestätigten, zu wehren.[6] Doch weder die Staatsanwaltschaft noch die Presse waren an einer Gegendarstellung interessiert.
Der Zweifel an seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit wirkte sich auch auf Buschhüters Auftragslage als Architekt aus. Zwar baute er seit dem Prozess weniger Einfamilienhäuser für Krefelds bürgerliche Kreise, erhielt jedoch fortan mehr Aufträge von Unterstützern seiner reformerischen Vorstellungen. Bei Letzteren handelte es sich vor allem um Handwerker, Künstler und Kaufleute jüdischer Herkunft, für die er größtenteils Einfamilienhäuser in Krefeld errichtete. Obwohl Buschhüter auch Aufträge von jüdischen Bauherren annahm, trat in dieser Zeit seine Feindschaft gegenüber Juden immer deutlicher zum Vorschein, sie ging sogar so weit, dass er davon überzeugt war, seine jüdischen Auftraggeber wollten ihn ruinieren.[7]
Was für Buschhüter nach seinem Umzug auf sein Grundstück in Krefeld-Verberg als alternatives und naturnahes Leben begonnen hatte, entwickelte sich jedoch bald für ihn zu einer Notlage, da er sich mit dem Kauf des Grundstücks verschuldet hatte und die Zahlung der Hypotheken allein kaum zu bewältigen vermochte. Bei Freunden bat er schließlich um finanzielle Unterstützung.[8] Doch für seine wirtschaftliche Misere machte nicht Buschhüter sich selbst, sondern eine jüdische Verschwörung gegen sich verantwortlich.[9] In Krefeld grenzte ihn diese Haltung jedoch noch weiter aus, da der Antisemitismus in der Stadt vergleichsweise schwach ausgeprägt war. 1911 löste sich der Dürerverein nach dem Bruch Buschhüters mit Avenarius schließlich auf. Als Gründe führte Buschhüter vor allem an, dass Avenarius für den Dürer-Bund Geld von Berliner Juden angenommen hatte und die deutschen Künstler nicht mehr genug förderte, sondern nur noch jüdische.[10] Zukünftig hieß das Dürer-Heim Teut-Heim und Buschhüter führte die Verwendung des Hakenkreuzes ein.[11] Doch auch nach der Auflösung des Dürervereins versammelte Buschhüter einen Kreis von treuen Anhängern im Teut-Heim um sich, um mit ihnen in Einklang mit seinen lebensreformerischen Vorstellungen zu leben: sie aßen vegetarisch, Männer ließen die Haare wachsen und Frauen wie Männer trugen einfache Kleidung.[12]
Obwohl Buschhüter 1912 im Alter von 40 Jahren nicht mehr der Jugendgeneration angehörte, weckten seine Lebensweise und seine Ansichten das Interesse der Wandervogel-Bewegung. Denn genauso wie die Jugendlichen, die sich gegen die Lebensweise und den autoritären Einfluss der älteren Generationen auflehnte, stand auch Buschhüter mit seiner Lebensart und seinen Ansichten in ständigem Konflikt mit den meist staatlichen Autoritäten. Gemeinsam versammelte man sich im Teut-Heim und hörte den Worten Buschhüters zu, der auch im Wandervogel seine Idee vom autarken Siedeln propagierte.[13] Während des Ersten Weltkriegs, in dem sich Buschhüter freiwillig gemeldet und als Unteroffizier beim 24. Pionier-Bataillon in Köln als Ausbilder gedient hatte, heiratete er 1916 die 21-jährige Dora Worthmann (1895-1982), die zur Wandervogel-Bewegung gehörte. Mit ihr hatte Buschhüter zwei Töchter, deren Erziehung er gemäß seinen Vorstellungen gestaltete; seine Impf- und Schulgegnerschaft führte dabei oft zu Konflikten mit den zuständigen Behörden. Auch zwischen 1914 und 1918 verfasste er weiterhin literarische Werke und veröffentlichte nach seinem Gedichtband „Der Niederrhein“ (1913) im Jahr 1915 „Sonnenlieder“ und „Die Nuß“ sowie 1916 „Geistliche Gedichte“. Des Weiteren beschäftigte er sich mit Phrenologie und