Die Darstellung Jesu im Tempel

"... Denn meine Augen haben das Heil geschaut..."

Darstellung Jesu im Tempel

Nach dem Gesetz des Mose muss jede Erstgeburt von Mensch oder Tier dem Herrn geweiht werden; als stellvertretendes Opfer genügen bei armen Leuten zwei Täubchen. Dieses Gesetz befolgen Maria und Josef, als sie Jesus vierzig Tage nach seiner Geburt in den Tempel in Jerusalem bringen, um ihm dem Herrn darzustellen (vgl. Ex 13 und Lev 12). Maria reicht das Jesus-Kind, dargestellt wie ein kleiner Erwachsener, über den Altar hinweg dem Simeon, der es mit ehrfürchtig verhüllten Händen entgegennehmen will. Jesu Füße berühren den Altar, auf dem eine rote Decke mit einem goldenen Kreuz ausgebreitet ist. Er trägt den Kreuz-Nimbus (Heiligenschein) und ein purpurnes Gewand - wie später bei seiner Kreuzigung. Jesus hat die Hände wie seine Mutter darbringend ausgestreckt. Er bringt sich Gott als Opfer dar; der „Erstgeborene der ganzen Schöpfung“ (Kol 1,15) ist nicht mit zwei Tauben auszulösen, das weiß der Maler-Mönch, weil er die ganze Heilige Schrift kennt.

Die beiden Alten, Simeon und Hanna, Vertreter des Ersten Bundes, preisen Gott für das Heil, das er vor allen Völkern bereitet hat, „ein Licht, das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für dein Volk Israel“ (V. 31f). Durch die Hingabe Jesu, den Neuen Bund, steht Gottes Heil den Heidenvölkern offen. Das bedeutet keine Herabsetzung Israels, sondern im Gegenteil Ehre (vgl. Röm 11). Dass dies Opfer schmerzlich ist, wird auch die Mutter spüren: ein Schwert wird durch ihre Seele dringen, weiß Simeon (vgl. V. 35).
Auffallend das Spiel mit den Farben: Das Rot von Josefs Umhang mit dem er seine Hände mit den beiden Opfer-Tauben verhüllt, kehrt wieder im Rot des Opferaltars, Marias grüner Mantel in dem grünen Tuch, mit dem Simeon seine Hände verhüllt, die Jesus in Empfang nehmen (Anspielung auf die Eucharistie!). Und die Prophetin Hanna ist gekleidet wie Jesus, der von den Leuten als Prophet angesehen werden wird (vgl. Mt 16,14), als einer, der eine Botschaft von Gott auszurichten hat.

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