Kindermord in Betlehem
Herodes, hier gekleidet wie ein deutscher König (hinter ihm drei Lanzenträger), befiehlt die Ermordung der unter zwei Jahre alten Jungen in Bethlehem. So will er den „neugeborenen König der Juden“ (Mt 2,2) bei Zeiten beseitigen. Vergebliches Unterfangen - wie seinerzeit, als der Pharao die neugeborenen Knaben der Hebräer töten ließ und Mose durch Gottes Eingreifen überlebte (vgl. Ex 1,15-2,15). Ironie der Geschichte: genau den Titel „König der Juden“ lässt Pilatus dreißig Jahre später über dem Kreuz Jesu anbringen - als Grund für seine Hinrichtung.
Rechts vor den Toren von Bethlehem vier klagende Mütter mit aufgelöstem Haar und zerrissenen Kleidern. Eine wendet sich von dem Elend in der Bildmitte ab, die Hände vor den Augen. Eine andere versucht, eins der Kinder vor dem gezückten Schwert des Soldaten wegzureißen.
In der Bildmitte das Massaker der unschuldigen Kinder: „pueri occiduntur“, die Knaben werden getötet. Drei Bewaffnete führen den Befehl des Königs aus, der hinter ihnen steht wie ein Augenzeuge. Eine Spirale von sieben Kindern, fünf von ihnen tot bzw. tödlich verwundet. Den nächsten hat der Soldat mit gezücktem Schwert am Arm gepackt. Ob der siebte sich mit Hilfe der Frau in die Sicherheit der „Stadt“ Bethlehem mit dem prächtigen Gebäude retten kann?
Wir verbinden mit der Advents- und Weihnachtszeit den Wunsch nach Frieden und Harmonie. Da passt dies Bild nicht hinein. Aber es will daran erinnern, dass Jesus Mensch wird, und das heißt, dass sein Sterben so unausweichlich ist wie unseres. Sein Leiden und Sterben am Kreuz gehören zu seiner Menschwerdung dazu. Herodes hat aus Machtgier sogar einige seiner Söhne töten lassen. Seine rasende Eifersucht und Angst öffnen den Blick auf Tod und Auferstehung des Messias Jesus, des Königs aus Davids Stamm.