Die meisten Kriegsgefangenen – abgesehen von jenen mit Funktionen innerhalb des Lagers – mussten nicht arbeiten. Nur vereinzelt wurden Arbeitstransporte zu auswärtigen Einsatzorten zusammengestellt, die das Lager tagsüber verließen. So war der Alltag meist von Langeweile und Eintönigkeit bestimmt. Um dem Abhilfe zu schaffen, entwickelten die Kriegsgefangenen schnell ein improvisiertes Freizeitangebot. So wird beispielsweise berichtet, dass Theaterstücke aus dem Gedächtnis vorgetragen wurden und ein Opernsänger für seine Mitgefangenen sang. War es einem Gefangenen gelungen, ein Buch in das Lager zu schmuggeln, wurde daraus vorgelesen, oder man lauschte den Berichten und Erzählungen Einzelner über die verschiedensten Themen. Die Gefangenen organisierten sich immer mehr, so bastelten sie sich in manchen Lagern Schachbretter und ‑figuren oder auch Spielkarten. Religiöse Gefangene nahmen an evangelischen oder katholischen Gottesdiensten teil und es gab Beichtgelegenheiten sowie Bibelstunden.
Hierbei stand das Mutmachen auf eine baldige Zukunft außerhalb der Lager im Vordergrund. Andere vertrieben sich die Zeit beim Lesen, Zeichnen, Schreiben oder mit Sport, wenn dies ihr Zustand erlaubte. Je länger die Lager bestanden, desto mehr bildeten sich auch Chöre und Gesangsgruppen, die in Varieté-Vorstellungen auftraten. Ab Spätsommer 1945, als bis auf zwei alle provisorischen Rheinwiesenlager aufgelöst worden waren, wurde auch das Bildungsangebot ausgebaut und systematisiert. Teilweise findet man hierfür die Bezeichnung „Stacheldraht-Universität“ (Arthur L. Smith). Thematisch waren die angebotenen Kurse breit gefächert und reichten von Sprachkursen in Englisch oder Geschichtsstunden bis zu Naturwissenschaften oder Fragen des Alltags.