Physiognomik und fasste seine Ergebnisse beispielsweise 1916 in seiner Untersuchung „Meine Ohrendiagnose“ zusammen. Buschhüters Tätigkeit als Architekt beschränkte sich nach dem Krieg im Wesentlichen auf den Bau von Einfamilienhäusern, meist für Wandervögel oder Lebensreformer, die größtenteils in der Nähe des Teut-Heims entstanden. Seine intensive Beschäftigung mit einigen der Häuser stand allerdings in keinem Verhältnis zu seinem Honorar, so dass Buschhüter dementsprechend wenig verdiente. Über seinen Freund Erich Floeren (1893-1981) lernte er schließlich den Düsseldorfer Industriellen Paul Multhaupt (1884-1933) kennen, für den er Haus Jungfried im Süßgrund in Oberlahnstein errichten sollte. Nachdem 1921 die Grundsteinlegung erfolgt war und bereits im Jahr darauf das Richtfest begangen wurde, kam es jedoch hauptsächlich auf Grund von Streitigkeiten zwischen Buschhüter und Multhaupt zum Stillstand der Bauarbeiten. 1925 beauftragte Multhaupt schließlich Karl Dahmen (1884-1976) mit der Fertigstellung von Haus Jungfried; dies gelang bis zum Tod des Industriellen im Jahr 1933 nicht. Neben Haus Jungfried war Buschhüter zudem mit der Planung und Errichtung eines Wohnhauses mit Atelier für Heinrich Campendonk in Krefeld von Multhaupt beauftragt worden. Doch auch dieses Verhältnis blieb nicht unangespannt, da Buschhüter nach Fertigstellung des Hauses ein Spottgedicht über Campendonk veröffentlichte; in einem Beleidigungsprozess wurde Buschhüter 1925 schließlich zu einer Geldstrafe verurteilt.[14]
Neben Auftragsarbeiten für Multhaupt widmete sich Buschhüter auch dem Bau der „Rheinischen Jugendburg“ im Baybachtal im Hunsrück, für deren Planung und Errichtung in der Schlossruine Waldeck er von den Brüdern Karl (1896-1974) und Robert (1896-1941) Oelbermann, die den „Nerother Wandervogel“ gegründet hatten, gewonnen werden konnte. Die Jugendburg selbst sollte nach Buschhüters Vorstellungen aus mehreren Gebäudekomplexen bestehen und so beispielsweise eine Jugendherberge, ein Schullandheim, eine Arena und einen Wirtschaftsbetrieb mit Werkstätten umfassen.[15] 1922 erfolgte die Grundsteinlegung für die Jugendherberge, doch wurde der Bau der Jugendburg von den Nationalsozialisten gestoppt, die die Burg 1933 besetzten. Im selben Jahr erhielt Buschhüter seinen letzten großen Auftrag: Er sollte das Ruhrkämpfer-Ehrenmal bei Haus Horst oberhalb der Ruhr in Essen-Steele errichten, das an die Gefallenen im Ruhrgebiet zwischen 1918 und 1920 erinnern sollte. Bereits 1934 wurde das Denkmal eingeweiht und 1935 endgültig fertiggestellt.
Von 1927 bis 1941 veröffentlichte Buschhüter erneut eine Zeitschrift im Selbstverlag, die den Namen „Zeit des Teut“ trug. Des Weiteren widmete er sich weiter seinem Werk „Buch von der Seele“, von dem er glaubte, eine eigene, völlig neue Philosophie entwickelt zu haben. Vergeblich bat er jedoch für dessen Veröffentlichung bei seinen Freunden um finanzielle Unterstützung; es gelang ihm lediglich, Teile davon zu veröffentlichen. Der Verkauf seiner Schriften rentierte sich für Buschhüter, so dass er sich neben dem Beruf als Architekt, in dem er allerdings kaum noch Aufträge oder kein Honorar für ausgeführte Arbeiten erhielt[16], eine weitere Verdienstmöglichkeit schuf. Mittlerweile war Buschhüter der unverstandene Prophet geworden, der mit lang gewachsenem Haupt- und Barthaar und in abgetragenen Kleidern sein Verständnis für das Alltägliche und seinen Realitätssinn eingebüßt hatte. Doch trotz seiner Außenseiterrolle genoss er in Fachkreisen immer noch einen Ruf als guter Architekt; selbst den Vorsitz der örtlichen Gruppe des Bundes Deutscher Architekten bot man ihm 1933 an, den er jedoch aus Altersgründen ablehnte.[17]
