Eine der zentralen Schwierigkeiten in der Architekturlehre ist die Vermittlung der Komplexität, die jede gestalterische Entscheidung mit sich bringt. Eines der probaten Mittel diese Komplexität anschaulich darzustellen sind die „Design-Build“ oder „1 zu 1“ Projekte, die dem Entwurfsprozess die Umsetzung im realen (1 zu 1) Maßstab durch die Studierenden folgen lässt. War es in der Entwurfszeichnung noch möglich ein Objekt nur zweidimensional zu erfassen, erfordert dessen tatsächlicher Bau nicht nur ein umfassendes konstruktives Verständnis sondern verlangt auch den Herstellungsprozess zu planen, ebenso die Kosten- und Terminplanung oder rechtliche Aspekte in die Planung zu integrieren.
Der Reiz, das Studienobjekt eines Tages wahrhaft gebaut zu erleben ist ein kräftiger Motivationsschub, der den Lerneffekt dieses ganzheitlichen Verständnisses wirkungsvoll unterstützt.
Ein Projekt, das in einem kulturell und klimatisch völlig unterschiedlichen Kontext steht verstärkt den oben beschriebenen Effekt insofern, als nun als sicher geltende Randbedingungen in Frage gestellt sind. Der Umfang der zu berücksichtigenden Parameter vervielfältigt sich und erfordert eine Unvoreingenommenheit gegenüber der Entwurfsaufgabe, was den Weg für innovative Lösungen ebnet. Umgekehrt öffnet der Blick aus der Fremde auf das eigene Tun die Augen für die Möglichkeit, vertraute Gewohnheiten kritisch zu hinterfragen und – gegebenenfalls – zu ändern.
In Kooperation mit der Jade-Hochschule Oldenburg und der Technical College im Mbarrara ist das Lehrgebiet zur Zeit in die Realisierung eines Experimentalbaus in Uganda beteiligt: Hier soll im Sommer 2016 unter Mitwirkung der Studierenden ein Schulgebäude errichtet werden, dass dem Gedanken des klimagerechten Bauens entspricht.
Vorgängerprojekte in sind u.a. im Nordindischen Zanskar-Tal und in Nord-Kamerun entstanden.
Bis 2050 werden 80% der europäischen Bevölkerung in den Städten leben (WHO, 2014).
In Anbetracht dieses massiven Zuzugs in die Städte, die daraus resultierenden urbanen Verdichtung, des Ressourcenmangels und des Klimawandel stehen die Städte vor der schwierigen Herausforderung, eine angemessene Lebensqualität zu bieten und sich nachhaltig zu entwickeln.
Die Ernährung der wachsenden Stadtbevölkerung durch die traditionellen Anbaumethoden tragen, wegen des massiven Verbrauch des Ackerlands und Wassers, der Verschmutzung des Frischwassers und der CO2 Emissionen für Transport und Lagerung der Nahrungsmittel, zur Klimawandel bei.
Die steigende Nahrungsnachfrage und die Erwärmung der Innenstädte erfordern eine Integrationsstrategie der Landwirtschaft in die städtischen Umwelt, um der urbane Fußabdruck zu verringern.
Dieses Forschungsvorhaben untersucht die Wiederverbindung der Landwirtschaft mit der Stadt und schlägt die direkte Integration der Nahrungszufuhr innerhalb der gebauten Umgebung durch die Nutzung der vertikalen Fläche der Gebäude vor.
Die vertikalen Flächen der Stadt sind ein unerschlossenes Potenzial, dessen Begrünung an der Verbesserung des innerstädtischen Mikroklimas mitwirken kann. Der Zielpunkt der Forschungsarbeit ist, durch die Untersuchung der vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und die Erstellung und Überprüfung eines Prototyps, die architektonischen Integrationsaspekte des Fassadenanbaus mit dem Gebäude und dem Innenraum, sowie die bauphysikalischen gegenseitigen Einwirkungen (bzw. Bessere Nutzung der Energieressourcen, Erhöhung der Luftqualität, Innenraumkomfort, Abfall- und Abwasserentsorgung) zu erforschen.
Die Feststellung einer Strategie zur ökonomischen Durchführbarkeit und Management des Fassadenanbaus im Gebäude- und Stadtbereich kann zur Entwicklung eines Integrationskonzeptes von landwirtschaftlich benutzten Fassaden in einem urbanen Kontext führen.