Soziale Netzwerke – Facebook und Co.

Soziale Netzwerke (auch Social Communities genannt) haben einen nahezu unvergleichbaren Siegeszug vorzuweisen. Allein das aktuell bekannteste und gleichzeitig erfolgreichste Netzwerk Facebook kommt nach eigenen Angaben weltweit auf knapp 1,44 Milliarden aktive Nutzer pro Monat (Stand 31.03.2015) und wird in knapp 50 Sprachen angeboten. In Deutschland hat Facebook ca. 26 Millionen Nutzer – zunehmend auch mobil. War bei den jüngeren Nutzern vor ein paar Jahren primär das im Mai 2013 eingestellte deutsche Netzwerk schülerVZ angesagt, so hat sich auch hier Facebook inzwischen durchgesetzt (siehe z. B. KIM-Studie 2014, S. 37ff.). Auch das deutsche Angebot wer-kennt-wen musste im Juni 2014 dem Konkurrenzdruck nachgeben und sein Angebot schließen. Als Konsequenz verlassen nun auch die Daten dieser Altersgruppe immer häufiger die Landesgrenzen, da sämtliche auf Facebook eingestellten Informationen auf Servern in den USA gespeichert werden. Obwohl Facebook nach den AGB erst ab 13 Jahren ist, ermittelte die KIM-Studie ein Durchschnittsalter von 10,4 Jahren bei der ersten Anmeldung in einer Community.
 
In der Presse wird immer wieder das Ende bzw. eine Überalterung von Facebook ausgerufen (vgl. zum Beispiel sueddeutsche.de oder tagesspiegel.de). Und tatsächlich hat die JIM-Studie 2014 (S. 35 ff.) gezeigt, dass bei den 12-19-Jährigen seit 2013 ein deutlicher Rückgang von 80 auf 69 Prozent (2014) bei der Facebook-Nutzung zu verzeichnen ist. In Teilen kann dies mit einer Verlagerung auf andere Dienste (Messenger Apps wie WhatsApp oder Angebote wie Instagram oder Tumblr) erklärt werden. Trotzdem liegt Facebook in 2014 bei den Jugendlichen noch klar vorne. Es bleibt abzuwarten, ob dieser Abwärtstrend anhält. Facebook sorgt hier in jedem Fall schon einmal vor, was die Aufkäufe von Instagram 2012 und WhatsApp Anfang 2014 belegen.

Die Frage, ob man sich ein Profil in einem Sozialen Netzwerk zulegen will oder nicht, muss jeder für sich selbst beantworten. In jedem Fall gilt: Will man sinnvoll bei Sozialen Netzwerken mitmachen, ist es unerlässlich, persönliche Daten zu veröffentlichen. Schließlich will man in aller Regel ja von anderen Nutzern gefunden werden. Der richtige Spagat zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit ist nicht immer leicht – für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

Warum sollte man sich aber überhaupt über die eingestellten Daten Gedanken machen? Schließlich erfahren (bei entsprechend sensiblen Privatsphäre-Einstellungen) ja nur Freunde und Bekannte oder sogar nur gesondert ausgewählte Personen davon. Da aber auch die Anbieter Sozialer Netzwerke „mitlesen“, ist ein genauerer Blick auf die Geschäftsmodelle Sozialer Netzwerke notwendig.

Geschäftsmodelle Sozialer Netzwerke

Die Mitgliedschaft in Sozialen Netzwerken ist in der Regel umsonst. Warum haben große, nach Wirtschaftlichkeit strebende Unternehmen ein Interesse daran, den Verbrauchern mit viel Aufwand einen Gratisdienst anzubieten? Der einfache Grund: Die Nutzer zahlen mit den eingestellten persönlichen Daten und Informationen. Diese werden vom jeweiligen Anbieter ausgewertet und mit anderen Informationen verknüpft, um den Nutzern beispielsweise an den jeweiligen Interessen ausgerichtete Werbebanner zu zeigen. Man spricht hier von „personenbezogener Werbung“.