Auch nach der Machtergreifung 1933 verbesserte sich Buschhüters Auftragslage nicht, obwohl er Förderer unter den Nationalsozialisten besaß. Überzeugt davon, dass die neuen Machthaber von Anfang an fremdrassig zwar nicht mit Juden, aber mit „Wällschen“ unterwandert waren, kritisierte er das Regime und gefährdete damit sich und seine Familie; doch weiter als zu einem Verbot einiger seiner Schriften kam es nicht.[18] Aufgrund seiner schlechten finanziellen Lage musste schließlich seine Frau, die ihn kurzzeitig von Ende der 1920er Jahre bis 1933 verlassen hatte, die Familie durch Handweben unterstützen.[19] Einen weiteren Rückschlag musste er beim Bombenangriff auf Krefeld am 22.6.1943 erleiden, als ein großer Teil seines architektonischen Werkes durch die Zerstörung vieler seiner Häuser verloren ging. Buschhüter bereitete sich nach dem Ende des Nationalsozialismus auf den gesellschaftlichen Umbruch vor, den er bereits nach dem Ersten Weltkrieg erhofft hatte. Weiterhin verfasste er seine völkischen und reformerischen Schriften und versuchte, sie zu verkaufen. Doch Buschhüter war erneut ein Außenseiter der Gesellschaft, ein weltfremder Fantast, dessen antisemitische Haltung keine Akzeptanz in der Öffentlichkeit erfuhr. So pflegte Buschhüter am Ende seines Lebens den Kontakt zu engsten Freunden und widmete sich dem Wiederaufbau des Teut-Heims, das im Krieg beschädigt worden war, und seinem Garten. Buschhüter starb am 21.8.1956 in Krefeld.
Das Dürer-Heim, das nach Buschhüters Tod an die Stadt Krefeld gelangte, wurde 1961 dem Straßenverkehr geopfert, obwohl es Versuche gegeben hatte, die Stadt zum Wiederaufbau zu bewegen. Eine Würdigung Buschhüters setzte nur zögerlich ein. 1962 widmete die Werkkunstschule Krefeld ihm eine Ausstellung. Erst 1978 präsentierte das Kaiser-Wilhelm-Museum eine Ausstellung seines Gesamtwerks.
Werke
Werkverzeichnis, in: Pohl, Buschhüter, S. 78-268. Bibliographie der Schriften Buschhüters, in: Pohl, Buschhüter, S. 368-382.
Erhaltene Bauten
1899 – Krefeld, St.-Anton-Straße 91, 1975 versetzt auf das Grundstück Westwall 122
1900 – Krefeld, Bismarckplatz 11, Wohnhaus
1902 – Viersen-Süchteln, Bergstraße 27, Wohnhaus
1902 – Viersen-Süchteln, Hochstraße 57, Wohn- und Geschäftshaus
1904 – Krefeld, Dreikönigenstraße 163, Steinstraße 5/7, Alte Post
1907 – Krefeld, Luisenstraße 62, ehemaliges Postamt
1908 – Krefeld, Moerser Landstraße 18, Wohnhaus, erbaut ursprünglich für Buschhüters Mutter, deren Büste in die Straßenfront eingelassen ist. Es gilt eines der bedeutendsten Bauten des Architekten.
1909 – Krefeld, Ritterstraße, Zentrallager der Konsumgenossenschaft „Niederrhein“ bei der ehemaligen Brotfabrik „Im Brahm“
1910 – Krefeld, Moerser Landstraße 14, Wohnhaus
1924 – Friedrichssegen bei Lahnstein, Haus Jungfried, im Süßgrund, Wohnhaus und Begegnungsstätte für den Fabrikanten und Mäzen Paul Multhaupt (Buschhüter Architekt 1921–1925, zunächst unvollendet, später Carl Dahmen)
1936 – Krefeld, Kuhdyk 20, Cassel-Museum
1938 –Tönisvorst-St. Tönis, Feldstraße 102–104, Landarbeiterhaus
Schriften (Auswahl)
Baukunst-Flugblatt 1, 1900 (Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 36), Baukunst-Flugblatt 2, Die sittlichen Ursachen des Niederganges der Baukunst, 1902.
Der Niederrhein, eine Schilderung der Heimath, Sonnhöh 1913.
Vorschlag zur Rettung des Deutschen Vaterlandes, Krefeld/Teutheim 1914.
