Passend zur Partnerschaftswoche Bolivien-Trier: Das Gleichnis vom reichen Prasser.

In Abrahams Schoß

Das Gleichnis vom reichen Prasser und vom armen Lazarus

Dieses Gleichnis, von dem nur der Evangelist Lukas spricht, ist auf dieser Bildseite in drei Streifen farbenkräftig und auch in den Bildformen „sprechend“ illustriert.

An einer reichlich gedeckten Tafel speist der reiche Prasser zusammen mit andern Tischgenossen. Der Tisch scheint sich noch nach links zu verlängern, aber ein turmartiges Gebilde verwehrt uns die Sicht. Der reiche Prasser, „in Purpur gekleidet“ zeigt mit dem Finger auf das Gericht, das ein Diener in einer prächtigen Schale herbeibringt. Parallel zu dieser im Innenraum sich abspielende Szene blicken wir rechts ins Freie in die dunkelblau hereinfallende Dämmerung.

Dort klopft der arme Lazarus an eine geöffnete rechteckige Tür, die den in etwas eigenartiger Perspektive dargestellten Rundbogen wohl nur im unteren Teil verschließen kann. Das Größenverhältnis zwischen der Szene, die sich im langgestreckten Gebäude abspielt, und der draußen in der Abenddämmerung zeigt wohl, wie unähnlich das Besitzverhältnis der beiden Hauptakteure (Reicher und Armer) dieses Gleichnisses ist.

Lazarus ist splitternackt dargestellt, wohl nicht nur, um ihn als ganz arm zu bezeichnen, sondern auch um auf seinen wundenübersäten Körper hinzuweisen. Bittend erhebt Lazarus seine Rechte. „Indes nur die Hunde kamen und leckten an seinen Geschwüren“, während man an der Festtafel keine Notiz von ihm nimmt.

Der sterbende Lazarus - nackt und verlassen auf der bloßen Erde. Seine Seele jedoch wird von zwei majestätischen Engeln, die eben aus dem in konzentrischen Farbbänden dargestellten Himmel hernieder stoßen, mit einem weißen Tuch umhüllt in den Himmel erhoben. Rechts sitzt bereits die kleine nackte Gestalt - ohne den weißen Umhang - im „Schoße Abrahams“.
 
Dieser jüdische Ausdruck, der die gleiche Bedeutung hat wie die Redewendung: „zu seinen Vätern (d. h. zu den Patriarchen) versammelt werden“ und der die Nähe und innere Verbundenheit mit Abraham beim messianischen Festmahl ausdrücken soll, ist hier bildgetreu wiedergegeben. Der „Thron“, auf dem Abraham sitzt, ist nichts anderes, als die oben beschriebenen konzentrischen Farbbänder, die den Himmel bedeuten. Eine Schar von ebenfalls nackten Seligen umringt lobend und preisend diese Szene. Die saftig grünenden verschlungenen Sträucher und Bäume, sowie die grün-blauen Wellen zu Abrahams Füßen bedeuten sicher die Paradiesbäume und -flüsse.

Ein schauriger Kontrast: Der Reiche - dessen Name nicht genannt ist, und der darum im übertragenen Sinn eigentlich ein „No-Man“ ist, ist in den Augen der Welt ein Prominenter. Zwar umstehen sein prächtiges Todeslager trauernde - und vielleicht auf die reiche Erbschaft wartende – Verwandte, aber sie können den Sterbenden nicht vor dem Untergang retten: Ahnungslos, blind für geistige Realität, sehen sie sogar nicht, was sich hier abspielt: dass zwei pechschwarze rot beflügelte Teufel die Seele des eben Verstorbenen mit ihren krallenbewaffneten Pranken in Empfang nehmen!
 
Rechts: Im schrecklichen Flammenmeer der Hölle sehen wir die kleine nackte Seelengestalt des Reichen, umringt von andern Verdammten und von schreienden Teufeln. Satan, der Hauptteufel, liegt, die Hand- und Fußfesseln an einem Halsring festgebunden, danieder, während die Seele des Reichen mit erhobenen Händen für sich und seine ahnungslos in Saus und Braus lebenden Brüder um Hilfe fleht. Umsonst, wie es im Lukastext weiter lautet. Also keine Hoffnung mehr für die, die ihr Leben sinnlos vertun! Eine deutliche Warnung an alle, die wie der reiche Prasser im Gleichnis, kein Mitleid mit den Armen und Geschundenen in aller Welt haben.
 
Was will der Maler uns sagen, uns, die wir uns Gedanken über die Bedeutung des gefesselten Satans machen? Er will uns - mit seinem besiegten und gefesselten Satan! - Mut und Zuversicht geben! Durch Jesu Tod und Auferstehung ist der Satan ein für alle Mal besiegt. „Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? ...Ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe, noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn“ (Röm 8, 35 und 38-39).

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