Zudem werden die Daten (nach Unternehmensangaben in anonymisierter Form) auch an andere Firmen weitergeleitet. Im Grunde gilt, dass Kundendaten, Kaufgewohnheiten, Interessen und weitere Informationen früher noch aufwendig über Fragebögen erhoben werden mussten. Heute liefern die Mitglieder von Sozialen Netzwerken und anderen Diensten diese Daten bereitwillig selbst und geben dabei vielfach mehr von sich preis, als sie es in den klassischen Verbraucherbefragungen je tun würden.

Um sich genauer darüber zu informieren, auf welche Daten der Anbieter zugreift und was er mit den Informationen genau macht, empfiehlt es sich, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Angebots (AGB) und die darin enthaltenen Datenschutzrichtlinien genau zu studieren – möglichst vor der ersten Anmeldung. Da diese nicht in Stein gemeißelt sind und sich laufend ändern, ist es sinnvoll, hier regelmäßig nachzuprüfen. Um eine Vorstellung davon zu bekommen, welche Daten Facebook (je nach Art der verwendeten Dienste) sammelt, hilft ein Blick in die aktuellen Datenschutzrichtlinien von Facebook. Dort sind aktuell folgende Punkte gelistet:

  • Deine Aktivitäten und von dir bereitgestellte Informationen.
  • Die Aktivitäten anderer und von ihnen bereitgestellte Informationen.
  • Deine Netzwerke und Verbindungen.
  • Informationen zu Zahlungen.
  • Geräteinformationen.
  • Informationen von Webseiten und Apps, die unsere Dienste nutzen.
  • Informationen von Drittpartnern.
  • Informationen von anderen Facebook-Unternehmen

Vorsicht: Daten können außer Kontrolle geraten!

Nicht nur für Soziale Netzwerke, sondern für das Internet generell gilt, dass veröffentlichte oder versendete Daten leicht eine Art „Eigenleben“ entwickeln können und die Verbreitung so außer Kontrolle gerät. Jedes eingestellte oder versendete Bild, jede gepostete Information kann von anderen Nutzern (oder dem jeweiligen Anbieter des Dienstes) kopiert und gespeichert werden und so immer wieder im Netz auftauchen – also auch Jahre später, lange nachdem sie von der Ursprungsstelle entfernt worden ist. Hierdurch werden die Daten zudem aus dem ursprünglichen Kontext gelöst, wodurch die eigentliche Intention und Bedeutung verfälscht und verfremdet werden können.

Auch aus diesem Grunde ist es sinnvoll, sich gleich bei der Registrierung mit den Privatsphäre-Einstellungen des Netzwerkes vertraut zu machen. Da die Funktionalitäten von Sozialen Netzwerken laufend erweitert werden, sollte man diese Einstellungen zudem regelmäßig auf Passung prüfen. Ebenfalls ist es empfehlenswert sich genau anzuschauen, welchen Kontakten man Zugriff auf bestimmte eher private Informationen gewähren möchte. Und unabhängig vom Alter sollten sich auch Erwachsene Nutzer von Sozialen Netzwerken vor dem Hochladen von Fotos und anderen Informationen immer mal wieder die Frage stellen, wie die jeweilige Info bei anderen Nutzern ankommt und ob diese ggf. auch missverstanden oder missbraucht werden könnte.

Darüber hinaus werden in vielen Fällen auch die eigene Person (oder die eigene Familie) betreffende Daten von anderen Personen hochgeladen. In diesem Zusammenhang war es ein wichtiges Ergebnis der LfM-Studie „Heranwachsende und Datenschutz auf Sozialen Netzwerkplattformen“, dass viele Jugendliche vergleichsweise sensibel sind, wenn es um die nicht autorisierte Veröffentlichung sie selbst betreffender Daten durch andere geht. Auf der anderen Seite liegt aber häufig nur ein geringes Problembewusstsein bezüglich der nicht abgestimmten Einstellung von Daten anderer Nutzer vor (siehe Link unten).

Zudem zeigte der Skandal rund um Prism, Tempora und die NSA, dass neben dem Anbieter selbst auch staatliche Stellen genauer hinschauen, als viele Internetnutzer und –nutzerinnen für möglich gehalten haben. Dies können auch noch so strenge Privatsphäre-Einstellungen nicht verhindern. Hier ist Datensparsamkeit in vielerlei Hinsicht die einzig wirklich sichere Alternative.

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