Sonnenlieder, dem Deutschen von Ihmselbst, Krefeld/Teutheim1915.
Geistliche Gedichte, Krefeld/Teutheim 1916, 2 Bändchen, Leipzig 1916.
Meine Ohrendiagnose. Kurze Darstellung des Wesentlichen in Wort und Bild von Ihm selbst. 1916 entdeckt - gedruckt 1924.
Zeit des Teut. Arisches Blatt für kennen und nennen der deutschen Dinge, 1927-1941.
Literatur
Kaiser-Wilhelm-Museum Krefeld (Hg.), Der Krefelder Architekt Karl Buschhüter (1872-1956). Idealentwürfe, Planungen und ausgeführte Bauten. 24. September bis 19. November 1978. Mit einem Beitrag von Walfried Pohl, Krefeld 1978.
Pohl, Walfried, Der Krefelder Architekt Karl Buschhüter 1872-1956, in: Krefelder Studien 4, hg. v. Guido Rotthoff, Krefeld 1987, S. 7-388.
- 1: Pohl, Buschhüter, S. 34.
- 2: Karl Buschhüter, Beschwerde an den B.D.A. wegen Misshandlung (Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 107), S. 4.
- 3: Karl Buschhüter, Beschwerde an den B.D.A. wegen Misshandlung, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 107, S. 4.
- 4: Vgl. Kunst und Leben am Niederrhein, Stimme des Dürer-Vereins in Krefeld, Jg. I 5, September 1905, S. 37 (Moers); Jg. I 4, August 1905, S. 32 (Bacharach).
- 5: Vgl. Buschhüter, Beschwerde, S. 4; Pohl, Buschhüter, S. 53.
- 6: Vgl. Zeugnisse von Franz Brantzky (6.11.1904), Dr. Rheindorf und Dr. Köster (beide vom 25.10.1904), Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 114.
- 7: Vgl. Brief an Perret vom 24.11.1913, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 188: „Der Jude will mich ruinieren.“
- 8: Vgl. Brief an Nauen vom 27.10.1913, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 188: „[…] auch für eine Sache zu gewinnen wären, etwa mit einem Darlehn von 4000 M., womit ich endlich aller Schulden ledig wäre.“
- 9: Vgl. Buschhüter, Beschwerde, S. 5.
- 10: ebd.
- 11: Vgl. Zeit des Teut 12/1936, S. 1 (Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 145).
- 12: Vgl. Maximilian Ströter, Fragmentarisches über den Architekten Karl Buschhüter. Aus Maler Hergardens Lebenserinnerungen, in: Der Niederrhein 36 (1969), S. 95-96.
- 13: Vgl. Buschhüter, Beschwerde, S. 6; Buschhüter, Vorschlag zur Rettung des Deutschen Vaterlandes (Flugblatt), 1914, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 14.
- 14: Vgl. Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 234; Pohl, Buschhüter, S. 66.
- 15: Vgl. Werbeschrift für die Rheinische Jugendburg, hg. v. Bund zur Errichtung der Rheinischen Jugendburg, Bonn 1921, S. 13-20 (Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 7). Vgl. Brief an Otto Krausche vom 10.4.1925, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 213: „Nur mit der größten Erbitterung kann ich Ihnen mitteilen, dass die Geldleute, die mir ein kleines Vermögen für jahrelange Arbeiten schulden, gar keine Anstalten machen, mir meinen Lohn zu geben […].“
- 16: Vgl. Brief an Otto Krausche vom 10.4.1925, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 213: „Nur mit der größten Erbitterung kann ich Ihnen mitteilen, dass die Geldleute, die mir ein kleines Vermögen für jahrelange Arbeiten schulden, gar keine Anstalten machen, mir meinen Lohn zu geben […].“
- 17: Vgl. Buschhüter, Beschwerde, S. 11.
- 18: Vgl. Buschhüter, Beschwerde, S. 1, 21; Pohl, Buschhüter, S. 74.
- 19: Vgl. Brief an Maria Pfeffer vom 20.10.1938, Stadtarchiv Krefeld 40/31 Nr. 193: „Drüben im Mutterhäuschen klappern die Webstühle“; Pohl, Buschhüter, S. 73.
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Gillner, Daniela, Karl Buschhüter, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/karl-buschhueter/DE-2086/lido/63caa2a99ab339.87119687 (abgerufen am 19.08.2024)