Bild der Hohen Karwoche und die Ostertage

"... Haus des Gebetes!"

Tempelreinigung

Der „Vorhof der Heiden“ war der Bezirk des Tempels, bis zu dem Nichtjuden gelangen konnten, die den Gott Israels verehren wollten. Zur Jesus-Zeit konnten jüdische Fromme dort ihre heidnisch-römische Währung in alt-hebräische Münzen wechseln. Die brauchten sie zum Bezahlen der Tempelsteuer und zum Kauf der Opfertiere. Aus einem Ort zum Beten (für die Heiden) war ein Wirtschaftsbetrieb geworden, von dem die Tempelaristokratie profitierte.

Jesus vertreibt in einer prophetischen Zeichenhandlung die Händler aus dem Tempelvorhof und stürzt die Tische der Geldwechsler um: „In der Schrift steht: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes sein. Ihr aber macht daraus eine Räuberhöhle.“ (Mt 21,13) Im Prozess vor dem Hohen Rat wird Jesu Attacke auf dem Tempelberg eine entscheidende Rolle spielen (vgl. Mt 26, 57-68).

Vor dem Eingang zum Tempel steht Jesus, das Wort Gottes im Arm, in der zornig erhobenen Rechten eine Geißel aus Stricken (vgl. Joh 2,15). Vor ihm fliehen die Geldwechsler (der weißgewandete drückt seine Münzen schützend an sich) und die Taubenhändler (zwei Tauben kann er nur mit Mühe festhalten). Geldwechsler (nummularius) und Händler sind im Gegensatz zu Jesus und den Aposteln beschuht, tragen die Kleidung des zehnten Jahrhunderts. Der Geldwechsler am rechten Bildrand ist das eigentliche Gegenüber zu Jesus: farblich gekleidet wie Jesus, sitzt er auf einem Thron (vgl. Mt 23,2), der den Zugang zum Tempelgebäude erschwert, während Jesus vor dessen geöffneter Tür steht.

Jesu Angriff auf den Tempelbetrieb trifft die zutiefst, die dort das Sagen haben. Nicht nur ihre Geldquelle wird ihnen genommen, sondern mit messianischen Autorität beansprucht Jesus das Haus seines Vaters - „Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle“ (Joh 2,16) - auch für sich: „Im Tempel kamen Lahme und Blinde zu ihm, und er heilte sie“ (Joh 21,14). Der Tempel wird zum Haus auch für die Heidenvölker, die in der Endzeit nach Jerusalem geladen werden (vgl. Jes 25,6-8). Kein Wunder, dass die Hohenpriester und Schriftgelehrten fragen, mit welchem Recht er im Tempelbereich so handelt. „Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? Er aber meinte den Tempel seines Leibes.“ (Joh 2, 19-21) Der Konflikt mit der Glaubensbehörde eskaliert, „der Eifer für dein Haus verzehrt mich“ (Ps 69,10).

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